Spitzguuge

«Wenn schon Forfait-Sieg, dann für die Ukraine»

18.11.2020, 16:03 Uhr
· Online seit 18.11.2020, 15:47 Uhr
Der Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall ordnete für das komplette ukrainische Nationalteam Quarantäne an, wodurch die Nations-League-Partie gegen die Schweiz verschoben werden musste. «Damit hat sich der Kantonsarzt über die Uefa-Regeln hinweggesetzt», schreibt Sportjournalist Dominic Ledergerber.
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Das 1:1 gegen Spanien am vergangenen Samstag war schon ein grosser Schritt in die richtige Richtung, gestern Abend nun schien die Schweiz den Klassenerhalt in der Nations-League-Gruppe A4 gar kampflos zu schaffen. So zumindest hofft es ein Grossteil der Schweizer Fans, noch immer steht für die Nati von Vladimir Petkovic ein 3:0-Forfaitsieg im Raum.

Der Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall, der die Ukraine in die Quarantäne schickte und damit die Spielabsage herbeiführte, sagte gegenüber blick.ch: «Insgesamt gab es bei den Ukrainern neun positive Corona-Fälle innerhalb von zehn Tagen. Das sind einfach zu viele.»

Nun, diese Meinung darf Doktor Harstall Kraft seines Amtes durchaus vertreten – sie deckt sich jedoch nicht mit der Uefa, deren Richtlinien besagen, dass eine Mannschaft über weniger als 13 gesunde Akteure (davon ein Torhüter) verfügen muss, um ein Spiel absagen zu können. Insofern hat sich der Kantonsarzt über die Uefa-Regeln hinweggesetzt.

Als Napoli nicht anreisen durfte

Es passierte gestern indes nicht zum ersten Mal, dass eine Gesundheitsbehörde dem Spitzenfussball dazwischenfunkte. Prominentestes Beispiel: Anfangs Oktober untersagte das Gesundheitsamt in Kampanien der SSC Napoli eine Reise nach Turin, wo das Spitzenspiel gegen Juventus Turin angestanden hätte. Die Neapolitaner wollten zwar spielen, wegen zwei infizierter Spieler mussten sie sich aber in Quarantäne begeben.

Das damalige Urteil traf die Partenopei knüppeldick: Napoli verlor das Spitzenspiel bei Juventus mit 0:3-Forfait, darüber hinaus wurde der Mannschaft von Gennaro Gattuso ein Punkt abgezogen. Nach dieser Logik müsste man – so unpatriotisch es auch klingen mag – sagen: Wenn schon Forfait-Sieg, dann für die Ukraine! Schliesslich scheiterte die Austragung der Partie an den Schweizer Behörden.

Spiel soll wiederholt werden

Das ist jedoch genau derselbe Käse wie ein Forfaitsieg für die Schweiz oder ein Los-Entschied, der ebenfalls noch im Raum steht. Weder die Ukraine noch die Schweiz tragen Schuld an der gestrigen Spielabsage. Der Absteiger aus der Nations-League-Gruppe A4 soll auf sportlichem Weg ermittelt werden.

Und wenn die Uefa nun mit Terminproblemen argumentieren sollte, ist der Verband (und auch die Sponsoren) gut beraten, auf solch unnötige Testspiele wie vor einer Woche in Belgien zu verzichten.

veröffentlicht: 18. November 2020 15:47
aktualisiert: 18. November 2020 16:03
Quelle: FM1Today

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