Auszeichnung

Wissenschaftspreis Marcel Benoist für ETH-Materialforscherin

05.09.2019, 12:33 Uhr
· Online seit 05.09.2019, 11:05 Uhr
Die Materialforscherin Nicola Spaldin von der ETH Zürich erhält den Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist. Sie ist erst die zweite Frau, die den Preis erhält.
Anzeige

Mit ihrer Forschung zu Multiferroika legte Nicola Spaldin die Grundlage für eine neue Technologie ultraschneller und energieeffizienter Datenspeicherung, hiess es am Donnerstag in einer Mitteilung der Stiftung Marcel Benoist. Dafür erhält sie den mit 250'000 Franken dotierten Schweizer Wissenschaftspreis.

Multiferroika sind kristalline chemische Verbindungen, die sowohl auf elektrische als auch auf magnetische Felder reagieren. Normalerweise kommen diese Eigenschaften nicht in Kombination vor. Das macht diese Materialien zu einer vielversprechenden Grundlage für die Computer der Zukunft - zum Beispiel um das Silizium in zukünftigen Computerchips zu ersetzen.

An Multiferroika hatten in den 1960er Jahren schon Forscher in der Sowjetunion gearbeitet. Die Forschung stockte aber mangels geeigneter Materialien. In den 1980er Jahren wurden in Genf erstmals multiferroische Materialproben untersucht, die aber so unrein waren, dass sie nicht zu einem Durchbruch führten.

Forschungsfeld revolutioniert

Im Jahr 2000 veröffentlichte Spaldin einen wissenschaftlichen Artikel, in dem sie theoretisch begründete, warum es so wenige Multiferroika gibt. Mit Hilfe von Computersimulationen konnte sie zudem zeigen, wie neue Materialien mit diesen Eigenschaften entwickelt werden könnten.

Damit revolutionierte sie den Forschungszweig zu diesen Verbindungen. Ihre Forschung fokussierte dabei besonders auf Bismutferrit, einem Kristall aus Bismut, Eisen und Sauerstoff, der auch bei Raumtemperatur seine multiferroischen Eigenschaften behält.

Spaldin zeigte sich erfreut, einen Preis zu erhalten, mit dem schon viele namhafte Wissenschaftler ausgezeichnet wurden. «Der Preis ist auch eine tolle Anerkennung für mein Team von ausgezeichneten Forscherinnen und Forschern», liess sie sich in der Mitteilung zitieren. Er bestätige ausserdem, welche wichtige Rolle Materialforschung spiele, um verschiedene Aspekte des Lebens zu verbessern.

Vorbild für den Wissenschaftsbetrieb

Bundesrat Guy Parmelin, Präsident der Stiftung Marcel Benoist, wird die Auszeichnung am 7. November in Bern offiziell überreichen. Er lobte die Neugier und den Durchhaltewillen Nicola Spaldins, mit der sie ein Vorbild für den gesamten Wissenschaftsbetrieb sei.

Die ETH-Materialforscherin ist erst die zweite Frau in der fast 100-jährigen Geschichte des Wissenschaftspreises Marcel Benoist, die die Auszeichnung erhält. Die erste war 2009 die Mikrobiologin Françoise Gisou van der Goot von der ETH Lausanne. Spaldin erhielt für ihre Forschung bereits mehrere hoch dotierte Auszeichnungen, unter anderem den europäischen Körber-Preis und den L'Oréal-Unesco-Preis.

Die Stiftung Marcel Benoist vergibt den Wissenschaftspreis seit 1920 für herausragende Forschung, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist. Er gilt als einer der wichtigsten Forschungspreise der Schweiz. Zehn der Preisträger erhielten später einen Nobelpreis. Seit 2018 koordiniert der Schweizerische Nationalfonds die Auswahl für den Wissenschaftspreis Marcel Benoist.

veröffentlicht: 5. September 2019 11:05
aktualisiert: 5. September 2019 12:33
Quelle: sda

Anzeige
Anzeige