Eine weitere WM-Medaille wäre ein toller Erfolg

30.03.2019, 07:06 Uhr
· Online seit 30.03.2019, 03:30 Uhr
Eine Woche nach dem WM-Triumph der Frauen um Skip Silvana Tirinzoni starten die Curler des CC Genf in der Nacht auf Sonntag in die Weltmeisterschaft der Männer im kanadischen Lethbridge.
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Im südlich von Calgary gelegenen, rund 100'000 Einwohner zählenden Lethbridge wurde 2012 die WM der Frauen durchgeführt. Die Davoserinnen um Skip Mirjam Ott bescherten dem Schweizer Frauencurling den ersten WM-Titel seit 29 Jahren und leiteten eine Zeit der grossen Erfolge ein. Seither wurden auch die Skips Binia Feltscher (2014 und 2016), Alina Pätz (2015) und Silvana Tirinzoni Weltmeisterinnen.

Im Schweizer Männercurling dauert die Titellosigkeit auf Weltniveau 27 Jahre. Nach dem Sieg von Markus Eggler 1992 erreichten auch Andreas Schwaller vor 18 und Ralph Stöckli vor 16 Jahren WM-Finals - die sie aber verloren. In Lethbridge würden die Genfer also allein schon mit dem Vorstoss in den Final etwas Historisches erreichen.

Nach dem genannten 2. Platz von Stöcklis St. Galler Crew 2003 haben einzig noch die Genfer um Skip Peter De Cruz für die Schweizer Männer WM-Medaillen errungen. Sie taten es mit Bronze 2014 in Peking und 2017 in Edmonton. Mit der dritten Medaille in ihrer dritten WM-Teilnahme würde De Cruz mit den erfolgreichsten Schweizer Skips Peter Attinger, Jürg Tanner und Patrick Hürlimann gleichziehen. Als Letzter der drei gewann Olympiasieger Hürlimann seine dritte Medaille vor 20 Jahren. Auch hierbei könnte De Cruz etwas Historisches vollbringen.

Ein Blick in das 13 Teams umfassende Teilnehmerfeld von Lethbridge zeigt jedoch, dass die Mission für die Olympia-Dritten Valentin Tanner, Peter De Cruz, Sven Michel und Benoît Schwarz äusserst schwierig werden wird. Denn auf dem Papier sind die ersten zwei Plätze schon vor Turnierbeginn vergeben: an die Kanadier um Kevin Koe und die Schweden um Niklas Edin. Der 44-jährige Koe will in seiner vierten WM-Teilnahme zum dritten Mal triumphieren. Nur 2014 ging er leer aus, als er das Spiel um Bronze just gegen die Genfer verlor.

Heute ist Koe mit seinem auf zwei Positionen veränderten Team aus Calgary so stark wie nie. Im Februar gewann er die als WM-Qualifikation zählende kanadische Meisterschaft gegen erstklassige Konkurrenz mit elf Siegen in elf Spielen. Ein solcher «Sweep» war seit 2009 keinem Skip mehr geglückt. Koe freut sich ungemein auf das WM-Turnier, denn er bekommt erstmals die Chance, vor dem breiten Publikum im eigenen Land Weltmeister zu werden. 2010 hatte er in Cortina d'Ampezzo gewonnen, 2016 in Basel.

Der nimmersatte Titelverteidiger Niklas Edin aus Karlstad ist mit drei WM-Titeln schon einen Schritt weiter als Kevin Koe. In der ewigen Bestenliste liegt nur noch der heute 87-jährige Kanadier Ernie Richardson vor Edin. Richardson wurde zwischen 1959 und 1963 viermal Weltmeister. Dies in einer Zeit, als die WM mit Teams aus höchstens vier Nationen und noch ohne die Schweiz ausgespielt wurde.

Die WM der Frauen in Silkeborg hat gezeigt, dass Prognosen nach Papierform nicht viel wert sein müssen. Niemand hätte die Kanadierinnen und die Schottinnen auf den Plätzen 8 und 10 erwartet. Möglicherweise wird auch in Lethbridge einiges anders verlaufen, als man vermutet. Nebst den Schweizern werden jedenfalls beispielsweise auch Olympiasieger USA (John Shuster) und Europameister Schottland (Bruce Mouat) die Plätze im Final nicht kampflos den beiden Favoriten überlassen.

veröffentlicht: 30. März 2019 03:30
aktualisiert: 30. März 2019 07:06
Quelle: SDA

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