Super League

Wird Geiger im Match gegen Sion den Stolz spüren?

· Online seit 03.08.2020, 04:05 Uhr
Thun und Sion: Einer wird in die Barrage verwiesen, der andere schafft den Ligaerhalt ohne Umweg. Es ist die einzige offene Frage in der Super League vor der 36. und letzten Runde vom Montag.
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Als Barragist aus der Challenge League steht seit dem Sonntag der FC Vaduz fest. Wer aus dem Oberhaus sich auf die beiden Entscheidungsspiele wird einlassen müssen, entscheidet sich am Montagabend ab 20.30 Uhr im Fernduell zwischen Thun und Sion. Thun liegt einen Punkt vor Sion und spielt im Letzigrund gegen den FCZ, während Sion in Genf bei Servette gastiert.

Die Voraussetzungen vor dem Match in Zürich könnten fast nicht klarer sein. Die Zürcher um Trainer Ludovic Magnin haben seit dem Coronavirus-Vorfall in ihren Reihen kein Bein mehr vor das andere gebracht: 6 Spiele, 0 Punkte, 2:17 Tore. Eine schwache Tendenz der Besserung kann man den Zürchern bescheinigen: Die beiden Tore erzielten sie in den letzten zwei Spielen. Thun war nach der Herbstrunde mit 9 Punkten aus 18 Spielen das abgeschlagene Schlusslicht. Im Jahr 2020 stellen die Berner Oberländer mit 28 Punkten das drittbeste Team (nach YB und St. Gallen). Seit sechs Runden sind sie ungeschlagen.

Will Servette es noch wissen?

Alles andere als klar sind die Vorgaben des Spiels Servette - Sion. Die Servettiens haben den bemerkenswerten 4. Platz in der ersten Saison nach dem Wiederaufstieg längst sichergestellt. Aber vor ein paar Wochen hat sich das Verletzungspech in Genf niedergelassen. Die Liste der nicht zur Verfügung stehenden valablen Spieler wurde immer länger. Trainer Alain Geiger kam nicht umhin, jungen Spielern, auch solchen aus der U21-Mannschaft, Verantwortung zu geben. Im Match vom letzten Freitag, den Servette in Lugano 1:3 verlor, kamen fünf Teenager zum Einsatz, nebst einem 20- und einem 21-Jährigen. Mit Ausnahme des hochtalentierten Kastriot Imeri hatten sie auf dem verlangten Niveau kaum Erfahrung.

Im Schweizer Cup ist Servette nicht mehr dabei. Die Pause, bis es Mitte September in der Meisterschaft bereits wieder losgehen soll, kommt den Servettiens sehr gelegen. Sie werden buchstäblich die Wunden lecken. Wird Alain Geiger in der Partie gegen Sion das Letzte aus der Mannschaft herausholen, oder wird er eher noch gesunde Leistungsträger entlasten, indem er mit noch mehr Youngsters die 90 Minuten über die Runden bringen wird?

Forscht man im Steckbrief des Wallisers, einem der besten Liberos im Schweizer Fussball, ist die Antwort klar: Geiger wird alles daran setzen, um den Sittenern ein Bein zu stellen. Gerade zu Geigers Aktivzeit war Servette - Sion immer das welsche Derby schlechthin. Seit den Siebzigerjahren hat es die grössere Ausstrahlung als das Léman-Derby Servette - Lausanne. Dass Servette und Sion einander Geschenke machen würden, war seinerzeit einfach undenkbar.

Geiger kennt das Derby von beiden Seiten. Der gebürtige Unterwalliser begann bei Sion und erlebte ab 1980 eine erfolgreiche Zeit mit Servette (Meister 1985), bevor er in seiner zweiten Zeit mit den Sittenern ab 1990 Meister (und zweimal Cupsieger) wurde. Wenn er den Stolz des Derbys noch in sich spürt, wird er seine Spieler am Montag zum Sieg antreiben wollen und alle Valablen mobilisieren, die ihm zur Verfügung stehen.

Nicht nur Geiger war einst vom ausbildenden Landklub Sion zum reichen Stadtklub Servette gewechselt. Auch andere renommierte Spieler wie Umberto Barberis, Jean-Paul Brigger, Alexandre Rey, Christophe Bonvin, Jean-Yves Valentini, Johan Lonfat und Sébastien Fournier gingen diesen Weg. Die meisten von ihnen kehrten früher oder später als Spieler oder als Trainer ins Wallis zurück. In den Auswärtsspielen auf der Charmilles hatte Sion immer ein halbes Heimspiel, denn in Genf gibt es eine grosse Gemeinde von Exilwallisern.

Die Super-League-Spiele vom Montag im Überblick:

Basel - Luzern (bisherige Duelle der Saison: 3:0, 1:2, 1:2). - Montag, 20.30 Uhr. - SR Schnyder. - Absenzen: Alderete (gesperrt), Omlin, Zuffi und Ramires (alle verletzt); Schürpf, Kakabadse (beide gesperrt), Matos, Schwegler, Ndenge, Burch, Ndiaye, Lucas, Eleke, Males, Emini und Binous (alle verletzt). - Fraglich: Pululu; - . - Statistik: Die Basler haben die Konstanz, die es für den Meistertitel gebraucht hätte, in dieser Saison nie richtig gefunden. Allein in den Auswärtsspielen gegen Luzern liessen sie sechs Punkte liegen. Die Luzerner konnten sich nach einer Serie von vier Niederlagen mit einem 2:1 gegen den seinerseits gebeutelten FCZ auffangen. Wegen der vielen Verletzungen hat Trainer Fabio Celestini allerdings Schwierigkeiten, für dieses Kehrausspiel im St.-Jakob-Park eine einigermassen schlagkräftige Startelf zusammenzustellen.

Neuchâtel Xamax - Lugano (1:0, 1:1, 1:1). - Montag, 20.30 Uhr. - SR Stéphanie Frappart (FRA). - Absenzen: Doudin, Gomes, Djourou, Kouassi, Djuric und Araz (alle verletzt); Baumann, Lovric (beide gesperrt), Bottani, Obexer, Covilo, Holender (alle verletzt) und Gerndt (krank). - Fraglich: Oss und Seferi; Lavanchy, Maric und Daprelà. - Statistik: Lugano ist seit sieben Runden (2 Siege, 5 Remis) ungeschlagen. Im Gegensatz dazu verloren die absteigenden Neuenburger ihre letzten drei Spiele, und zwar mit insgesamt 2:11 Toren. Seit ihrem Wiederaufstieg im Sommer 2018 haben die Xamaxiens gegen die Luganesi nie verloren. Fünf von sieben Duellen gingen allerdings unentschieden aus.

Servette - Sion (0:0, 1:1, 1:1). - Montag, 20.30 Uhr. - SR Jaccottet. - Absenzen: Tasar, Routis, Cespedes, Schalk und Sasso (alle verletzt); Cavaré und Raphael (beide verletzt). - Statistik: Vor dem für Sion kapitalen Match - der Gang in die Barrage soll à tout prix vermieden werden - schlägt das Formbarometer für die Walliser aus. Sie liessen sich in den letzten sieben Runden einzig von Meister YB bezwingen und errangen drei Siege. In der gleichen Zeit fuhren die Genfer auf einer Achterbahn. Siege (2), Unentschieden (2) und Niederlagen (3) lösten sich in bunter Folge ab.

Young Boys - St. Gallen (3:2, 4:3, 3:3). - Montag, 20.30 Uhr. - SR Schärer. - Absenzen: Elia, Hoarau, Lauper und Petignat (alle verletzt); Babic, Gonzalez (beide verletzt), Nuhu und Lüchinger (beide rekonvaleszent). - Fraglich: Lotomba; - . - Statistik: Aus der von vielen erhofften Finalissima wird nichts, vielmehr wird man im Wankdorf eine Art Exhibition zwischen den besten zwei Mannschaften sehen können. Die Bilanz der Berner seit Ende Juni ist beeindruckend: acht Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage - und zuletzt fünf Siege am Stück, die letzten vier Siege ohne Gegentor. Wann haben die Ostschweizer letztmals in Bern gewonnen? Es war im März 2005, als YB noch im Exil im Neufeld spielte. Seither nahmen sie aus 25 Meisterschaftsspielen in Bern nur sechs Punkte mit sechs Unentschieden mit.

Zürich - Thun (2:0, 1:0, 2:3). - Montag, 20.30 Uhr. - SR San. - Absenzen: Schönbächler (gesperrt), Tosin, Mahi, Janjicic und Winter (alle verletzt); Kablan (verletzt). - Statistik: Auf dem Papier könnten die Thuner keine bessere Gelegenheit bekommen, den Ligaerhalt aus eigener Kraft sicherzustellen, als in einem Spiel gegen Zürich, das die letzten sechs Partien - nach dem Coronavirus-Vorfall in den eigenen Reihen - allesamt verloren hat. Ebenfalls in diesen sechs Runden war nur der alte und neue Meister YB erfolgreicher als die Berner Oberländer. Die Thuner verloren keines der sechs Spiele und holten zwölf Punkte.

Rangliste: 1. Young Boys 35/73 (77:40). 2. St. Gallen 35/68 (78:53). 3. Basel 35/61 (74:38). 4. Servette 35/49 (56:45). 5. Luzern 35/45 (43:50). 6. Lugano 35/44 (44:46). 7. Zürich 35/42 (42:70). 8. Thun 35/37 (42:64). 9. Sion 35/36 (38:54). 10. Neuchâtel Xamax FCS 35/27 (33:67).

veröffentlicht: 3. August 2020 04:05
aktualisiert: 3. August 2020 04:05
Quelle: sda

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