Zürcher Forscher attestieren Medien relativ gute Leistung
Die Schweizer Medien haben in der Coronakrise relativ gut berichtet und viele Leute erreicht: Dies ist das Fazit des aktuellen Jahrbuchs «Qualität der Medien», das vom Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich herausgegeben wird. Die grossen Profiteure der Krise seien dennoch internationale Tech-Konzerne wie Google und Facebook.
Trotz gestiegener Nachfrage und mehr verkauften Abonnements habe die Krise nämlich die finanzielle Verletzlichkeit der Schweizer Medien aufgezeigt, so die Studienautoren mit Blick auf den krisenbedingten Einbruch der Werbeeinnahmen und die damit verbundenen Sparmassnahmen bei vielen Medienhäusern. «Alle grossen Schweizer Medienhäuser haben weitere Kostensenkungsmassnahmen und eine Reduktion des Stellenetats angekündigt oder bereits umgesetzt», konstatiert Studienleiter Mark Eisenegger in dem am Montag publizierten Bericht.
Defizite beim Wissenschaftsjournalismus
Profiteure dieser Entwicklung seien internationale Tech-Firmen wie Google und Facebook, die zwar ebenfalls unter der Krise gelitten hätten, deren Position insgesamt aber stärker geworden sei. Gerade junge Medienkonsumenten informierten sich weitgehend über aggregierte News. Ein Trend sei ausserdem die Verbreitung über Messengerdienste wie Whatsapp.
Die Qualität der Berichterstattung sei in der Krise «relativ gut gewesen», so die Forscher. Es habe sich aber auch gezeigt, dass es im Bereich Wissenschaftsjournalismus Defizite gebe. So seien in der Krise häufig Experten aus der Wissenschaft interviewt worden – dabei sei eine Einordnung der Aussagen aber ausgeblieben. Die Autoren der Studie erklären sich dies damit, dass die personellen Ressourcen im Bereich Wissenschaftsjournalismus knapp geworden seien.
Insgesamt hat in der Schweiz laut Studie nur noch weniger als die Hälfte der Bevölkerung Vertrauen in die Medien. Gemäss einer Umfrage wird die Aussage, man könne den Medien vertrauen, von 26 Prozent der Befragten verneint, 30 Prozent finden, man könne dieser Aussage weder zustimmen noch sie ablehnen. Im internationalen Vergleich sei dies ein vergleichsweise guter Wert, so die Studie.
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