Ein Bier zuviel und dann ab ins Spital

· Online seit 21.02.2017, 17:42 Uhr
Wer trinkt nicht gerne ein kühles Bier oder einen Schümli-Pflümli im Liegestuhl neben der Skipiste? Alkohol beim Skifahren ist bei uns normal, zu viel davon kann aber gefährlich werden. Die Polizei greift trotzdem nicht ein.
Fabienne Engbers
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«Wir haben ein paar Beizen, die für ihren Après-Ski bekannt sind», sagt Nuot Lietha, Mediensprecher von Davos Klosters. Dort gehe jeweils der Pistenrettungsdienst vorbei und sammle alle ein, die nicht mehr fähig sind, mit ihren Skiern die Talabfahrt anzutreten. «Der Pistenrettungsdienst leert die Restaurants und schaut, dass alle nach unten kommen», sagt Nuot Lietha.

Nach der Schlusskontrolle nicht alleine fahren

Nicht in allen Skigebieten ist der Après-Ski gleich wichtig wie zum Beispiel in Davos oder Arosa. Heinrich Michel, Geschäftsführer der Bergbahnen Flumserberg, schickt die letzten Gäste um 16.30 Uhr von  ins Tal. «Der Wirt macht die Gäste darauf aufmerksam, dass die letzte Abfahrt antreten müssen. Ein Pistenpatroulleur nimmt die letzten dann mit und macht eine Schlusskontrolle.» Leider sei es aber immer so, dass es schwarze Schafe gebe, die den Heimweg alleine antreten würden.

Alkohol ist das eine, die Pistenpräparation das andere

Für Heinrich Michel ist der Alkoholpegel und die Sturzgefahr für die Skifahrer nicht das ausschlaggebende Problem bei der späten Talabfahrt. «Die Pistenfahrzeuge bereiten die Pisten für den nächsten Tag vor, diese sind teilweise mit Seilwinden an Masten angemacht, die man nicht auf den ersten Blick sieht. Für einen Skifahrer ist es sehr gefährlich, wenn er in diese Seilwinden hinein fährt», sagt er.

Auch bei den Bergbahnen Pizol und Davos liegt die primäre Gefahr bei den Pistenfahrzeugen, die Skifahrern und Snowboardern in der Dunkelheit zum Verhängnis werden können.

«Skifahren ist eine Freizeitbeschäftigung»

Während betrunkene Velofahrer bestraft werden, unternimmt die Polizei gegen den Après-Ski auf den Pisten nichts. «Auf der Skipiste ist man nicht im Strassenverkehr unterwegs, sondern es ist eine Freizeitbeschäftigung und da macht die Polizei keine Kontrollen», sagt Gian Andrea Rezzoli, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen. Die Polizei appelliert an die Vernunft der Skifahrer. «Man ist mit hohem Tempo unterwegs und das kann genauso gefährlich sein, wie im Strassenverkehr», sagt Rezzoli.

Auch die Suva appelliert an die Vernunft der Skifahrer. «Wir wissen leider gar nicht, wie gross das Problem mit Alkohol auf der Piste ist, da wir keine genauen Zahlen haben», sagt Samuel Aegerter, Kampagnenleiter Schneesport der Suva. Daher thematisiert die Suva in ihren Kampagnen vor allem die körperlichen Voraussetzungen wie Kraft und Fitness.

Die Suva hat jedoch eine klare Meinung zum «Kafi am Pischterand»: «Alkohol fördert die Risikobereitschaft und mindert die Reaktion, daher sollte man auf der Skipiste darauf verzichten», sagt Samuel Aegerter.

Bei Unfällen wird Polizei gerufen

Es gibt kein Gesetz, dass Alkoholkontrollen auf den Skipisten vorschreibt. «Ist aber jemand auf der Skipiste verunfallt, nimmt die Polizei wie bei jedem anderen Unfall alle benötigten Daten auf, dazu gehört auch die Messung des Alkoholpegels», sagt Gian Andrea Rezzoli. «Ist Alkohol im Spiel, kann dies Auswirkungen auf die Versicherungsleistungen haben oder gar strafrechtliche Massnahmen mit sich ziehen.»

Eine Statistik darüber, wie viele Unfälle unter Einfluss von Alkohol geschehen, wird keine geführt. Es gibt aber wahrscheinlich eine grosse Dunkelziffer, besonders bei Selbstunfällen. «Es ist sehr gut möglich, dass sich der eine oder andere das Knie verrenkt oder den Arm bricht, weil er zuvor im Après-Ski war. Weil in diesen Fällen die Polizei aber nicht mit einbezogen wird, haben wir dazu auch keine Statistik», sagt  Rezzoli.

Ist Après-Ski mit der Skipiste vereinbar?

veröffentlicht: 21. Februar 2017 17:42
aktualisiert: 21. Februar 2017 17:42

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