National League

Unglückliche Aussagen und ein patzender Goalie

· Online seit 31.03.2022, 06:19 Uhr
Vor fünf Jahren steht der HC Davos letztmals im Playoff-Halbfinal. Dass den Bündnern erneut ein frühes Ausscheiden droht, liegt auch an unglücklichen Aussagen von Trainer Christian Wohlwend.
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Christian Wohlwend ist ein sehr authentischer Trainer. Er ist keiner, der um den heissen Brei redet. Jedoch macht es nicht immer Sinn auszusprechen, was man denkt. Nach der 1:4-Heimniederlage im zweiten Spiel der Serie gegen Rapperswil-Jona sagte er gegenüber dem Schweizer Fernsehen auf das Selbstvertrauen der Lakers angesprochen: «Heute habe ich nichts von diesem Selbstvertrauen gesehen.»

Damit schoss er sozusagen ein Eigentor. «Das Interview von ihm gab uns noch viel mehr Selbstvertrauen, pushte uns zusätzlich, umso besser», sagte Doppel-Torschütze Nando Eggenberger nach dem 4:0 am Dienstag, mit dem die Rapperswiler in der Viertelfinalserie nun 3:0 führen. Für das Weiterkommen benötigen sie noch einen Sieg.

Zudem kritisierte Wohlwend nach dem zweiten Spiel explizit Goalie Sandro Aeschlimann: «Er war für einmal nicht gut.» Klar muss ein Torhüter damit umgehen können, dennoch ist eine solche Aussage als unglücklich zu bezeichnen. Wie auch immer, jedenfalls hätte Aeschlimann am Dienstag das 0:1 von Eggenberger (27.) verhindern müssen. Dieser Treffer kippte das Momentum, nachdem zuvor der HCD klar die bessere Mannschaft gewesen war.

Aeschlimann: vom besten zum schlechtesten Wert

Als die Davoser vor einem Jahr in den Achtelfinals an Bern (1:2) scheiterten, wurde Keeper Robert Mayer zum Sündenbock abgestempelt. Er spielte danach in den Überlegungen der Bündner keine Rolle mehr, obwohl der Vertrag bis 2024 weitergelaufen wäre - dieser ist nun per Ende Saison aufgelöst.

Dieses Schicksal droht Aeschlimann kaum, auch weil dessen Vertrag im Februar vorzeitig bis 2027 verlängert worden ist. Fakt ist aber, dass der 27-Jährige ausgerechnet in der entscheidenden Meisterschaftsphase sein Potenzial nicht abruft. War er in der Qualifikation mit einer Abwehrquote von 94,16 Prozent noch die Nummer 1 gewesen, weist er in den Viertelfinals in dieser Statistik mit 83,78 Prozent den schwächsten Wert auf. Zum Vergleich: Der Rapperswiler Torhüter Melvin Nyffeler kommt auf 95,18 Prozent.

Es wäre allerdings zu einfach, das 0:3 alleine an Aeschlimann festzumachen. Schliesslich ist es ohnehin schwierig, mit einem Treffer in zwei Partien zu gewinnen. «Das 0:1 war der Genickbruch», gab Marc Wieser zu. Sie hätten danach zu viel gewollt. «Wir müssen ruhiger bleiben.» Auf was führt er die fehlenden Tore zurück? «Nyffeler spielt ruhig und abgeklärt. Zudem springt der Puck nicht für uns. Wir bräuchten auch mal so einen Treffer wie das 0:1. Ein Tor würde zu einem Push in der Mannschaft führen.»

Davos weiss wie man 0:3 dreht

Jedoch muss auch die Defensive besser werden, zwölf Gegentreffer in drei Spielen sind selbstredend deutlich zu viele. In der Qualifikation hatte nur der EV Zug weniger Tore pro Partie kassiert als der HCD. «Wir spielen offensiv und laufen dann in Konter. Wir wissen eigentlich, dass sie das gut machen, doch wenn du vorne in Puckbesitz bist, riskierst du halt mal einen Pass mehr», sagte Wieser.

Das faszinierende am Sport ist, dass wenig viel ausmachen kann. Immerhin schon dreimal ist es einem Team in der höchsten Schweizer Liga gelungen, ein 0:3 in der Serie noch zu drehen. Zuletzt schaffte dies 2008 der HC Davos (im Viertelfinal gegen Zug). Mit Andres Ambühl und Marc Wieser waren zwei Spieler aus dem aktuellen Team schon damals dabei. So oder so fehlt es den Bündnern nicht an Erfahrung. «Wir wollen sicher nicht in Davos rausfliegen», stellte Wieser klar. Vielleicht findet Wohlwend ja intern die richtigen Worte.

veröffentlicht: 31. März 2022 06:19
aktualisiert: 31. März 2022 06:19
Quelle: sda

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