SFL-CEO Schäfer

Weiterhin nur 1000 Leute im Stadion: «Das wäre für uns der Todesstoss»

· Online seit 29.07.2020, 16:28 Uhr
Die Swiss Football League (SFL) will mit einem neuen Schutzkonzept wieder mehr Publikum in die Fussballstadien bringen. SFL-CEO Claudius Schäfer erklärt die Schwierigkeiten und Chancen im Interview.

Quelle: CH Media

Anzeige

Claudius Schäfer, der Bund spricht davon, das Verbot von Veranstaltungen über 1000 Leute bis Ende März 2021 zu verlängern (FM1Today berichtete). Was bedeutet das für den Profifussball?
Claudius Schäfer: Es gibt derzeit verschiedene Varianten in der Vernehmlassung. Eine davon ist für uns ein absolutes No-go, nämlich dass der Status quo verlängert wird und nur bis zu 1000 Leute im Stadion sein dürfen. Es gibt noch zwei andere Varianten, mit denen wir leben könnten. Aber die Verlängerung des Verbots von Grossveranstaltungen wäre für uns wahrscheinlich der Todesstoss.

Was würde das konkret bedeuten?
Es hätte katastrophale Konsequenzen. Den meisten Clubs würden fast jegliche Einnahmen wegfallen. Wir sind kein Land, das sehr hoch dotierte Fernsehverträge hat. Bei uns kommen 35 bis 45 Prozent der Einnahmen von den Zuschauern und dem Catering. Der Club hätte also schlicht keine Einnahmen mehr. Es würde nicht lange dauern, bis die ersten Insolvenzverfahren kommen würden.

Dann würden einige Clubs verschwinden.
Die Existenz der Liga wäre bedroht. Wir haben zwanzig Clubs. Wenn einige davon wegfallen, könnten wir unseren Meisterschaftsbetrieb nicht mehr durchführen. Das ganze System ist in Gefahr.

Welche Möglichkeiten gibt es, um dieses Szenario abzuwenden?
Wir haben sehr klare Vorstellungen. Unser Schutzkonzept sieht vor, dass wir eine Maskenpflicht im Stadion hätten, es würde keine Gastsektoren mehr geben und leider müssten wir auch die Stehplätze schliessen (FM1Today berichtete).

Keine populäre Entscheidung für die Fans...
Das wäre sehr schade, auch in Bezug auf die Stimmung. Aber ich glaube, im Moment können wir nicht über eine Normalität reden.

Haben Sie Hoffung, dass dieses Schutzkonzept beim Bund akzeptiert wird?
Derzeit läuft die Vernehmlassung bei den Kantonen. Wir geben da Inputs und voraussichtlich wird der Bundesrat am 12. August entscheiden müssen.

Die Regeln müssten aber in jedem Kanton gleich sein.
Es wäre natürlich gut, wenn es keinen Flickenteppich geben würde. Vielleicht gibt es kleine Abweichungen wegen der Infrastruktur. Aber das Übergeordnete, davon bin ich überzeugt, müsste in allen Kantonen gleich sein.

Und wenn das nicht möglich ist?
Dann wird es ganz schwierig. Wir brauchen eine schweizweite Lösung.

Was, wenn der Bundesrat das Schutzkonzept nicht akzeptiert?
Ich muss optimistisch für die Zukunft sein. Wie gesagt: Die Zukunft des Profifussballs steht auf dem Spiel.

Wie fest können Sie in der Vernehmlassung Einfluss nehmen?
Wir konnten formell keine Stellung beziehen. Aber wir haben schon Einfluss. Die Clubs sind in den Kantonen sehr gut vernetzt und haben ihre Interessen eingebracht. Es geht schliesslich auch um Arbeitsstellen. Laut einer Studie hängen rund 3000 Jobs alleine von der Super League ab. Die werden jetzt einfach in Frage gestellt.

Stehen Sie in Kontakt mit den Clubs?
Ich höre jeden Tag ihre Sorgen. Es ist eine schwierige Zeit. Immerhin wird gespielt und wir konnten das eine oder andere Problem lösen. Wir werden nächste Woche einen Meister haben, es gibt eine sportliche Entscheidung. Aber rein finanziell läuft wenig. Den Fans ist es sehr hoch anzurechnen, dass sie sich so solidarisch zeigen. Zum Teil kaufen sie bereits Saisonkarten, obwohl noch nicht klar ist, wie es nächste Saison weitergeht.

(red.)

veröffentlicht: 29. Juli 2020 16:28
aktualisiert: 29. Juli 2020 16:28
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige