Die Blechlawinen häufen sich auf den Schweizer Autobahnen. Nun hat ein Experte einen brisanten Vorschlag, um das Problem zu lösen: Die Höchstgeschwindigkeit soll auf 60 Kilometer pro Stunde reduziert werden. Damit werde der Verkehr flüssiger, sagt Vincent Kaufmann im Gespräch mit dem «Blick».
Kaufmann ist Professor für Soziologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne und Leiter des Labors für Stadtsoziologie an der Fakultät für Architektur, Bau und Umweltingenieurwesen.
Verkehr verlagert sich auf andere Strassen
Dem stimmt auch Michael Töngi von den Grünen zu: «Bei Tempo 60 oder 80 ist der Verkehr flüssiger. Mehr Menschen können die Kapazität nutzen», sagt der Nationalrat im Gespräch mit der Redaktion. Denn: Es sei nicht so, dass ein hohes Tempo bedeute, dass mehr Autos Platz hätten.
Von der SVP klingt es anders. «Ich bin erstaunt, dass ein ETH-Professor einen solchen Vorschlag macht», entrüstet sich Benjamin Giezendanner. «Wenn man auf der Autobahn die Höchstgeschwindigkeit 60 einführt, verlagert sich der Verkehr auf die Kantons- und Gemeindestrassen», ergänzt er.
Grüne fordern maximal Tempo 100
Diesen Punkt erkennt auch Töngi. Es sei klar, dass man nicht nur das Tempo auf den Autobahnen senken müsse, sondern auch auf den umliegenden Strassen. «Es kann nicht sein, dass man auf der Autobahn langsamer fährt als auf den Hauptstrassen.» Deshalb findet er eine Abstufung sinnvoll: Tempo 100 auf den Autobahnen und Tempo 80 oder 60 auf den Hauptstrassen.
Töngi weist darauf hin, dass die Grünen bereits im vergangenen Frühling einen ähnlichen Vorstoss eingereicht hätten. Dieser fordert auf den Autobahnen eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde. «Damit kann nicht nur Stau, sondern auch der Energieverbrauch verringert werden.»
Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli / BRK News
Er findet demnach auch, dass die Temporeduktion auf Autobahnen Sinn ergibt – nur ob es gleich Tempo 60 sein muss, müsse man diskutieren. «Ein tieferes Tempo wäre auch klimapolitisch sinnvoll», so der Nationalrat.
SVP will Strassen ausbauen
Giezendanner schlägt eine andere Lösung vor. «Unser Strassennetz stammt aus den 60er-Jahren, als in der Schweiz noch weniger Menschen lebten.» Bald zähle die Schweiz jedoch neun Millionen Menschen. Deshalb findet der SVP-Nationalrat aus dem Kanton Aargau: «Strassen auszubauen, ist der einzige Weg.»
Zu Tempo 60 auf der Autobahn hat der SVP-Nationalrat aus dem Kanton Aargau eine klare Haltung: Es sei nichts anderes als «Leute mit neuen Einschränkungen zu belästigen» Für ihn ist klar: «Die Idee ist nicht zu Ende gedacht.»
(mai/gin)
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