«Helferglück»

Todkranker Krebspatient wird mit Postkarten überhäuft – ist das lieb?

04.10.2022, 15:59 Uhr
· Online seit 02.09.2022, 16:10 Uhr
Ein junger Mann aus Deutschland liegt mit Krebs im Hospiz. Nach einem Aufruf eines Users erhält der Patient so viele Postkarten, dass er um einen Stopp bitten musste. In der Schweizer Twitter-Gemeinde steht nun das «Helferglück» zur Diskussion.
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Ein deutscher Notfallsanitäter ist so krank, dass ihm keine Ambulanz mehr helfen kann. «Durch mehrere unglückliche Zufälle bin ich jetzt aktuell an meinem Lebensende. Werde heute noch ein Heim für Palliativmedizin kennen lernen. Und dann je nachdem, wie lange ich noch habe. Passt auf euch auf» – diese Worte postete der junge Mann mit dem Twitter-Profil namens «Trapobezieher» Ende August auf Twitter.

Vor einigen Monaten erhielt er die Diagnose Hirntumor. Seither hält der Patient auf Twitter seine Follower fast täglich über die Höhen und Tiefen seiner Erkrankung auf dem Laufenden. Die Anteilnahme der Userinnen und User ist gross, wie unzählige Kommentare zeigen.

«Hat im Berufsleben so vielen Menschen geholfen»

Ein User namens «Intensivdoc» rief kürzlich dazu auf, dem todkranken Mann eine Postkarte zu schicken. «Einer von uns, der Krankenwagenbelademeister Michael, der in seinem Berufsleben so vielen Menschen geholfen hat, liegt im Hospiz», begründete er den Aufruf.

Unter dem Hashtag #PostFuerTrapo zeigten darauf unzählige Userinnen und User Fotos der Postkarten, die zum Patienten unterwegs sind. Neben Karten erhielt der Patient etwa auch eine Pizza.

Einen Tag nach dem Aufruf meldete er sich bei den Absendern jedoch mit einer Bitte: «Hey zusammen, danke, dass ihr alle an mich denkt. Langsam wird es aber dann doch zu viel», schrieb er in einem Post. Wer ihm etwas schicken wolle, solle vorher bitte immer fragen. Auch berichtete er, dass die gelieferten Portionen «immer viel zu viel» seien.

«Helfen ist auch egoistisch»

Auch Schweizer Twitter-Userinnen und -User beschäftigt der sterbenskranke Mann. Eine Userin, die anonym bleiben will, stellte dabei das «Helferglück» zur Debatte. «Dieses Helferglück – warum ist das so eine slippery slope?», fragte sie die Twitter-Community.

Einige User kritisieren die Aktion. «Genau, man will sich das Gewissen reinwaschen. Es wäre effizienter und wahrscheinlich auch besser, wenn man mit den Sachen vor der eigenen Haustür anfängt», schreibt eine Userin. Es gebe überall Heime, bei denen man anfragen könne, ob Hilfe benötigt werde. «Und nicht 1x so schnell, schnell.» Jemand findet, dass sich die Menschen gerne «besonders» fühlten. «Helfen ist auch egoistisch».

Was hältst du davon, wenn fremde Menschen einem sterbenskranken Patienten Geschenke schicken? Schreib es in die Kommentare.

veröffentlicht: 2. September 2022 16:10
aktualisiert: 4. Oktober 2022 15:59
Quelle: Today-Zentralredaktion

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