Walliser Strafanstalten stossen an ihre Grenzen

12.11.2018, 16:00 Uhr
· Online seit 12.11.2018, 13:24 Uhr
Die Gefängnisse im Wallis sind ausgelastet und veraltet. Für 90 Millionen Franken will der Kanton nun die Anlagen modernisieren. Das schafft Platz für ein Drittel mehr Häftlinge als bisher.
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Die vier Gefängnisse in Brig, Crêtelongue, Pramont und Sitten sollen in den nächsten zehn Jahren erneuert, umgebaut und teilweise vergrössert werden, wie der Staatsrat am Montag vor den Medien in Sitten bekannt gab. Das Gefängnis von Martigny hingegen wird definitiv geschlossen.

Die Kapazität im Strafvollzug soll mit der Reform von 268 auf 365 Plätze steigen. An den Gesamtkosten von 90 Millionen Franken trägt der Kanton 65 Prozent und der Bund 35 Prozent.

Einige Räumlichkeiten der Gefängnisse seien in einem schlechten Zustand, sagte Sicherheitsdirektor Frédéric Favre. Die Haftbedingungen in diesen Einrichtungen genügten nur teilweise den heutigen Anforderungen.

Ein Hauptproblem ist auch der allgemeine Platzmangel. Dies führt unter anderem dazu, dass es nicht genug Plätze für bestimmte Vollzugsmassnahmen gibt oder diese in ungeeigneten Einrichtungen stattfinden. Erschwerend kommt hinzu, dass die gleichen Vollzugsmassnahmen zum Teil auf mehrere Standorte verteilt sind.

Priorität der Strafvollzugsreform «Vision 2030» hat die Strafanstalt von Crêtelongue zwischen Sitten und Siders. «Die Gebäude stammen aus dem Jahr 1931, die Kapazität ist unzureichend, die Sicherheit niedrig», sagte Georges Seewer, Direktor der Walliser Strafanstalten.

Auch will der Kanton in Crêtelongue ein neues Zentrum bauen für die Betreuung Inhaftierter, für die ein Gericht eine stationäre therapeutische Massnahme verfügt hat. Der Vollzug ist gegenwärtig im Wallis nicht möglich. Zudem verursacht die ausserkantonale Betreuung hohe Kosten.

Das Gefängnis Sitten wird weiterhin hauptsächlich der Untersuchungshaft für Männer dienen. Durch die Verlegung der Halbgefangenschaft und des Arbeitsexternats nach Crêtelongue kann allerdings ein Flügel für die Untersuchungshaft und den Strafvollzug für Frauen umgenutzt werden. Dabei handelt es sich um ein derzeit im Wallis nicht existierendes Vollzugsregime.

Durch weitere Umbauten in Sitten können künftig alle Tätigkeiten des medizinischen Dienstes an einem Ort zusammengelegt sowie neue Verhörräume, Warteräume und zusätzliche Werkstätten eingerichtet werden. Zudem baut der Kanton in der Nähe der Strafanstalt ein neues Gebäude für die Administrativhaft mit einer Kapazität von 20 Plätzen.

Die Erziehungsanstalt Pramont in Granges, das einzige Institut für den Massnahmenvollzug Jugendlicher und junger Erwachsener in der Westschweiz, wird saniert und vergrössert. Gebaut werden drei neue Wohneinheiten mit je sechs Plätzen sowie neue Werkstätten. Die Anstalt ist zu klein, auf der Warteliste stehen zurzeit 28 Personen.

Die Sanierung des Gefängnisses von Brig, das weiterhin als Untersuchungshaftzentrum dienen soll, ist bereits im Gange.

Damit die von der Regierung präsentierte Reform wie geplant durchgeführt werden kann, braucht es noch die Zustimmung des Parlaments. Der Grossrat muss die verschiedenen Objektkredite absegnen.

Die Kantone des Strafvollzugskonkordats der lateinischen Schweiz (FR, GE, JU, NE, VD, VS, TI) haben das Gesamtprojekt bereits genehmigt. Die neuen Anlagen im Wallis werden auch diesen Kantonen offen stehen.

veröffentlicht: 12. November 2018 13:24
aktualisiert: 12. November 2018 16:00
Quelle: SDA

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