Mit Feiern, Reden und Feuerwerk hat die Schweiz sich gefeiert

01.08.2019, 21:00 Uhr
· Online seit 01.08.2019, 09:42 Uhr
Fahnen, Feuer, Feuerwerk und Reden: Am Donnerstag hat die Schweiz ihren Geburtstag gefeiert. In Stadt und Land traten Politikerinnen und Politiker auf, und die Bundesfeier auf dem Rütli verzeichnete einen Besucherrekord.
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Der Keystone-SDA-Ticker hat laufend berichtet:

Umweltministerin Simonetta Sommaruga hat am Nationalfeiertag das Freiburgische Greyerzerland besucht. Sie plädierte in ihrer Ansprache am Abend für den Naturschutz und Massnahmen gegen die globale Erwärmung.

«Die Natur zu schützen, liegt im Interesse unserer Bevölkerung und unserer Kinder», sagte die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) in Greyerz laut Redetext.

Ihre Aufgabe als Vorsteherin des Uvek sei nicht nur, Infrastruktur zu bauen und zu verbessern. Man müsse auch die Folgen dieser Entwicklung in Bezug auf die Natur beachten. Gerade in Zeiten, da sich das Klima erwärme, sei dies unabdingbar, so Sommaruga.

«Die Öffentlichkeit erwartet von uns Politikerinnen und Politikern, dass wir konkrete und wirksame Massnahmen gegen die globale Erwärmung ergreifen», sagte die SP-Bundesrätin. Sie forderte zum Handeln auf - gemeinsam mit Unternehmen und Bauern.

Die Schweiz schafft sich neue Kampfflugzeuge nicht fürs Militär an, sondern für die Bevölkerung. Alle Mittel zum Schutz vor Gefahren aus der Luft müssten erneuert werden, sagte Bundesrätin Viola Amherd am Abend der Bundesfeier in Münster VS.

Dabei gehe es um den Schutz aller Menschen, den Schutz von Land, Wirtschaft und Infrastruktur, erklärte Amherd in ihrer allerersten 1. Augst-Ansprache als Bundesrätin. Heimat sei da, wo sich ein Mensch zu Hause fühle.

Immer mehr Menschen würden sich bewusst, dass man der Umwelt Sorge tragen müsse, sagte die Walliserin. Bewusst sei ihnen auch, wie viel Leid und Schäden Lawinen, Schlamm und Hochwasser anrichteten. Münster und weitere Gommer Gemeinden könnten ein Lied davon singen. Was hätten sie 1970, 1987, 1993 oder 1999 getan, wenn sie nicht auf die Solidarität hätten zählen können, fragte Amherd gemäss Redetext.

Bundesfeier und Winzerfest in Vevey VD an einem Tag: Bundespräsident Ueli Maurer hat vor der fast vollbesetzten Arena bei schönstem Wetter die 1.-August-Ansprache gehalten. Er sei stolz, Schweizer zu sein, sagte er. Maurer lobte in seiner auf Französisch gehaltenen kurzen Rede die Traditionen, Werte und Wurzeln der Schweiz. Die Arbeit in den Reben sei Sinnbild dafür.

Auch auf das Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU ging Maurer ein und fragte sich, welchen Weg die Schweiz einschlagen müsse. Es gebe eine Wahl «zwischen Freiheit und Abhängigkeit». Gewisse Leute wollten dem «riesigen Gebilde», dem die Schweiz gegenüberstehe, Kompetenzen abtreten.

Maurer erklärte sich bereit, mit Kritikern der Schweiz und jenen, die Druck auf das Land ausübten, ein Glas Weissen zu trinken. Aber nicht dazu, auf das zu verzichten, was die Stärke der Schweiz ausmache: Bescheidenheit und Bewusstsein für den eigenen Wert. An der Urne habe das Volk stets seine Verbundenheit mit der Freiheit bezeugt.

Mehr als 350 Bauernfamilien haben etwa 150'000 Gäste zum 1. August-Brunch empfangen. Auf einem Alpbetrieb in L'Etivaz VD mischte sich auch Aussenminister Ignazio Cassis unter die Gäste.

Der Brunch ist Gelegenheit, die Höfe zu besuchen und von den Produkten der Bauern und Bäuerinnen zu kosten, wie der Schweizerische Bauernverband am Donnerstag schrieb. Alle Gäste essen jeweils gemeinsam an langen Tischen, ob nun im Stall, auf Vorplätzen, im Hof oder auf der Alp. Der Brunch wurde heuer zum 27. Mal durchgeführt.

Mit einen Rekordaufmarsch ist auf dem Rütli der 1. August gefeiert worden. Am Fest wurde die Milizarbeit als zentraler Bestandteil der Schweizer Gesellschaft gewürdigt.

2200 Personen hatten sich für den Besuch auf dem Rütli angemeldet. Dies seien so viele wie noch nie, sagte Jean-Daniel Gerber, scheidender Präsident der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG), die die Feier organisiert.

Dieses Jahr hat die SGG den Schweizerischen Gemeindeverband und den Schweizerische Feuerwehrverband als Gäste zu der Feier eingeladen. Damit sollte ein Zeichen gesetzt werden für den Wert der freiwilligen Arbeit zu Gunsten der Gesellschaft.

Festrednerin Heidi Z'graggen erinnerte in ihrer Ansprache daran, wie ihr Vater als Feuerwehrmann in Silenen jeweils nachts bei Feuersbrünsten und Unwettern ausrückte - dorthin, wo eigentlich niemand hin wolle. Das Milizsystem bezeichnete sie als «Goldstandard der Schweizerischen Beteiligungsdemokratie». Leider fehle oft die Wertschätzung für die wichtige und anspruchsvolle Arbeit der Milizpolitikerinnen und -politiker.

Bundespräsident Ueli Maurer fordert zum Nationalfeiertag Einsatz für Unabhängigkeit und Freiheit. Die Schweiz sei sozusagen eine Erbschaft, die ihre derzeitigen Bewohnerinnen und Bewohner nur auf Zeit erhalten hätten, um sie ihren Kindern weiterzugeben.

«Ich bin unendlich dankbar für das, was Dutzende von Generationen erarbeitet haben», sagte der Bundespräsident in seiner im Internet aufgeschalteten Rede. Roter Faden in der über siebenhundertjährigen Geschichte der Schweiz sei der Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit, für den mutige Frauen und Männer eingestanden seien.

Weltweit träumten Menschen davon, ihr Leben selbst zu bestimmen, so wie es im politischen System der Schweiz möglich sei. Die heutige Schweiz nannte Maurer «eine Erbschaft». Geerbt oder eben geliehen hätten sie die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner aber nur auf Zeit, um sie ihren Kindern weiterzugeben. Maurer mahnte, Schweizer Werte wie Freiheit, Sicherheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung nicht zu verschleudern.

Am Winzerfest ist die päpstliche Schweizergarde Ehrengast. Die Leibwächter im Vatikan defilierten kurz vor Mittag in Vevey. Am Nachmittag wurde Bundespräsident Ueli Maurer als Festredner erwartet.

Am Vormittag beobachteten tausende Menschen den Umzug der Schweizergardisten zwischen dem Bahnhof und der Arena in Vevey. Unter Applaus und vor den Linsen der gezückten Smartphones zogen die Gardisten zusammen mit Ehemaligen in Richtung Seeufer.

Gegenseitige Solidarität und Kompromisse machen in den Augen von Innenminister Alain Berset die Schweiz zum stabilen Land und sind Grundlage für den Wohlstand. Berset hielt seine Bundesfeier-Rede am Donnerstag in Yverdon VD.

Die direkte Demokratie mache die Schweiz einzigartig, sagte Berset laut Redetext. Sie stütze sich auf gegenseitige Solidarität und den Respekt, die die Menschen füreinander hätten. Und sie stützte sich auf in ausführlichen Diskussionen geschmiedete Kompromisse und nicht auf erbitterte Kämpfe.

Als Beispiele für solche Kompromisse nannte Berset den Vorschlag der Sozialpartner für eine Reform der beruflichen Vorsorge, den finanziellen Zustupf für ältere Arbeitslose, die trotz Bemühungen keine Stelle mehr finden, und den AHV-Steuer-Deal. Diese Vorlage hatte das Stimmvolk im Mai genehmigt.

Gegen Mittag hat auf dem Rütli die 1.-August-Feier begonnen. Ehrengäste sind Feuerwehrleute und Gemeindepolitikerinnen und -politiker. Auch dieses Jahr sind hunderte Personen mit dem Schiff zur «Wiege der Eidgenossenschaft» gefahren. Die Festansprache wird die Urner Regierungsrätin Heidi Z'graggen halten.

Die Organisatoren der Feier hatten den Schweizerischen Feuerwehrverband (SFV) und den Schweizerischen Gemeindeverband (SGV) ein; der SFV feiert sein 150. Bestehen und der SGV begeht heuer das Jahr der Milizarbeit. Die Bundesfeier auf dem Rütli steht deswegen unter dem Motto «Engagement für die Gesellschaft».

Das Basler 1.-August-Feuerwerk über dem Rhein hat am Mittwochabend laut Polizei 110'000 Schaulustige angezogen. Sie verfolgten das Spektakel bei leicht kühlem Sommerwetter am fast wolkenlosen Nachthimmel vom Ufer und von Brücken aus.

Zu grösseren Zwischenfällen kam es während der offiziellen Feierlichkeiten nicht, wie die Kantonspolizei Basel-Stadt in der Nacht auf Donnerstag mitteilte. Beamte hätten allerdings diverse Streitereien schlichten müssen.

veröffentlicht: 1. August 2019 09:42
aktualisiert: 1. August 2019 21:00
Quelle: SDA

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