Pferd statt Schläger: Hingis am CSIO
Ein Reiter nach dem anderen stoppt sein Pferd vor dem Schlagbaum und wartet hochkonzentriert auf das «Go». Bereits für die erste nationale Springprüfung am Morgen haben sich zahlreiche Zuschauer eingefunden. Sie suchen Schutz vor der Sonne unter den wenigen Bäumen. Darunter viele junge Mütter und Väter: «Mit Kindern ist es jetzt ideal, es herrscht noch kein Gedränge und die Kids können die Pferde sehen», sagt eine Mutter.
Nervöses Pferd vor dem Start:
Am Start macht sich ein erster Unmut breit - die Springprüfung ist in Verzug geraten. «So etwas von mühsam», reklamiert ein wütender Reiter. Doch kurz vor Mittag hat sich die Situation normalisiert - und eine erstes Raunen geht durch das Publikum. «Ist das Martina Hingis?» Der Tennisstar nimmt seit geraumer Zeit an Springturnieren teil und stellt sich dieses Jahr der Goodwill-Trophy. «Wir sind stolz, dass sie antritt», sagt Roman Gasser, Mediensprecher des CSIO.
Nach dem Durchlauf strahlt Hingis. «Es hat alles gut geklappt», sagt sie, auch wenn ihre Zeit nicht die beste war. Nach dem Parcours reitet sie das Pferd wieder zu den Stallungen hoch. Hier hat Veterinär Marco Hermann am Vortag die Pferde untersucht. «Priorität hat die Gesundheit der Pferde», sagt Hermann, der seit 30 Jahren für den CSIO arbeitet. Nur ein Pferd wurde dieses Jahr vor dem Turnierstart von seinem Besitzer zurückgezogen. «Es war nicht fit und ist gar nicht erst zum Check angetreten.»
Die Stimmung in den Stallungen ist gegen Mittag entspannt. Springreiter und Pferdepflegerinnen sitzen auf dem Stroh vor den Boxen. «Auf drei Springpferde kommt ein Pfleger», sagt Hermann. «Diese sind quasi wie Butler, die alles für ihre Gäste tun», sagt Hermann. Entsprechend wertvoll sind auch die Tiere: «Der Wert jedes einzelnen Pferds dürfte mindestens im einstelligen Millionenbereich liegen», sagt Hermann und lässt sein Blick über die Stallungen schweifen, wo zurzeit über 150 solcher Spitzenpferde untergebracht sind. «Ich darf nicht daran denken, was der Gesamtwert ist, sonst hätte ich schlaflose Nächte.»