Ärger wegen Einlasskontrollen vor FCSG - GC

31.10.2017, 16:40 Uhr
· Online seit 31.10.2017, 16:35 Uhr
Fans der Grasshoppers üben Kritik an strengen Kontrollen durch die St.Galler Stadtpolizei beim Kybunpark. Die Rede ist sogar von einer Retourkutsche für die unerwünscht frühe Anreise der Gästefans. Die Polizei winkt ab.
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Daniel Walt/St.Galler Tagblatt

Nein, es war kein schöner Sonntagnachmittag für die Anhänger der Zürcher Grasshoppers. Ihre Lieblinge verloren die Auswärtspartie gegen den FC St.Gallen mit 1:3. Darüber hinaus ärgerten sich viele Zürcher Fans über die rigorosen Einlasskontrollen vor dem Spiel – Kontrollen, wie sie in St.Gallen seit Jahren nicht mehr praktiziert worden seien.

«Völlig willkürlich»

Was ist passiert? Ein Anhänger der Zürcher hält gegenüber «Tagblatt Online» fest, die ersten rund 150 Gästefans seien problemlos in den Kybunpark eingelassen worden. In der Folge seien dann aber Hunderte Anhänger genauestens und ohne jeden sichtbaren Anlass kontrolliert worden. Viele hätten ihre Identitätskarte zeigen müssen, teils sei diese sogar eingescannt worden. Andere mussten angeblich ihre Adresse auf einem Zettel notieren und diesen dann in eine Kamera halten. Als die Zeit bis zum Anpfiff knapp geworden sei, seien die restlichen Gästefans dann plötzlich wieder ohne Kontrollen eingelassen worden.

Ein weiterer GC-Fan bestätigt die Kontrollen, die sich in einem abgesperrten Bereich beim Eingang zum Gästesektor abgespielt hätten. Die Einsatzkräfte seien anständig gewesen, betont er. Er versteht aber genauso wie viele andere GC-Fans nicht, weshalb die Polizei «völlig willkürlich» Hunderte Anhänger genauestens kontrolliert habe. Zusätzliche Brisanz erhält die Geschichte durch Gerüchte, die sich im GC-Sektor in Windeseile verbreiteten. St.Galler Polizisten hätten von einer «Retourkutsche» gesprochen, berichteten einige Anhänger. Der Fanzug der Zürcher sei für den Geschmack der St.Galler Einsatzkräfte viel zu früh am Bahnhof Winkeln eingetroffen. Dies, weil die SBB dem Wunsch der Zürcher Anhänger nach einer frühen Anreise entsprochen hätten.

Böller und ein Flaschenwurf

Dionys Widmer, Sprecher der St.Galler Stadtpolizei, bestätigt auf Anfrage, dass ein Teil der Gästefans beim Einlass in den Kybunpark genauer überprüft worden sei. «Bei der Einfahrt des Extrazugs und auf dem Fanmarsch zum Stadion hatten einige Gästefans Böller gezündet, und beim Stadion war es zu einem Flaschenwurf gekommen», sagt Widmer. Zudem seien mehrere kleinere Sachbeschädigungen begangen worden, indem Schilder mit Klebern versehen worden seien. Aufgrund dessen habe die St.Galler Stadtpolizei versucht, jene Leute zu eruieren, die dafür verantwortlich gewesen seien. «Zudem suchten wir wegen früherer Vorfälle in St.Gallen und anderswo nach bestimmten Personen», sagt Widmer. Die Kontrollen beim Stadioneinlass seien somit nicht willkürlich erfolgt - man habe gewisse Fangruppen innerhalb der GC-Anhängerschaft systematisch kontrolliert aufgrund von Verdachtsmomenten.

Über 770 Gästefans waren laut Dionys Widmer nach St.Gallen gereist. Knapp 200 wurden beim Einlassprozedere genauer kontrolliert, wie Widmer sagt. Die entsprechenden Anhänger mussten ihre Identitätskarten vorweisen, zudem wurde abgeklärt, ob sie Pyros auf sich trugen. «Von sieben Personen nahmen wir die Adressen entgegen, von diesen Fans wurden auch Fotoaufnahmen gemacht», sagt Widmer.

«Gefahr von Ausschreitungen steigt bei früher Anreise»

Alle GC-Anhänger hätten das Spiel ihrer Mannschaft im Kybunpark schliesslich verfolgen können, hält Dionys Widmer weiter fest. Pyrotechnisches Material fanden die Einsatzkräfte bei ihren Kontrollen nicht. Ob sich unter den kontrollierten Fans solche befanden, die sich vor dem Spiel oder bei früherer Gelegenheit etwas zuschulden haben kommen lassen, ist laut Widmer Gegenstand der noch laufenden Abklärungen. Aussagen, die Polizei habe die GC-Fans wegen ihrer frühen Anreise schikanieren wollen, weist Widmer zurück. Er bestätigt zwar, dass es die Polizei nicht gerne sieht, wenn die Gästefans schon eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff in St.Gallen-Winkeln eintreffen – «ganz einfach deshalb, weil dann die Gefahr von Ausschreitungen steigt», sagt er.

Dieser Artikel erschien am 31. Oktober 2017 zuerst auf Tagblatt Online.

veröffentlicht: 31. Oktober 2017 16:35
aktualisiert: 31. Oktober 2017 16:40

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