Portugal setzt in der Defensive auf Routine

15.06.2018, 06:24 Uhr
· Online seit 15.06.2018, 04:05 Uhr
Europameister Portugal startet gegen Spanien in die WM. Das Gipfeltreffen ist sogleich der Härtetest für die portugiesische Verteidigung. Pepe, Bruno Alves und José Fonte sind 34-jährig oder älter.
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Den Zenit ihrer Klubkarriere haben Pepe (35), Bruno Alves (36) und José Fonte (34) hinter sich. Besiktas Istanbul, Glasgow Rangers und Dalian Yifang in China heissen die derzeitigen Arbeitgeber der drei portugiesischen Innenverteidiger. Die erfolgreichen Zeiten mit Real Madrid (Pepe), dem FC Porto und Zenit St. Petersburg (Alves) oder in der Premier League (Fonte) liegen bereits länger zurück. Während die Ablösesumme für den Niederländer Virgil van Dijk, den teuersten Verteidiger der Welt, beinahe die dreistellige Millionengrenze knackte, beträgt der Marktwert der drei Europameister zusammen nicht einmal mehr fünf Millionen Franken.

Alter hin, Marktwert her: Portugals Nationaltrainer Fernando Santos setzt auch in Russland im Abwehrzentrum auf seine drei Routiniers. Während in der Offensive Endrunde für Endrunde neue Namen aus dem scheinbar unerschöpflichen portugiesischen Nachwuchsreservoir auftauchen, sind die Optionen in der Defensive seit Jahren überschaubar. Pepe und Alves, die beide in Russland ihr 100. Länderspiel bestreiten könnten, gehörten bereits 2010 zum WM-Kader Portugals. Neben den beiden waren in Südafrika als Einzige des jetzigen 23-Mann-Kaders noch Ersatztorhüter Beto und Cristiano Ronaldo dabei.

Auch in Russland wird sich vieles um «CR7» drehen. Schafft der 33-jährige Superstar von Real Madrid die für seine Verhältnisse schwache Torquote an Weltmeisterschaften von 3 Treffern in 13 Spielen aufzupolieren? Und vor allem: Gewinnt der fünffache Champions-League-Sieger und Weltfussballer des Jahres nach dem EM-Titel auch noch die wichtigste Trophäe im Weltfussball? Dass Portugal aber nicht allein von Ronaldo abhängig ist, zeigte der EM-Final vor zwei Jahren, als der Superstar bereits in der Startphase der Partie verletzt ausgewechselt werden musste und der eingewechselte Eder Portugal in der Verlängerung zum Titel schoss.

Einer der wichtigsten Mosaiksteine auf dem Weg zum Triumph in Paris war die portugiesische Defensive - und ein cleverer Schachzug von Trainer Santos. Nach der enttäuschenden Vorrunde mit nur drei Remis verbannte er vor der K.o.-Phase neben Aussenverteidiger Vieirinha mit Ricardo Carvalho den einst besten Innenverteidiger der Welt auf die Bank. Fonte und Cédric traten in die Viererkette vor dem starken Torhüter Rui Patricio ein, fortan funktionierte das defensive Kollektiv.

Gegen Kroatien, Polen, Wales und Frankreich kassierte Portugal in den K.o.-Spielen der EM 2016 in 450 Minuten nur noch ein Gegentor. Und auch in den zehn Partien der WM-Qualifikation zeigte sich der Europameister stabil. Er liess nur vier Verlusttreffer zu, zwei davon beim 0:2 im September 2016 gegen die Schweiz, der bislang einzigen Niederlage Portugals in 29 Pflichtspielen unter Santos.

Zu was die portugiesische Abwehr um die älteren Herren Pepe, Alves und Fonte wirklich taugt, wird sich am Freitag in Sotschi weisen, wenn Portugal im Olympiastadion der Winterspiele 2014 auf Spanien trifft. Der Weltmeister von 2010 ist, was die offensiven Qualitäten anbetrifft, der Gradmesser schlechthin. In den 20 Spielen (ohne Niederlage) seit der EM 2016 schoss Spanien mehr als 60 Tore. Und nach den Wirren um die Entlassung von Trainer Julen Lopetegui zwei Tage vor dem Turnierstart dürften Iniesta, David Silva und Co. womöglich noch unberechenbarer sein.

veröffentlicht: 15. Juni 2018 04:05
aktualisiert: 15. Juni 2018 06:24
Quelle: SDA

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