«Im Handball läuft mehr als im Fussball»

· Online seit 25.01.2019, 05:54 Uhr
Die Stadien sind voll mit gelb-rot-schwarzen Fahnen, in den Stuben gibt es nur noch eine Sportart, die im Fernsehen läuft: Die Deutschen sind verrückt nach Handball. Rund um die Handball-WM in Deutschland und Dänemark werden zahlreiche Besucherrekorde gebrochen. Der Präsident des Ostschweizer Handballverbands kann das verstehen.
Lara Abderhalden
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Über zehn Millionen Menschen haben den Einzug der deutschen Handball-Nationalmannschaft in die Halbfinals an der WM am Fernsehen verfolgt. Das bedeutet einen Marktanteil von 30 Prozent. So viele Zuschauer gab es gemäss bild.de noch nie in einer K.o.-Runde einer Weltmeisterschaft. Auch nicht im Fussball.

Die Handball-Spiele wurden häufiger eingeschaltet, als das Bundesliga-Spiel Bayern München gegen Hoffenheim vergangenen Freitag. Einzig bei den Fussball-WM-Übertragungen 2018 waren die Einschaltquoten höher als beim Handball.

«Es gibt mehr Tore als beim Fussball»

Für Andreas Hamm, Präsident des Handball Regionalverbands Ost, sind diese Zahlen nicht überraschend. Die deutsche Euphorie komme einerseits vom Erfolg der Nationalmannschaft, hat sie es doch in die Halbfinals geschafft, andererseits habe Deutschland auch eine sehr gute Infrastruktur. «Ich habe selbst schon Spiele in der deutschen Bundesliga verfolgt. Das sind richtige Events mit einer perfekten Infrastruktur.»

Ausserdem sei Handball eigentlich ein Publikumssport und sehr attraktiv: «Beim Handball passiert etwas. Da gibt es viel mehr Tore als im Fussball. Es ist viel spannender.» Man sei viel näher beim Geschehen dabei: «In den modernen Fussball-Stadien sitzt man häufig weit weg vom Spiel, beim Handball kann man den Ball fast schon anfassen.»

Schweizer sind eher zurückhaltend

Auch Silvio Heinevetter, Nati-Torwart der deutschen Mannschaft, sagt in einem Interview mit bild.de: «Bei einem Handballspiel kann man im Vergleich zum Fussball nicht einfach rausgehen, sich ein Bier oder eine Wurst holen und wieder zurück kommen. Man verpasst viel zu viel. Es gibt viel mehr Tore.»

«Handball hat riesiges Potenzial», ergänzt Andreas Hamm. In der Schweiz ist die Euphorie bezüglich des Handballs zurückhaltend. Die Schweizer seien eher verschlossen und: «Der Träger eines Sportes ist das Fernsehen. Sobald eine Sportart im Fernsehen übertragen wird, gibt es auch mehr Leute, die sich das ansehen.» Dies sei in der Schweiz noch nicht der Fall.

Wenig Schweizer Erfolge

Hinzu komme, dass die Schweizer Nationalmannschaft in den letzten Jahren keine grossen Erfolge habe feiern können. «Die Nationalmannschaft war in den letzten zehn Jahren an keiner EM, WM und auch nicht an den Olympischen Spielen. Immer ist sie bereits in den Vorrundenspielen ausgeschieden.»

Die WM in Deutschland und Dänemark dauert noch bis zum 27. Januar. Dann ist das Final-Spiel. Heute Freitag ab 17.30 Uhr sind die Halbfinals. In diesen trifft Deutschland auf Norwegen und Dänemark auf Frankreich. Die deutsche Euphorie geht also noch mindestens eine Runde weiter.

(abl)

 
veröffentlicht: 25. Januar 2019 05:54
aktualisiert: 25. Januar 2019 05:54

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