EM 2021

Das passiert, wenn es an der EM zu Coronafällen kommt

11.06.2021, 09:37 Uhr
· Online seit 11.06.2021, 06:21 Uhr
Wie handhabt die Uefa Coronavirus-Infektionen bei EM-Teilnehmern, wie unterscheidet sich der Umgang damit von Land zu Land und was bedeutet die Pandemie für die Schweiz? Die wichtigsten Antworten.
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Was sieht das Uefa-Protokoll bei auftretenden Coronavirus-Infektionen in Teams vor?

Der oder die betroffenen Spieler und Funktionäre haben sich umgehend in Isolation zu begeben. Alle anderen werden getestet, dürfen bei negativem Ergebnis jedoch in der Bubble bleiben. Im Falle von positiven Befunden bei Spielern dürfen bis 24 Stunden vor der ersten Partie des betroffenen Nationalteams Ersatzleute nachnominiert werden. Nur Goalies können während des gesamten Turnierverlaufs ersetzt werden. Es gilt für Corona also dieselbe Regelung wie bei schweren Verletzungen. Einem aus dem Kader gestrichenen Spieler ist die Rückkehr ins Turnier zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr erlaubt.

Was geschieht bei eine grossen Anzahl Ansteckungen in einem Team?

Kann eine Mannschaft keine 13 gesunden Spieler (inklusive Goalie) stellen, wird die Partie abgesagt und innerhalb von 48 Stunden nachgeholt. Ist eine Austragung auch dann nicht möglich, wird die Partie 0:3 gegen die betroffene Mannschaft gewertet. Sind beide Teams aufgrund von Corona nicht in der Lage eine Mannschaft zu stellen, entscheiden die Juristen der Uefa über die Wertung. Kann ein Spiel am geplanten Standort nachgeholt werden, wird es am Folgetag vor den regulär angesetzten Spielen ausgetragen. Muss die Partie an einen anderen Spielort verlegt werden, kommt sie dort zur Austragung, wo am nächsten beziehungsweise übernächsten Tag keine Spiele stattfinden. Gemäss Turnierdirektor Martin Kallen hat die Uefa sogar die Möglichkeit,«in ein Stadion auszuweichen, das nicht zu den elf EM-Stadien gehört».

Gelten für alle elf Spielorte dieselben Richtlinien?

Für die Uefa haben die Richtlinien universell Gültigkeit. Kompliziert wird es, da die Gastgeber-Länder unterschiedliche Bestimmungen im Umgang mit dem Coronavirus haben. Hier gilt selbstredend: lokale Gesetze vor Uefa-Richtlinien. Mit vielen Ländern konnte die Uefa im Hinblick auf die EM jedoch Sonderregeln definieren.

Wo drohen am ehesten Konflikte?

In Schottland sehen es die lokalen Bestimmungen vor, dass bei einem positiven Test die gesamte Mannschaft in Quarantäne muss. Am Spielort in Glasgow sind davon vorderhand Co-Gastgeber Schottland, Kroatien und Tschechien betroffen. Beide Teams haben ihre Vorbereitungscamps aus diesem Grund kurzfristig in der Heimat durchgeführt. Auch eine Achtelfinal-Partie soll im Hampden Park ausgetragen werden. Qualifiziert sich die Schweiz als einer der vier besten Gruppendritten für die K.o.-Phase, könnte auch sie davon betroffen sein.

Wie gross ist das Risiko einer Corona-Erkrankung im Schweizer Team?

Laut dem Schweizer Teamarzt Martin Malek ist die Chance gering, dass es in der SFV-Delegation zu Corona-Fällen kommt. Mehr als 90 Prozent der Delegation hätten eine COVID-19-Erkrankung durchgemacht oder seien zumindest einmal geimpft. «Das verschafft uns eine extreme Sicherheit.» Sollte trotzdem ein positiver Fall auftreten, würde das weitere Vorgehen mit den lokalen Gesundheitsbehörden besprochen werden. Eine Quarantäne des Teams, wie es im Herbst gedroht und bei der Ukraine der Fall gewesen sei, sei aufgrund der hohen Durchimpfungsrate nahezu ausgeschlossen, so Malek. «Auch, weil wir nachweisen können, wie hoch der Schutz innerhalb des Teams ist.»

Ist es möglich, die Bubble zu verlassen?

Laut dem Return-to-Play-Konzept der Uefa ist es möglich, in bestimmten Situationen die Bubble zu verlassen. Für das Schweizer Team könnte dies vor allem wegen Torhüter Yann Sommer zum Thema werden, der in den nächsten Wochen zum zweiten Mal Vater wird. Laut dem Schweizer Teamarzt Martin Malek gebe es verschiedene Szenarien. «Yann Sommer ist zweimal geimpft, das verschafft uns viel bessere Möglichkeiten.» Letztlich hänge aber alles davon ab, wann das Kind kommt. «Wir müssen abwarten, was passiert.»

Wie funktioniert die Einreise aus Risikoländern?

In Italien ist die Einreise aus Aserbaidschan derzeit nicht möglich, weil das Land am Kaspischen Meer von den Behörden in Rom auf die Corona-Risikoliste gesetzt wurde. Ausnahmen konnte die Uefa für Personen aushandeln, welche für die EM akkreditiert sind – also Spieler, Staff, offizielle Delegationen und Medien. Allerdings unter der Auflage, dass sie sich nach spätestens 120 Stunden in Italien in eine Bubble begeben und sich nur noch im Hotel, in offiziellen Cars und im Stadionbereich aufhalten. Für die Schweizer Medien hat dies zur Folge, dass nach dem ersten Spiel der Schweiz ihr Sonderflug von Baku nach Rom am Sonntag um rund zehn Stunden verschoben wurde. Somit ist gewährleistet, dass der Aufenthalt der Schweizer Journalisten in Italien bis zur Rückreise nach Baku für das dritte Spiel weniger als 120 Stunden dauert.

veröffentlicht: 11. Juni 2021 06:21
aktualisiert: 11. Juni 2021 09:37
Quelle: sda

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