Coronavirus

Swisscom wertet für Bund Handydaten aus der Vergangenheit aus

26.03.2020, 16:15 Uhr
· Online seit 26.03.2020, 15:02 Uhr
Im Zusammenhang mit der Coronapandemie stellt die Swisscom dem Bund Standortdaten aus ihrem Mobilfunknetz zur Verfügung. Damit soll überprüft werden, ob sich die Schweizerinnen und Schweizer an die Massnahmen des Bundesrats halten.

Quelle: CH Media Video Unit

Anzeige

Im Zusammenhang mit der Coronapandemie haben die Behörden die Swisscom angewiesen, dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) Standortdaten aus ihrem Mobilfunknetz zur Verfügung zu stellen. Das BAG möchte dadurch Hinweise erhalten, ob das Verbot von Menschenansammlungen von mehr als fünf Personen auf öffentlichen Plätzen, auf Spazierwegen und in Parkanlagen eingehalten wird.

Daniel Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, versicherte am Donnerstag vor den Medien in Bern: «Es handelt sich um keine aktuellen, sondern um historische Daten.» Die Daten, die das BAG von der Swisscom erhalte, würden jeweils 24 Stunden zurückliegen.

Dem BAG gehe es einzig darum, nachvollziehen zu können, ob es Muster in den Bewegungen der Menschen gebe. Gemäss dem Fernmeldegesetz wird ein Ausschnitt vor den eingeführten Massnahmen des Bundesrats mit demjenigen eines späteren Zeitpunkts verglichen.

Swisscom versichert: «Daten sind anonymisiert»

Erste Ergebnisse würden nun zeigen, dass sich die Bevölkerung grundsätzlich diszipliniert verhalte und die Empfehlungen und Vorgaben des Bundesrats eingehalten würden, hatte Bundesrat Alain Berset am Mittwoch erklärt.

Wie die Swisscom auf Anfrage von CH Media erklärte, weist deren System Gebiete mit mindestens 20 SIM-Karten auf einer Fläche von 100 mal 100 Metern aus. Die Daten entstehen, wenn sich Smartphones mit den Antennen verbinden. Zugriff auf die Daten sowie auf die entsprechenden Grafiken hätten nur wenige Personen beim BAG.

Die Swisscom versichert, dass die Daten vollständig anonymisiert und aggregiert, also lediglich als Gruppenwert, erkennbar seien. Somit seien auch keine Rückschlüsse auf Einzelpersonen und auch keine Bewegungsprofile möglich. Weder das BAG noch die Swisscom könnten den Standort einer bestimmten Person erkennen.

Salt könnte derzeit keine Informationen liefern

Die Telekomanbieter Sunrise und Salt haben nach eigenen Angaben noch keine entsprechende Anfrage des Bundes erhalten. Wie Salt mitteilte, ist ihr System so aufgebaut, dass Anfragen der legalen Überwachung nur bezüglich einzelner Personen beantwortet werden könnten. Eine Datenabwicklung wie bei der Swisscom könne nicht unverzüglich umgesetzt werden.

(sku)

veröffentlicht: 26. März 2020 15:02
aktualisiert: 26. März 2020 16:15
Quelle: CH Media

Anzeige
Anzeige