Spitzguuge

FCSG: Vorsicht vor dem Lausanne-Captain

· Online seit 21.11.2020, 15:20 Uhr
Am Sonntag empfängt der FC St.Gallen Aufsteiger Lausanne, dessen Captain Stjepan Kukuruzovic (31) bei seinem letzten Auftritt im Kybunpark einen Doppelpack schnürte – allerdings noch für die Espen. «Die Weitschüsse des Ex-St.Gallers sind Lausannes Geheimwaffe», schreibt Sportjournalist Dominic Ledergerber.
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Der Sommer 2018 bleibt Stjepan Kukuruzovic für immer in spezieller Erinnerung: Es ist die Zeit, als ihm Frau Marina Töchterchen Emilia schenkt und den heute 31-jährigen Linksfuss erstmals zum Vater macht. Sportlich läuft es dem Berner Oberländer mit kroatischen Wurzeln hingegen nur mässig.

Sein neuer Trainer beim FC St.Gallen heisst Peter Zeidler und dieser setzt im Mittelfeld nicht auf «Kuki», sondern auf Dereck Kutesa (heute Stade Reims), Majeed Ashimeru (heute RB Salzburg) und Jordi Quintillà (heute FCSG-Captain). Die Reise nach Sarpsborg, wo die Espen in der Europa-League-Qualifikation scheitern sollten, macht Kukuruzovic nicht mit – nicht aus sportlichen Gründen, sondern weil ihm das Risiko, so die Geburt seiner Tochter zu verpassen, schlicht zu gross ist.

Dafür rotiert ihn Peter Zeidler drei Tage später gegen Thun (3:2) erstmals in die Startelf, Kukuruzovic dankt es mit zwei Weitschuss-Toren in den ersten zehn Minuten (!) und einer Torvorlage noch vor der Pause. Trotzdem ist es sein Abschiedsspiel im Kybunpark, nur wenige Tage später zieht die frischgebackene Familie in die Westschweiz. «Quasi aus dem Kreissaal in St.Gallen direkt nach Lausanne», sagt Kukuruzovic und lacht.

Gute Gespräche mit Zeidler

Es ist eine Geschichte, die viel über den defensiven Mittelfeldspieler mit dem linken Hammer aussagt. Wenn Stjepan Kukuruzovic zurückblickt, tut er dies ohne Bitterkeit. Er sagt: «Ich hatte viele gute Gespräche mit Peter Zeidler. Er sah andere Spieler vor mir und hat mir das auch offen mitgeteilt. Ich war aber in einem Alter, in dem ich spielen und auch Verantwortung übernehmen wollte.»

Und genau so kommt es auch. Kukuruzovic trifft in Lausanne auf Giorgio Contini, der schon in Vaduz und St.Gallen auf ihn gesetzt hatte. Auf die vergangene Saison hin macht ihn Contini zum Captain, Kukuruzovic dankt es mit 24 Torbeteiligungen in 39 Pflichtspielen und führt den FC Lausanne-Sport in die Super League zurück.

Peter Zeidler nennt ihn «einen guten Fussballer und einen sehr feinen Menschen». Wenn Stjepan Kukuruzovic die Waadtländer morgen auf den Rasen im Kybunpark führt, schliesst sich für ihn ein Kreis.

St.Galler übten selber Freistösse

Zu viel Respekt vor der Lausanner Geheimwaffe wird der FC St.Gallen aber nicht haben. «Wenn ich sah, wie meine Jungs im Abschlusstraining Freistösse versenkten, muss auch Lausanne darauf achten, dass sie uns nicht zu viele Standards zugestehen», sagt Zeidler fast schon drohend.

Die Waadtländer seien eine starke Mannschaft, die noch immer von der Aufstiegseuphorie getragen werde, in Giorgio Contini einen gewieften Taktiker an der Seitenlinie wisse und trotz des Abgangs von Supertalent Andi Zeqiri (zu Brighton) eine Herausforderung sei. «Aber wir schauen in erster Linie auf uns», so Zeidler.

Der FC St.Gallen ist das einzige Super-League-Team, das alle bisherigen sieben Spiele bestreiten konnte, nun aber wird auch er von der Corona-Pandemie heimgesucht: Mit Jérémie Guillemenot, Lukas Görtler und Alessandro Kräuchi wurden gleich drei Stammspieler positiv auf Covid-19 getestet und dürfen am Sonntag nicht mittun. Betroffen von diesen Ausfällen ist besonders Zeidlers rechte Flanke, auf der neben Vincent Rüfli auch Boubacar Traoré in die Startelf rücken könnte.

Sturm: «Keine Lösung herauskristallisiert»

Ungeachtet der Ausfälle taten sich die Espen in dieser Saison schwer mit dem Toreschiessen. Es habe sich in der Länderspielpause «keine Lösung herauskristallisiert», so Zeidler, der jedoch anfügt: «Das ist ein gutes Zeichen, denn alle meine Jungs haben gezeigt, dass sie spielen wollen.» Mit einem Sieg könnte der FC St.Gallen an der Tabellenspitze dranbleiben – genauso wie übrigens auch Lausanne-Sport: Ohne seinen gesperrten Captain Kukuruzovic setzte es für den Aufsteiger vor dem Meisterschafts-Unterbruch die erste Niederlage ab (0:1 gegen Leader Lugano), davor war der Saisonauftakt mit acht Punkten aus vier Spielen bärenstark.

Stjepan Kukuruzovic kehrt also nicht nur in die Lausanner Aufstellung, sondern auch in die Ostschweiz zurück. In die Region, in der sich seine Frau und er stets wohlfühlten. An den Ort, wo im Sommer 2018 Töchterchen Emilia zur Welt kam. Und in das Stadion, aus dem er sich mit seinen zwei Weitschusstoren so eindrücklich verabschiedet hatte.

veröffentlicht: 21. November 2020 15:20
aktualisiert: 21. November 2020 15:20
Quelle: FM1Today

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