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Zürcher Forscher zeigen: Syphilis war in Europa früher verbreitet als gedacht

· Online seit 13.08.2020, 17:00 Uhr
Forschende der Universität Zürich haben herausgefunden, dass Syphilis bereits vor Ende des 15. Jahrhunderts in Europa grassierte. Vorläufer der Krankheit könnten gar 2500 Jahre alt sein.
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(agl) Die sexuell übertragbare Krankheit Syphilis grassierte vor allem vom späten 15. bis ins 18. Jahrhundert. Eine neue Studie zeigt nun jedoch, dass der Syphilis-Erreger Treponema Pallidum wohl bereits vor dieser Zeit in Europa verbreitet war, wie die Universität Zürich am Donnerstag mitteilte. Diese Entdeckung widerspricht der weit verbreiteten These, dass die Krankheit im Jahr 1493 mit Christoph Kolumbus und seiner Mannschaft nach Europa kam.

Die Forschenden haben bei vier archäologischen menschlichen Überresten aus Finnland, Estland und den Niederlanden Treponematosen nachgewiesen. Die Untersuchungsergebnisse legen nahe, dass die Krankheitserreger bereits aus dem frühen 15. Jahrhundert bis zum 18. Jahrhundert stammen. Die Forschenden stiessen bei ihren Untersuchungen auch auf eine unbekannte Treponema-Linie, die heute nicht mehr als Krankheit existiert, aber gemäss der Mitteilung Ähnlichkeiten mit allen modernen Treponema-Unterarten hat.

Vorgänger des Erregers entwickelte sich vor 2500 Jahren

Ebenfalls nachweisen konnten die Forschenden die Krankheit Frambösie, die heute fast nur noch in den Tropen und Subtropen vorkommt und ähnlich wie die Syphilis über die Haut übertragen wird. «Unsere Daten zeigen, dass die Frambösie damals in Europa verbreitet war», wird Verena Schünemann, Professorin für Paläogenetik an der Universität Zürich, in der Mitteilung zitiert.

Der gesamte Stammbaum der Treponema-Erreger könne nun besser datiert werden, so Schürmann weiter. Genetische Analysen der Studie hätten gezeigt, dass sich der Vorgänger aller modernen Unterarten bereits vor mindestens 2500 Jahren entwickelte. Die verschiedenen Treponematosen könnten sich zusammen entwickelt haben und vor oder während interkontinentaler Kontakte genetisches Material ausgetauscht haben, so Schürmann. «Vielleicht müssen wir unsere bestehenden Thesen zu Syphilis und anderen treponemalen Krankheiten revidieren.»

veröffentlicht: 13. August 2020 17:00
aktualisiert: 13. August 2020 17:00
Quelle: CH Media

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