Rafael Benitez nach dem 0:4-Fiasko gegen Barça unter Druck

22.11.2015, 19:16 Uhr
· Online seit 22.11.2015, 19:07 Uhr
Am Tag nach dem monumentalen Absturz im Clasico gegen Barcelona fordert das nervöse Umfeld von Real Madrid Konsequenzen. Nicht nur der Trainer gerät zwischen die verhärteten Fronten.
David Scarano
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«Wir haben nicht als Mannschaft gespielt, und das war nicht das erste Mal», kritisierte Reals schwer enttäuschter Spielmacher Luka Modric. Der frühere Coach Radomir Antic erweiterte die Interpretation des 0:4-Fiaskos der Madrilenen um eine Dimension: «Auf dem Platz gingen seltsame Dinge vor sich. Messi hatte in seinem halbstündigen Einsatz mehr Ballkontakte als Ronaldo in den letzten drei Spielen zusammen.»

Auf die katalanische Lektion reagierte das schockierte Publikum im Santiago Bernabeu zunächst mit Applaus für die Ikonen des Siegers. Andres Iniesta, der smarte Denker und perfekte Lenker in einer beeindruckenden Barça-Auswahl, wurde nach seinem 32. Klassiker mit einer seltenen Madrider Ovation verabschiedet.

Die Versager in Weiss verspotteten die Fans ohne Gnade. Ihre Wut richteten die schwer irritierten Anhänger primär gegen Trainer Rafael Benitez und Klubchef Florentino Perez. Im Chorus forderten sie gleich beide auf, sofort zurückzutreten. Die Trennung von Benitez' charismatischem Vorgänger Carlo Ancelotti haben die Aficionados dem selbstherrlichen Real-Präsidenten nicht verziehen.

Und die meinungsbildende Sportzeitung «Marca» doppelte nach dem Madrider Absturz im 231. Treffen der Giganten nach: «Das Urteil über Benitez ist gefällt.» Köpfe müssten rollen, so die Schlagzeilenproduzenten. Der schlimmste Untergang seit dem 2:6 vor eigener Kulisse gegen Pep Guardiolas Barcelona 2009 löste Aufruhr aus.

Der an allen Fronten attackierte Benitez verarbeitete den Tiefschlag sachlich: «Es schmerzt sehr, in dieser Art und gegen ein Team wie Barcelona zu verlieren.» Sie hätten sich zum Ziel gesetzt, «hoch zu pressen, das funktionierte leider nicht». Eine mangelhafte Mentalität ortete der Trainer hinter dem Abdriften nicht: «Wir machten Fehler und bezahlten dafür.»

In der Not bemühte Benitez am Ende seiner Analyse bereits erste Parolen. Es gehe nun darum, «vereint und hart zu arbeiten». Ob Benitez dem Druck nach der historischen Ohrfeige standhalten wird, bleibt abzuwarten. Journalisten kolportieren seit geraumer Zeit erhebliche Dissonanzen mit Cristiano Ronaldo. Ein brisantes Zitat des Portugiesen aus kleinem Kreis machte die Runde: «Er oder ich.»

Der klingende Name von Zinédine Zidane kursiert intensiver als auch schon. Der französische Ex-Weltmeister coacht derzeit die «Castilla», die zweite Mannschaft, den in der dritthöchsten Liga auf Platz 2 positionierte Talent-Pool Reals. Verschiedene Experten halten den früheren Top-Regisseur für befähigt, dereinst einen der schwierigsten Jobs im europäischen Klub-Business zu übernehmen.

veröffentlicht: 22. November 2015 19:07
aktualisiert: 22. November 2015 19:16
Quelle: SI

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