FCZ-Präsident: «Primitive Vollidioten»

· Online seit 30.10.2017, 20:30 Uhr
Im Gegensatz zum Stadtderby zwischen dem FCZ und GC verlief das Hochrisikospiel zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel vom Samstag ohne grössere Zwischenfälle. Der FCZ-Präsident nahm derweil öffentlich Stellung zu den Ausschreitungen.
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Florian Schoop / NZZ

Intensivere Personenkontrollen, ein grösseres Polizeiaufgebot und ein längerer Einsatz der Ordnungskräfte: Dies sind die Konsequenzen aus den Gewaltexzessen rund um das Stadtderby zwischen dem FCZ und GC von vergangener Woche. Damals machten Hooligans mit Eisenstangen und Baseballschlägern die Gegend rund ums Zürcher Letzigrundstadion unsicher. Solche Szenen will der städtische Polizeivorsteher Richard Wolff (al.) nicht mehr sehen – nicht zuletzt, da diesen Ausschreitungen seit Beginn der Meisterschaft zahlreiche Krawalle vorausgegangen sind. Die Nagelprobe stand bereits eine Woche später an, als sich am vergangenen Samstag der FC Zürich und der FC Basel zum Hochrisikospiel trafen. Die Polizei konnte diesmal die rivalisierenden Fans laut einer Mitteilung erfolgreich in Schach halten. Dennoch kam es zu diversen Störungen.

Bei der Anfahrt aus Basel etwa zogen Fans im Kanton Aargau die Notbremse. Mehrere Gruppen verliessen den Zug, was zu Betriebsunterbrüchen führte. Und als sich die Basler Fans nach dem Spiel in Zürich zum Bahnhof Altstetten zurückzogen, kam es zu diversen Störaktionen von Zürcher Fangruppierungen. Zudem verzögerte sich die Abfahrt, da erneut die Notbremse gezogen wurde und Fans auf den Gleisen die Konfrontation mit den Gegnern suchten. Eine Schlägerei zwischen den Fussballanhängern konnte nur durch einen Einsatz der Polizei verhindert werden. Zwölf Personen wurden wegen Landfriedensbruchs festgenommen und nach einer Überprüfung auf der Wache wieder entlassen.

Die grossen Abwesenden

Nach den Ausschreitungen rund um das Stadtderby zitierte Richard Wolff die beiden Präsidenten der Klubs, Ancillo Canepa (FCZ) und Stephan Anliker (GC), in sein Büro. Diese gelobten Besserung und wollen die Prävention und die Fanarbeit verbessern. Zudem soll ein Expertengremium aufgebaut werden, welches einen Massnahmenplan für die Klubs erstellen soll. Zu einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Sicherheitsvorsteher, um zusammen ein Zeichen gegen die Gewalt zu setzen, erschienen die beiden Präsidenten dann aber nicht. Das brachte ihnen einiges an Kritik ein.

Gegenüber Radio SRF nahm der FCZ-Präsident Canepa am Sonntag mit markigen Worten dafür Stellung zur Gewaltproblematik: «Das sind primitive Vollidioten und keine Fans. Solche Leute wollen wir nicht im Stadion.» Über die Eskalation der Gewalt ist Canepa «schockiert». Er führt sie auf eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft zurück. Der Fussball sei das Opfer, da er mit seiner grossen medialen Aufmerksamkeit den Gewalttätern eine Plattform biete. Hier müsse die Justiz härter durchgreifen. «Wenn solche Typen drei Tage in die Kiste müssten und nicht schon Stunden später entlassen werden, dann hätte das auch eine präventive Wirkung», davon ist der FCZ-Präsident überzeugt. Nicht zuletzt sieht er auch die Eltern solcher Hooligans in der Pflicht: «Sie müssen, Gopfridli nomol, ihre Erziehungsaufgabe wahrnehmen.»

Dieser Artikel erschien erstmals am 30. Oktober in der «NZZ».

veröffentlicht: 30. Oktober 2017 20:30
aktualisiert: 30. Oktober 2017 20:30

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