Einkaufstourismus

Waren selber verzollen: So viel nimmt der Bund jährlich ein – trotz Corona

· Online seit 26.09.2021, 08:02 Uhr
Bei der Diskussion im Ständerat über die Zollfreigrenze von dieser Woche ist immer wieder Quickzoll erwähnt worden. Mit der seit 2018 eingeführten App können Waren einfach digital verzollt werden. Doch wird sie überhaupt genutzt? FM1Today hat die Zahlen dazu bekommen.
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Der Ständerat hat am Dienstag beschlossen, dass der Bundesrat Massnahmen treffen muss, um den Einkaufstourismus einzudämmen. Sollte die Zollfreigrenze sinken, würde ein grösserer bürokratischer Aufwand entstehen, war ein Einwand der Gegner. Der St.Galler Ständerat Beni Würth (Die Mitte) antwortete darauf: «Mit der App Quickzoll ist die Verzollung problemlos möglich.»

Die App wurde im Frühjahr 2018 eingeführt, sie soll bei der Warendeklaration helfen. Privat Reisende können damit im Ausland eingekaufte Waren selbst zur Einfuhr anmelden und Abgaben direkt bezahlen. So ist es nicht mehr nötig, eine Zollanmeldung auf Papier auszufüllen.

Nutzung nimmt trotz Corona-Einschränkungen zu

Doch wird die App wirklich genutzt? Nach rund einem Jahr beliefen sich die Einnahmen durch die App laut Angaben des Bundes auf rund 1,1 Millionen Franken. Seither wurden keine neuen Zahlen mehr veröffentlicht.

Auf Anfrage von FM1Today hat die Eidgenössische Zollverwaltung aktuelle Zahlen geliefert. So belief sich der Abgabebetrag (Zoll und Mehrwertsteuer) im Jahr 2019 auf 1,67 Millionen Franken, es gab 19'972 Anmeldungen für Verzollungen.

Überraschend ist, dass diese Zahlen im Folgejahr nochmals gestiegen sind. Simon Erny, Mediensprecher der Eidgenössischen Zollverwaltung, sagt dazu: «Trotz Grenzschliessungen und weiterer Einschränkungen bei Reisen und Einkäufen im Ausland wurde Quickzoll öfter eingesetzt als im Vorpandemie-Jahr.»

So gab es 20'183 Verzollungen und 1,745 Millionen Franken an Einnahmen. «Damit belaufen sich die Gesamteinnahmen über die App seit der Einführung auf gut 5,5 Millionen Franken», sagt Erny. Für das laufende Jahr können noch keine detaillierten Angaben gemacht werden, «wir stellen aber grundsätzlich fest, dass die App auch dieses Jahr rege genutzt wird», so Erny.

Nur kleiner Teil der Gesamteinnahmen

Im Verhältnis zu den Gesamteinnahmen der Zollverwaltung ist das nur ein kleiner Bestandteil. Immerhin wurden in den letzten drei Jahren jeweils Einnahmen von über 20 Milliarden Franken generiert. Der Grossteil dieses Geldes kommt jedoch aus Bereichen, für die die App nicht geeignet ist, zum Beispiel der Mineralölsteuer oder der Schwerverkehrsabgabe. 

Allerdings gibt es teilweise auch schon in diesen Bereichen digitale Lösungen. Weitere werden  folgen und im Transformationsprogramm DaziT ausgearbeitet und schrittweise bis Ende 2026 implementiert, so die Eidgenössische Zollverwaltung.

«Leider haben wir keine Statistik aller Downloads seit der Einführung, jedoch können wir die aktuelle Anzahl Installationen auf aktiven Geräten mitteilen: Das sind derzeit rund 75'000», sagt Simon Erny, Mediensprecher der Zollverwaltung.

Dabei müsse jedoch berücksichtigt werden, dass die App nicht zu jenen gehöre, die täglich verwendet werden. Erny: «Das führt dazu, dass die App für eine bestimmte Reise ins Ausland heruntergeladen wird, anschliessend gelöscht und später erneut heruntergeladen werden kann.»

veröffentlicht: 26. September 2021 08:02
aktualisiert: 26. September 2021 08:02
Quelle: FM1Today

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