Mit frischen Beinen und Fallschirm gegen die bösen Geister

30.07.2019, 07:51 Uhr
· Online seit 30.07.2019, 06:35 Uhr
Rächen sich die späten Gegentore vom Hinspiel oder zahlt sich der Personal-Poker vom Samstag aus? Im Rückspiel der Qualifikation zur Champions League muss der FC Basel gegen Eindhoven liefern.
Anzeige

Marcel Koller riskierte viel am Wochenende. Gleich auf sieben Positionen stellte der FCB-Trainer seine Mannschaft gegen St. Gallen nach dem 2:3 im Hinspiel in Eindhoven um. Auf Captain Valentin Stocker, der leichte Beschwerden im Fuss spürte, Silvan Widmer und Eder Balanta verzichtete er ganz.

Fürs erste ging der Poker nicht auf. Basel verlor zuhause 1:2 und steht vor dem Rückspiel gegen Eindhoven am Dienstag (20.00 Uhr im St.-Jakob-Park) ähnlich wie zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr mit dem Rücken zur Wand. «Ich nehme diese Niederlage auf meine Kappe», sagte Koller, erstaunt über das augenscheinlich grosse Gefälle in seinen Reihen und die Hektik der Jungen auf dem Platz.

Dass Koller alles auf die Karte Eindhoven setzte, hat einen Grund. Dem FCB droht ein ähnliches Szenario wie 2018, als der Klub einen Fehlstart in die Meisterschaft verzeichnete und auf europäischer Ebene in beiden Qualifikationen das Nachsehen hatte, zuerst gegen PAOK Saloniki, dann gegen Apollon Limassol. Raphael Wicky überstand die Turbulenzen nicht. Nach dem Aus gegen Saloniki am Tor zur Champions League wurde er entlassen. Koller übernahm, konnte das Scheitern in der Europa-League-Qualifikation mit der komplett verunsicherten Mannschaft aber nicht verhindern.

Zwölf Monate später kämpft der FCB gegen die bösen Geister des letzten Jahres an. Wieder ist die Europacup-Teilnahme in Gefahr, wieder verlor er in der Meisterschaft in dieser Phase zuhause gegen St. Gallen 1:2. «Für den Klub steht sehr viel auf dem Spiel», ist sich Captain Stocker bewusst. Dass Koller seine Aufstellung wieder zurück rotieren wird, ist klar. Im Training beobachtete der Trainer «eine gesunde Anspannung».

Immerhin hängt der FCB im Moment noch an einem doppelten Fallschirm: Verpasst er den fürs Weiterkommen benötigten Heimsieg gegen Eindhoven, geht es in der Qualifikation zur Gruppenphase der Europa League weiter. Sturm Graz oder FK Haugesund aus Norwegen hiesse dort der Gegner. «Das Ausscheiden gegen Eindhoven wäre ein Dämpfer, aber kein Desaster», sagt Stocker.

Mit diesem Szenario beschäftigen sich die Basler im Moment noch nicht. Trotz der späten Gegentore zum 2:3 im Hinspiel sind die Chancen auf ein Weiterkommen intakt. Ein 1:0 oder 2:1 würde reichen, um in die nächste Qualifikationsrunde (gegen LASK Linz) einzuziehen und so mindestens die Teilnahme an der Europa League zu sichern. Dies ist auch in finanzieller Hinsicht wichtig, sind doch Einnahmen aus dem Europacup fix ins Budget eingerechnet. Im Fall des Misserfolgs müsste der FCB auf seinem Sparkurs auch Spieler verkaufen, die er nur ungern bereits jetzt ziehen liesse - Albian Ajeti zum Beispiel. Ihn nannte Sportchef Ruedi Zbinden am Sonntag auf Teleclub als möglichen Abgang.

Dass Eindhoven im Zuge einiger gewichtiger Abgänge ebenfalls noch auf Formsuche ist, bestätigte das Wochenende. Im niederländischen Supercup unterlag Eindhoven gegen den Doublegewinner Ajax klar. Nach 36 Sekunden stand es 0:1 und am Ende 0:2. Dazu schied mit Sam Lammers der 2:2-Torschütze des Basel-Hinspiels verletzt aus. «Gegen Basel müssen wir wie echte Männer auftreten - nicht wie gegen Ajax», forderte Eindhovens Nationalverteidiger Denzel Dumfries nach der Niederlage. «Dass es ein hartes Spiel wird, ist uns bewusst. Der FCB ist eine reife Mannschaft.» Es liegt an den Baslern zu beweisen, dass sie reif genug sind, um das verwundbare Eindhoven dieses Mal ganz zu packen.

veröffentlicht: 30. Juli 2019 06:35
aktualisiert: 30. Juli 2019 07:51
Quelle: SDA

Anzeige
Anzeige