Sie hat es gerne feucht und hell

· Online seit 10.07.2019, 16:44 Uhr
Im Kanton St.Gallen gibt es 51 extrem seltene Pflanzenarten. Unter anderem lebt der seltenste Baum der Schweiz, die niedrige Birke, in der Nähe des Gründenmoos. Der Kanton hat einen Aktionsplan zum Erhalt und der Förderung erstellt.
Krisztina Scherrer
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«Wir haben hier etwas ganz, ganz besonderes – einen kleinen Baum, den es hierzulande nur noch ein Mal gibt», sagt Simon Zeller vom Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St.Gallen. Die niedrige Birke steht im Wald in der Nähe des Gründenmoos. «Der Baum war während der Eiszeit sehr verbreitet und jetzt hat er sich langsam in den Norden zurückgezogen.»

Waldstück wird ausgelichtet

Der Baum braucht einen Torfboden und das ist heutzutage sehr selten in der Schweiz. «Er hat es gerne kühl und hier wird es immer wärmer, deshalb hat sie in diesem Stückchen Wald überlebt», so Zeller. Damit die Birke erhalten bleibt, muss der Boden feucht bleiben. «Ausserdem braucht sie Licht. Das heisst, wir müssen schauen, dass der Wald nicht zu dicht wird.» Deshalb wird dieses Waldstück regelmässig ausgelichtet, sodass sie die richtigen Bedingungen zum Wachsen hat. «Gegen die Temperaturen können wir aber leider nichts machen.»

«Dem kleinen Baum geht es relativ gut»

Die niedrige Birke hat im Waldstück beim Gründenmoos die richtigen Bedingungen zum Wachsen: «Dem kleinen Baum geht es relativ gut. Weil es nur einen hat, ist das Risiko aber gross. Es könnte jemand kommen und ihn ausreissen oder umtrampeln – dann ist er einfach weg», so Zeller. Als Schutzmassnahme wurde die Pflanze deshalb eingehagt, dies soll sie vor Wanderern oder Tieren schützen.

Aktuell probiert der botanische Garten in St.Gallen über einen Steckling so einen Baum nachzuziehen und diesem einen «Kollegen» zu geben, damit sich die Baumart fortpflanzen kann. «Ob das gelingt und erfolgreich ist, wissen wir nicht», sagt Zeller. Es wäre durchaus denkbar, dass die niedrige Birke auch in anderen Teilen des Kantons überleben kann. «Es gibt noch 53 Hochmoore im Kanton.»

«Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage»

Insgesamt gibt es 51 Pflanzenarten im Kanton St.Gallen, die extrem selten und gefährdet sind. «Wir haben viele Pflanzen, die unsere Aufmerksamkeit verdient haben», so Zeller. Es sei wichtig, die Leute auf das Thema zu sensibilisieren: «Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage, gibt uns Nahrung und Medikamente. Schlimm wird es erst, wenn die Pflanzen weg sind – vorher merkt man das gar nicht.» Es sei Aufgabe des Kantons, die Arten im Auge zu behalten und zu erhalten.

Der Kanton St.Gallen hat zum Erhalt und der Förderung der Pflanzen einen Aktionsplan erstellt. Das Ziel: In den nächsten sieben Jahren den Rückgang der Biodiversität zu stoppen. «Dazu haben wir verschiedene Massnahmen ergriffen, der Erhalt dieser Pflanze ist eine davon», sagt Zeller.

 

veröffentlicht: 10. Juli 2019 16:44
aktualisiert: 10. Juli 2019 16:44

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