Eisbergwasser für 10 Franken

«Wasser aus dem Ausland ist ökologischer Unsinn»

17.12.2019, 09:30 Uhr
· Online seit 17.12.2019, 05:45 Uhr
Diverse Schweizer Detailhändler verkaufen teures und exotisches Wasser aus dem Ausland, zum Beispiel Wasser aus geschmolzenen Eisbergen. Die Händler wollen dem Kunden damit Exklusivität bieten. Der WWF hält das für völlig irrsinnig.
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Ein ganzes Regal im Manor St.Gallen ist gefüllt mit verschiedenen Wasser aus dem Ausland. Importiert sind die Glasflaschen aus Kanada, Fidschi, Norwegen und zig anderen Destinationen weit ausserhalb der Schweiz. «Waters of the World» nennt es das Warenhaus. Exklusiv ist auch der Preis: Dreiviertel Liter Eisberg-Wasser aus Kanada kosten zehn Franken.

Manor ist nicht der einzige Grosshändler, der Wasser aus dem Ausland verkauft. Auch Globus, Migros und Coop setzen auf Marken wie Voss (Norwegen). Doch ist ein solches Angebot in Zeiten des Klimawandels von den Geschäften überhaupt noch vertretbar?

Exklusivität für den Kunden

Manor Schweiz argumentiert, nebst dem Wasser aus der Schweiz mit «Waters of the World» eine gewisse Exklusivität dem Kunden zu bieten. «Die Produkte ‹Waters of the World› sind eine Nische und werden von unseren Kunden nicht für den alltäglichen Gebrauch verwendet», schreibt die Medienstelle auf Anfrage von FM1Today.

Teilweise würden die Kunden das spezielle Design der Flaschen schätzen und deshalb zu solchem Wasser greifen. Zehn solcher Mineralwasser-Sorten hat das Warenhaus momentan im Angebot,  Iceberg Water der Marke Berg aus Kanada, sei das meistverkaufte Wasser der Serie.

Wasser aus Norwegen ist «nicht so schlimm»

Auch die Migros Schweiz hat ihr Sortiment mit Wasser aus dem Ausland aufgestockt. Seit ein bis zwei Jahren verkauft der Detailhändler Wasser der norwegischen Marke Voss, Wasser aus Italien und Frankreich gibt es schon länger. «Wir wollen ein breites Angebot für jeden Geschmack bieten», sagt Christina Maurer, Mediensprecherin der Migros. «Wir haben jedoch immer noch mehr als die Hälfte unseres Mineralwassers aus heimischen Quellen.» Das Wasser von Voss sei gar nicht so schlimm, was die Ökobilanz betreffe: Die Flaschen seien aus Glas und könnten wiederverwendet oder recycelt werden, das Wasser käme zudem per Zug in die Schweiz. « Der Transport hat beim Import von Wasser nur einen geringen Einfluss auf die Umweltbilanz, da bei der Migros 70 Prozent der Getränkelieferungen per Bahn erfolgen», argumentiert Maurer.

Gekauftes Wasser belastet Umwelt bis zu 1000 mal mehr

Der WWF hält nichts vom Wasser-Import. «Das ist ökologischer Unsinn, das braucht es wirklich nicht», sagt Mediensprecherin Corina Gyssler. Nicht einmal den Import von Wasser aus Italien unterstütze sie. «Je nach Herkunft belastet gekauftes Wasser die Umwelt bis zu 1000 Mal mehr als Hahnenwasser.» Deshalb rät der WWF in erster Linie zum Konsum von Hahnenwasser, bei Flaschen auf solche aus der Region oder zumindest der Schweiz. «Wasser aus dem Ausland ist eine unnötige Belastung für die Umwelt», sagt Gyssler.

Der Facebook-Beitrag Nicole-Carola Zimmermann-Weber löste nach der Veröffentlichung am Samstag viele Reaktionen aus. In ihrem Post thematisierte sie den Verkauf von Wasser aus dem Ausland. Speziell das Angebot des Manors in Liestal mit dessen Verkauf von Eisberg-Wasser aus Kanada. Eine Facebook-Nutzerin schreibt: «Wenn es nur das wäre... und Evian Wasser? Und Wein aus Australien? Und Lachs aus Alaska? Und Fleisch aus Argentinien? Und Spargeln aus Mexico?» Andere Nutzer sind sich sicher, dass die Hauptschuld bei den Käufern selbst liege. Jemand schreibt: «Das Problem ist, dass es immer Leute gibt, die sowas kaufen. Und solange so etwas gekauft wird, wird es auch immer angeboten werden.»

veröffentlicht: 17. Dezember 2019 05:45
aktualisiert: 17. Dezember 2019 09:30
Quelle: FM1Today

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