Der 28-jährige Joshua hält auch noch den (unbedeutenderen) IBO-Gürtel. Er musste noch in keinem seiner 20 Profikämpfe über die angesetzte Distanz gehen, um den Ring als Sieger zu verlassen. Stets setzte sich der Olympiasieger von 2012 vorzeitig durch.
Der 26-jährige Parker hält bei 24:0 Siegen (18 vorzeitig). «Parker ist schnell und kann einen Schlag wegstecken», weiss Joshua vom Video-Studium her.
Parker wirkt indes aufgrund seines Körperbaus deutlich weniger austrainiert als der muskulöse Joshua (1,98 m) und wird gar als «König der Kuchen» verspottet. Dem um fünf Zentimeter kleineren Neuseeländer Parker (1,93 m) ist dies egal. Er hat einen Fast-Food-Giganten als Hauptsponsor, der einen «Parker-Burger» zum Kassenmagneten machte.
«Ich fühle mich nicht als Treppenstufe für Joshua. Natürlich kann Joshua geschlagen werden. Er ist kein Gott. Und ich bin jung, schnell, stark und entschlossen. Ich bin zuversichtlich und viel relaxter als Joshua.»
Parkers Zuversicht wird sich nach Ansicht von Joshuas Trainer Rob McCracken im Ring in Luft auflösen. «Er kann noch so entspannt und siegessicher in den Kampf gehen. Im Ring wird er getroffen. Dann wird er nicht mehr wissen, weshalb er getroffen wurde.»
Parker verzeichnete als Amateur keine nennenswerten Erfolge. Auch konnte er sich nicht für die Olympischen Spiele 2012 qualifizieren. Im Profilager wurde der rund 112 Kilo schwere Hüne behutsam aufgebaut. Parker boxte Gegner von deutlich geringerer Qualität als Joshua. Schliesslich gewann er auch seine drei Titelfights als WBO-Weltmeister jeweils nur nach Punkten.
Joshua kassiert rund 14 Millionen Franken für den Fight gegen Parker, der Neuseeländer die Hälfte. Beide kassieren zusätzlich noch weitere Millionen-Beträge aus den TV-Einnahmen.
Favorit Joshua strebt eine lange Regentschaft mit noch höheren Gagen im Schwergewicht an. Nächstes Ziel ist eine weitere Titelvereinigung mit einem ungeschlagenen Champion, jene gegen den WBC-Titelhalter Deontay Wilder aus den USA.
Joshua würde auch in diesem Fight als Favorit gelten. Wirklich gefährlich könnte ihm wohl Landsmann Tyson Fury werden, wenn dieser wieder das Level seines Punktsieges von 2015 gegen den damaligen Langzeit-Weltmeister Wladimir Klitschko erreichen sollte.
Der 29-jährige Fury muss sich allerdings nach überwundenen Problemen (Depressionen, Drogenkonsum, Übergewicht) erst wieder nachhaltig in Form bringen. Dann könnte der 2,06-Meter-Gigant eine echte Herausforderung für Joshua sein, nimmt man seine Leistung gegen Klitschko zum Massstab. Damals hatte er die Absichten des Ukrainers zwölf Runden lang problemlos «gelesen» und diesen teilweise selbst einhändig vorgeführt.
Der letzte «unbestrittene Schwergewichts-Weltmeister» war übrigens Lennox Lewis. Der Landsmann von Fury und Joshua hielt 2000 die wichtigsten drei Schwergewichts-WM-Titel (WBA, IBF und WBA) gleichzeitig.