FCSG-Captain Lukas Görtler will Traum von Kind erfüllen
Schwarz und wuchtig steht er da auf dem Kornhausplatz beim St.Galler Bahnhof: Ein Block, auf dem Passanten ihre Wünsche, Hoffungen und Träume ans Leben festhalten können. Mit farbiger Kreide können sie den Satz «Bevor ich sterbe, möchte ich ...» vollenden. «Das Leben so geniessen und gestalten wie ich will», steht da beispielsweise. «Die Liebe so richtig erfahren», «meine Familie wieder sehen» oder kurz und bündig «Petra heiraten». Und eben auch: «... mit Görtler Fussball spielen.» Und dahinter: 1879, das Gründungsjahr des FC St.Gallen, umrahmt mit einem Herz.
Es ist offenbar ein Herzenswunsch, den eine unbekannte Person an der Wand äussert. Von wem die Botschaft stammt, ist unklar, schliesslich werden keine Kontaktdaten hinterlegt. Doch geht man nach der etwas krakligen Schrift, dürfte es sich dabei um ein Kind halten. Der im Wunsch angesprochene, FCSG-Kapitän Lukas Görtler, griff die Botschaft auf Instagram auf: «@ostschweizerfachhochschule, wie finde ich dieses Kind?», schreibt der Fussballer in einer Story auf seinem offiziellen Account an die Ostschweizer Fachhochschule gerichtet, schreibt das «St.Galler Tagblatt».
Diese steckt nämlich hinter dem Kubus auf dem Kornhausplatz. Genauer noch: Das Institut für Pflegewissenschaft. Der Block spielt die Hauptrolle im Projekt «Bevor I die – Bevor ich sterbe», mit dem die Verantwortlichen die Vergänglichkeit des Lebens thematisieren wollen. Zwischen dem 30. April und dem 25. Mai wird der Block jeweils für eine Woche an verschiedenen Standorten in St.Gallen aufgestellt und Passanten können ihre Wünsche und Hoffnungen ans Leben festhalten. Das Gesellschaftsprojekt ist ein globales Exportprodukt: Bereits an über 5000 Wänden, in 78 Ländern und in 25 Sprachen wurde das Satzfragment «Bevor I die – Bevor ich sterbe» befestigt. Nun auch in St.Gallen.
Lukas Görtler möchte den Wunsch erfüllen
Warum reagiert Lukas Görtler auf die flüchtige Botschaft an der Wand? «Ich fand es einfach cool, dass diesem Kind offenbar als erstes der Wunsch eingefallen ist, mit mir Fussball spielen zu wollen.» Das zeige auch schön, dass bei Kindern solche Lebenswünsche einen anderen Zeithorizont hätten als bei Erwachsenen, sagt Görtler: «Diesen Traum möchte ich jedenfalls, wenn irgendwie möglich, Realität werden lassen.»
Fanarbeit, insbesondere mit Kindern, sei ihm wichtig, wie der FCSG-Captain auf Anfrage sagt. «Dafür nehme ich mir immer gerne Zeit.» Einen konkreten Hinweis auf den Urheber der Botschaft, hat Görtler aber noch nicht erhalten. Es hätten sich allerdings bereits Eltern bei ihm gemeldet, der Wunsch an der Wand könnte theoretisch auch von ihrem Kind stammen.
Wie realistisch ist es, das Kind zu finden?
Die Verantwortlichen des Projekts haben derweil auch von Görtlers Aufruf auf Instagram erfahren und wollen nun ihrerseits prüfen, ebenfalls einen Aufruf via soziale Medien zu starten, um den Wunsch zu realisieren. Andrea Kobleder, Professorin am Institut für Pflegewissenschaft und Co-Projektleiterin, schätzt es aber als unrealistisch ein, die Person hinter der Botschaft zu finden: «Und selbst wenn, auf einen Aufruf würden sich wohl dreissig Kinder melden.»
Was, wenn’s tatsächlich klappen sollte? Was, wenn der Urheber der Botschaft an der Wand tatsächlich gefunden wird? Dann würde er das Kind an ein Training des FC St.Gallen einladen und mit ihm im Anschluss ein paar Bälle aufs Tor schiessen, sagt Görtler. Kurz: «Dem Kind eine coole Zeit geben!»
Und Co-Projektleiterin Kobleder sagt: «Das Ziel des Projektes wäre mehr als übertroffen. Wir hätten es geschafft, nicht einfach die Wünsche der St.Gallerinnen und St.Galler zu dokumentieren, sondern auch tatsächlich einen zu erfüllen.»
Die unbekannte Person ist im Übrigen nicht der einzige FC-St.Gallen-Fan, der seinen Wunsch an der Wand platziert. Eine weitere Person wünscht sich vor seinem Tod, «dass der FCSG Weltmeister wird».