Ob Kunststücke auf dem Fahrradlenker sitzend vorführen oder zu zweit auf einem Velo fahren. Mit dem, was Mama, Papa und die Polizei früher verboten haben, kämpfen die Kunstradfahrer um Titel – und das alles ohne Helm. An den Weltmeisterschaften in Lüttich gab es zweimal Silber für die Ostschweiz
«Zuerst waren wir enttäuscht, weil wir als amtierender Weltmeister angetreten sind», sagt Céline Burlet. Die Sirnacherin hat mit ihrem Team soeben Silber gewonnen, doch damit gleichzeitig den dritten WM-Titel in Folge verpasst. «Wir mussten das Resultat zuerst verdauen, jetzt ist die Stimmung im Team aber wieder gut», sagt Burlet.
Rücktritt mit der Silber-Medaille
In sechs Disziplinen, darunter auch Einzel-, 2er- oder Teamwettkampf, zeigen die Athleten ein Programm mit verschiedenen Übungen. Diese werden bewertet. Werden sie nicht korrekt durchgeführt, gibt es Abzüge. Das Sirnacher Team, wo neben Burlet auch Flawia Zuber sowie Jennifer und Melanie Schmid mitfahren, trainierte vor der WM dreimal in der Woche – neben einem Vollzeit-Job oder Studium. Das ist mit ein Grund, warum die Sirnacher mit der Silbermedaille im Gepäck zurücktreten. «Wir wussten, dass man diesen Sport nicht ewig machen kann», sagt Burlet. Die Rücktrittsgedanken seien schon länger präsent gewesen, am Wochenende wurden sie Realität. «Am Schlussbankett sind einige Tränen geflossen.»
Begonnen hat das Kunstrad-Abenteuer für die Sirnacherinnen während der grossen Schulferien vor einigen Jahren. «Wir haben als kleine Kinder einen Ferienplausch-Kurs belegt.» Ein Team sind die vier Damen seit mittlerweile zehn Jahren. Ein wenig geht die Karriere aber noch weiter: Im Frühling 2019 verabschieden sich die vier an einem Showevent in Münchwilen.
Auch Gewinner aus Uzwil
Die Sirnacher sind nicht die einzigen Medaillengewinner aus der Ostschweiz. Auch Fabienne Hammerschmidt und Lukas Burri aus Uzwil erreichten an der WM den zweiten Rang.
Die beiden Uzwiler wurden zusammen bereits fünfmal Schweizer Meister und Vize-Europameister. Im Kunstradfahren sind Männer jedoch eine Seltenheit: «Mir hat die Verbindung von Eleganz, Kraft, Gleichgewicht und Geschicklichkeit schon immer sehr gut gefallen», sagt Lukas Burri gegenüber dem St.Galler Tagblatt. Obwohl Mixed-Teams im Kunstradsport eher ungewöhnlich sind, bilden er und Hammerschmied seit 2013 ein Team. Das ist kein Problem für Burri: «Ich bin schon lange mit viel Frauen im Training und so gab es von Beginn weg keine Berührungsängste.»