Fussball

Ein Spiel dauert 90 Minuten? Denkste! So viel wird effektiv gespielt

· Online seit 18.04.2021, 17:01 Uhr
Dass es im Fussball immer mal wieder Unterbrüche im Spiel gibt, wissen wir unterdessen. Dafür gibt es schliesslich die Nachspielzeit. Doch wie viel wird effektiv getschuttet? Und wie lange geht es nach einem Foul, bis wieder gespielt wird? Eine Untersuchung liefert jetzt Zahlen.
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Wir kennen es doch alle: Da liegt ein Spieler ewig nach einem kleinen Schubser am Boden. Natürlich liegt seine Mannschaft in Führung. Und die Zeit läuft unaufhaltsam weiter. Der Schiri zeigt auf seine Uhr und gibt damit zu verstehen, dass er diese Zeit nachspielen lassen wird.

Doch die effektive Nachspielzeit entspricht nie der verloren gegangenen Zeit aus Spielunterbrechungen. So viel ist klar. Jetzt gibt es eine Untersuchung des Datenportals InStat in Zusammenarbeit mit dem Centre international d'étude du sport (CIES), die das genauer angeschaut hat.

Dabei wurden alle Spiele der 30 Top-Ligen Europas, der zweiten Ligen der Top-5-Länder (England, Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich) und der Champions und der Europa League seit dem 1. Juli 2019 analysiert.

So viel wird effektiv gespielt

Dass die Spieler nicht wirklich 90 Minuten dem Ball nachrennen, ist klar. Im Durchschnitt wurde über alle 37 Wettbewerbe gerade mal in 61,3 Prozent des Spiels auch gekickt. Die Schweizer Super League liegt hier mit 60,7 Prozent leicht unter dem Schnitt, weniger wird von den Top-5-Ligen nur in Spanien gespielt (59,3 Prozent). Am meisten effektive Spielzeit über alle Wettbewerbe hinweg gibt es in der israelischen Ligat ha'Al mit 66,9 Prozent.

Übrigens sind die FCSG-Spiele die kürzesten der Super League. Das schreibt zumindest Eduard Schmidt, der Assistenztrainer und Analyst des FCSG, auf Twitter: «Die Spiele unseres FCSG sind im Schnitt die ‹kürzesten› der Liga mit 48.36 Minuten. Die von Lausanne am längsten: 54.91 Minuten.»

Wie lange dauert nun ein Spiel?

Ob ein Spiel länger dauert als 90 Minuten entscheidet der Schiedsrichter mit der Nachspielzeit nach beiden Halbzeiten. Im Schnitt wird in Europa 96 Minuten und 14 Sekunden pro Match gespielt. Besonders grosszügig mit der Nachspielzeit sind die Schiedsrichter in der türkischen Süper Lig mit Durchschnittlich neun Minuten pro Spiel – und das, obwohl in dieser Liga nicht auffällig viele Fouls geschehen (26,9 pro Partie).

Zum Vergleich: In der Schweiz dauert die durchschnittliche Partie 95 Minuten und 56 Sekunden, bei 25,7 Fouls.

Wo wird die Zeit verloren?

Bei Einwechslungen, Torjubel, Abseits, Ball im Aus oder Fouls kommt es zu Unterbrüchen. Auch hier haben die Analysten genau hingeschaut und herausgefunden, wie viel Prozent der Partie ohne effektive Spielzeit welchem Zwischenfall geschuldet ist.

Der Hauptgrund für einen Spielunterbruch: Der Ball fehlt, sprich, er wurde ins Aus geschlagen. Während 21,9 Prozent einer durchschnittlichen Super-League-Partie ist der Ball nicht im Spiel. Damit liegt die Schweiz im Spitzenfeld der Ball-aus-dem-Spiel-Kicker Europas. Nur gerade in vier der 37 untersuchten Wettbewerben ist der Ball länger ausserhalb des Felds: In der Championship (2. englische Liga), der schottischen Premier League, der tschechischen Fortuna Liga und der österreichischen Bundesliga.

Der zweite gewichtige Grund für einen Spielunterbruch ist ein Foul. Hier ist der Anteil jedoch bereits einiges kleiner. In der Schweiz beträgt er gerade mal 13,8 Prozent der gesamten Spielzeit einer Partie.

Wie lange wälzen sich die Spieler nach dem Foul?

Ok, diese Frage wurde nicht so genau angeschaut. Aber immerhin wollten die Studienmacher wissen, wie lange es dauert, bis der Ball nach einem Foul wieder gespielt wird. Zwischen Foulpfiff und Wiederaufnahme der Partie vergehen in der Super League im Durchschnitt 31 Sekunden.

Wenn man nun annimmt, dass eine Partie in der Schweiz fast 6 Minuten Nachspielzeit hat, lohnt es sich also schnell mal, nach einem Foul bei eigener Führung ein bisschen länger am Boden zu bleiben.

Und was sagen uns diese Zahlen?

Die Studienautoren schreiben: «Spannend ist, dass es offensichtlich keinen Zusammenhang zwischen der effektiven Spielzeit und der absoluten Länge des Spiels gibt. Das zeigt, dass der Spielfluss höchstens einen minimalen Einfluss auf den Entscheid des Schiedsrichters hat, wie lange er nachspielen lassen will.»

Auch die Idee, die Zeit bei jedem Unterbruch zu stoppen, wurde untersucht. Diesem Vorschlag erteilen die Autoren jedoch eine Absage: «Das Risiko, dass dominante Teams noch mehr bevorzugt werden, ist schlicht zu gross. Es würde zu einem stärkeren Ungleichgewicht in den Ligen kommen.»

veröffentlicht: 18. April 2021 17:01
aktualisiert: 18. April 2021 17:01
Quelle: FM1Today

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