Er erscheint in einem T-Shirt und mit einem Cap seines neuen Arbeitgebers zum Mediengespräch in der PostFinance-Arena. Dort bereitet er sich nach einem Programm von SCB-Konditionstrainer Roland Fuchs auf die kommende Saison vor. Ausser am Mittwoch und Freitag stehen unter der Woche zwei Einheiten pro Tag auf dem Programm. Das Ziel ist, dass Hischier schneller und kräftiger wird, er drei bis fünf Kilogramm an Gewicht zulegt.
Der Walliser hat bereits am vorletzten Donnerstag, einen Tag nach der Rückkehr aus den USA, das Training wieder aufgenommen. Schliesslich will er bereits in diesem Herbst den Sprung in die NHL schaffen. Die Aussichten sind gut. Der General Manager von New Jersey, Ray Shero, sagte ihm, dass ein Platz für ihn frei sei, er sich diesen aber verdienen müsse.
Ohnehin setzt die Organisation Hischier nicht unter Druck, er soll sich in Ruhe weiterentwickeln. Einen Plan B gibt es allerdings nicht. «Sie gehen davon aus, dass ich den Sprung schaffe», so der 18-Jährige. «Sie stehen hinter mir. Wenn sie merken, dass es nicht reicht, dann sitzen wir nochmals zusammen.» In diesem Fall wäre eine Rückkehr zum SCB die wahrscheinlichste Variante, würde doch ein weiteres Jahr beim Juniorenteam Halifax Mooseheads wenig Sinn machen.
Hischier konnte sich Anfang Juni im vierten Finalspiel um den Stanley Cup zwischen den Nashville Predators und den Pittsburgh Penguins vor Ort selber ein Bild über die NHL machen. «Das war sehr eindrücklich», sagte er. «Ich werde dieses Spiel nie vergessen. Das Niveau war sehr hoch. Es wurde sehr hart gespielt. Ich weiss, dass ich noch nicht an diesem Punkt bin, es kann aber schnell gehen. Ich würde es lieben, mal in einer solchen Partie mitzuspielen.»
Zuzutrauen ist Hischier das auf jeden Fall. Er bringt alles mit, um in der NHL eine gute Rolle zu spielen. Zudem ist er für sein Alter extrem reif, was auch daran liegt, dass er bereits mit 15 Jahren das Elternhaus in Naters verliess und sich dem SC Bern anschloss. Damals wohnte er zusammen mit seinem Bruder Luca, der beim SCB tätig ist, bei seiner Tante in Bern. Auch das Jahr in Halifax stärkte seine Persönlichkeit.
Wer mit Hischier spricht, erhält das Gefühl, als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. Er wirkt extrem unaufgeregt und geerdet, hat einfach Freude am Eishockey. Dabei herrschte ein grosser Rummel um seine Person. Vor einer Woche wurde er in Naters von seinen Fans empfangen, was für ihn sehr «emotional» war.
Zuvor hatten ihn die New Jersey Devils in grossem Stil vorgestellt - am Morgen nach dem Draft flog er per Privatjet in seine «neue Heimat». Unter anderem durfte er ein eigenes Sandwich kreieren. An einem Abend ass er zusammen mit Klub-Legende Patrik Elias, der 1402 Spiele für New Jersey bestritt und zweimal mit den Devils den Stanley Cup (2000 und 2003) gewann. Dabei erkundigte sich Hischier auch über die ganze Reiserei in der NHL.
«Die Tage waren zwar hektisch, ich konnte sie aber auch geniessen», sagte die Schweizer Zukunftshoffnung. «Es kam mir immer noch etwas wie in einem Traum vor. Ich erlebte in kurzer Zeit so viele Sachen.» Die ganze Medienarbeit nimmt er gelassen: «Sie gehört ganz klar dazu.» Was ging eigentlich in ihm vor, als sein Name als Nummer 1 aufgerufen wurde? «Das ist schwierig zu beschreiben. Der Puls ist höher, die Nervosität ist gross. Ich kann mich jedoch nicht mehr erinnern, was mir durch den Kopf ging.» Klar ist, dass New Jersey ihm auf Grund der Gespräche am Scouting Combine in Buffalo gleich sympathisch war. «Ich fühlte mich rasch wohl. Darum war ich umso glücklicher, dass mich die Devils ausgewählt haben», sagte Hischier.
Bereits am Sonntag kehrt er für das Development Camp nach New Jersey zurück, um die Organisation noch besser kennenzulernen. Zuvor bestreitet er am Freitag ein Fussballspiel zusammen mit FIFA-Präsident Gianni Infantino und Stars wie Maradona oder Gianluigi Buffon. «Der Draft ist vorbei. Es war ein super Erlebnis. Aber nun fängt die Arbeit erst richtig an», erklärte Hischier.