Sutter-Storch frisst Contini-Frosch

25.04.2018, 12:21 Uhr
· Online seit 25.04.2018, 12:02 Uhr
Es war ein Schlag ins Gesicht, der auch am Tag danach noch schmerzt. Kein Wunder, dass Giorgio Contini lieber seine Combox ans Telefon gehen lässt. Ein Blick auf sein Facebook-Profil zeigt jedoch, wie sich der Mann, der bis am Dienstag FCSG-Trainer war, fühlen muss.
Stephanie Martina
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Wie geht es Giorgio Contini einen Tag nach seiner Entlassung? Ist er wütend? Traurig? Enttäuscht? Hat er die Ereignisse kommen sehen? Gab es wirklich persönliche Dissonanzen mit Sportchef Alain Sutter? Durfte er der Mannschaft noch Tschüss sagen? Was jetzt?

Am anderen Ende der Leitung klingelt es. Doch niemand geht ran. Einen Tag nach seiner überraschenden Entlassung scheint Contini nicht in der Stimmung, Fragen zu beantworten. Ein Blick auf sein Facebook-Profil lässt jedoch erahnen, wie ihm zumute sein muss: Am Dienstagabend änderte er sowohl sein Profil- als auch sein Titelbild.

Letzteres zeigt wohl, was Contini nach seiner Freistellung getan hat: Er gönnte sich eine Zigarre in der Frühlingssonne. Rund 200 Fans und Wegbegleiter drückten mit einem Like ihr Mitgefühl und Bedauern aus.

Contini am kürzeren Hebel

Noch deutlicher widerspiegelt jedoch das aktuelle Profilbild seine Gemütsverfassung: Darauf ist ein Storch gezeichnet, der einen Frosch verspeist, während der Frosch ihn versucht zu erwürgen. Oberhalb des Bildes der Schriftzug: «Niemals aufgeben!» Das Bild ist zweifelsfrei eine Anspielung auf die Fabel «Der Storch und der Frosch». Die Moral davon: «Der Grössere frisst den Kleineren».

Spielt Contini damit auf die vergangenen Monate an? Seitdem die neue Clubführung um Präsident Matthias Hüppi im Januar das Ruder übernommen hatte, ist rund um Contini kein Stein auf dem anderen geblieben. Seine früheren Vertrauten mussten den Verein bereits verlassen und gegen seinen Willen wurde der ehemalige Physio-Chef Simon Storm zurückgeholt. Zeigt das Bild also symbolisch Continis Situation, Continis Chancenlosigkeit? Er als kleiner, wehrloser Frosch, der Verwaltungsrat und vor allem Sportchef Alain Sutter, der die Trainer-Frage aufwarf, als mächtiger, autoritärer Storch?

«Schöne Ferien!»

Giorgio Continis Facebook-Freunde und Fans können den abrupten Rausschmiss nicht nachvollziehen. Einer von ihnen schreibt: «Und weiter geht's Giorgio. Man muss nicht immer alles verstehen können und wollen. Dass du Toparbeit ablieferst, ist unbestritten. Forza Giorgio Contini!». Von mehreren Dutzend Anhängern gibt es tröstende Worte - manche davon mit bitterem Beigeschmack: «Giorgio, das tut mir unendlich leid für dich. Hoffe, der FCSG wird die nächsten Spiele als Verlierer vom Platz gehen, damit ‹Sutterli› und Hüppi merken, da fehlt einer aber gewaltig! Der FCSG hat jetzt zwei Fans weniger! Dir wünsche ich alles Gute und so schnell wie möglich einen neuen Job!». Andere sehen bereits das Positive: «Schade», schreibt ein Fan: «Wünsch dir schöne Ferien. Geniess es.»

Schwarzer Tag - auch auf Whatsapp

Darauf, dass der gestrige Tag für Contini ein schwarzer war, deutet auch sein Whatsapp-Profilbild hin. Wo er zuvor Fotos von sich als jubelnden FCSG-Trainer hochgeladen hatte oder Schnappschüsse aus seinem Privatleben, von Hund und Kindern, ist heute eine schwarze Fläche. Nur sein Whatsapp-Status ist bislang unverändert geblieben: Er besteht - ironischerweise - nach wie vor aus einem Glücksklee und einem Fussball.

veröffentlicht: 25. April 2018 12:02
aktualisiert: 25. April 2018 12:21

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