Ratlos! Miese Noten für Espen-Krisenkicker

04.01.2017, 08:42 Uhr
· Online seit 30.10.2016, 19:47 Uhr
Eine Nullnummer der üblen Sorte gegen den FC Thun. Der FC St.Gallen bot auch gegen die Berner Oberländer eine ganze Menge Horrorfussball - und dies schon einen Tag vor Halloween. Defensiv zeigen sich die Espen zwar ein wenig verbessert, im Angriff bringen sie aber weiterhin kaum einen Fuss vor den anderen. Hier geht es zu den Spielernoten.
Marco Latzer
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Tor:

Daniel Lopar. Note: 4,0. Ohne Fehl und Tadel. Hatte auch kaum eine Gelegenheit, um sich auszuzeichnen. Seine planlosen weiten Bälle in die gegnerische Platzhälfte strapazieren allerdings weiterhin die Leidensfähigkeit der Zuschauer.

Verteidigung:

Silvan Hefti. Note: 3,5. Holte mal einen Corner raus und spielte mal einen schönen Pass auf Bunjaku, blieb aber ansonsten sehr unauffällig. Beim Cup-Aus in Zürich war er besser (kein Scherz übrigens).

Karim Haggui. Note: 2,5. Auch gegen zahme Thuner Stürmer alles andere als überzeugend und wenig sattelfest. Schlechtes Gefühl für das Spiel gegen vorne. Spielte stattdessen den Ball gefühlte 50 Mal zu Lopar zurück. Die Verteidigung ist durch seine Verpflichtung definitiv nicht besser geworden.

Roy Gelmi. Note: 3,5. Tastet sich so langsam auf den Rasen zurück, nachdem er in Zürich nach vier Spielen erstmals wieder ins kalte Wasser geworfen wurde (und gleich ein Gegentor mitverschuldete). Besser als am Donnerstagabend, was aber auch keine Kunst ist.

Andreas Wittwer. Note: 4,0. Vom Mittelfeld in die Verteidigung zurückversetzt. Ein Aussetzer bei der Grosschance von Fassnacht (der grössten des ganzen gruseligen Spiels), ansonsten aber ohne grosse Böcke und gar etwas Elan auf dem Flügel.

Mittelfeld:

Albert Bunjaku. Note: 2,5. Bemüht und glücklos. Musste mal wieder als Flügelspieler in die Hosen steigen, obwohl eigentlich alle wissen, dass das nicht seine Idealposition ist. Rackerte gefällig, ehe er in der 71. Minute durch Yannis Tafer ersetzt wurde. Den Franzosen hat man danach übrigens gar nicht gesehen.

Gianluca Gaudino. Note: 1,5. Von ihm müssten öffnende Pässe kommen, die das Spiel schnell machen. Geniale Momente würden von einem «Mega-Talent» gelegentlich schon erwartet. Leidet aber unter chronischer Ideenlosigkeit, wogegen es wohl kein verschreibepflichtiges Rezept gibt. Klar ist: Seine Alibi-Pässe und sein bremsender Einfluss auf das Spiel sind nicht die Lösung. Steht immer wieder sinnbildlich für die St.Galler Offensiv-Misere.

Toko. Note: 2,5. Kämfte wie eigentlich immer. Fasste sich allerdings schon früh an den Oberschenkel und schien etwas angeschlagen zu sein. Musste dann fünf Minuten vor Schluss auch gesundheitsbedingt vom Feld - Mario Mutsch ersetzte ihn. Konnte deshalb nicht seinen gewohnten Einfluss auf das Spiel entfalten.

Marco Aratore. Note: 2,5. War einer der wenigen Spieler, die unter Zinnbauer tatsächlich so etwas wie eine Aufwärtstendenz zeigten. Gegen Thun war er ein Ausfall. Auch ungefährlich bei stehenden Bällen.

Sturm:

Roman Buess. Note: 2,0. Spitzname «Phantom» - wurde nämlich wieder einmal nicht gesehen. Logisch, er bekommt stets kaum Bälle. Aber man könnte ja auch einmal etwas dafür tun und sich dafür zurückfallen lassen. Bloss scheint er sich mit diesem Gedanken überhaupt nicht anfreunden zu können und zieht deshalb lieber die Anonymität der Angriffszone vor. Schade eigentlich.

Albian Ajeti. Note: 3,5. Ein Hoffungsschimmer am düsteren Tor-Horizont. Bullig, lauffreudig und absolut willig. Zudem mit Durchsetzungsvermögen ausgestattet. Wenn es einmal ansatzweise gefährlich wurde, hatte er eigentlich immer seine Füsse im Spiel.

FM1Today-Teamschnitt: 2,9

Fazit: 90 Minuten Folterfussball im Kybunpark. Thun wollte nicht so recht, St.Gallen konnte es schlichtweg nicht besser. Am Willen liegt es zwar nicht, aber es scheint einfach nichts so zu funktionieren, wie es eigentlich sollte. Chancen gab es hüben wie drüben kaum. Dafür bekamen die 10'700 leidensfähigen Zuschauer weite Bälle en masse geboten, die kaum je einen Abnehmer fanden. Dieses «Kick and Rush», also das auf Gutdünken und Hoffen basierende planlose Kicken in die gegnerische Platzhälfte, scheint tatsächlich der «Match-Plan» gewesen zu sein. Bloss: Darauf fällt halt auch in der äusserst durchschnittlichen Super League kaum eine Mannschaft herein.

Mit dem Punktgewinn zieht der FC St.Gallen mit dem FC Vaduz gleich und gibt diesem - dem Torverhältnis gedankt - gleich auch noch die Rote Laterne ab. Ob das verdient und gerecht ist, sei dahingestellt. Die Mannschaft liefert weiterhin keinerlei Argumente, wie sie mit ihrem Trainer Joe Zinnbauer aus der Krise zu kommen gedenkt. Dieser hatte im Vorfeld eigentlich einen Sieg angekündigt - und zeigte sich an der Pressekonferenz nach dem Spiel (wieder einmal) von seiner dünnhäutigen Seite. Auf Journalistenfragen liess er sich eigentlich kaum ein und vermittelte den Eindruck eines angesäuerten Schuljungen. Unter Journalisten wird davon ausgegangen, dass der Deutsche mit seinem Latein wirklich am Ende ist. Auch durch ständige Rotationen wird das Mannschaftsgefüge kaum besser.

Wann löst Dölf Früh die «Zinnfrage»?

Die Frage ist: Wie lange ist Joe Zinnbauer noch Trainer des FC St.Gallen? Die Fans protestierten gegen die miesen Leistungen, indem sie erst zum Anpfiff ins Stadion kamen und die Vereinsführung mit Transparenten attackierte. Diese sind in den Augen des Autors übrigens absolut verständlich und nachvollziehbar...

Weiter geht es am nächsten Sonntag mit einem Gastspiel in Lugano. Traditionell ist dies für grün-weisse Teams eine harte Nuss, Siege im Cornaredo sind gar ein richtig rares Gut. Da Joe Zinnbauer nun wieder auf dem neunten Platz liegt, dürfte die Club-Führung zuwarten und hoffen, dass sich irgendwie alles wieder von alleine gerade biegt. Dies dürfte freilich nicht passieren, da die Mannschaft weiterhin wie ein absoluter Abstiegskandidat auftritt.

veröffentlicht: 30. Oktober 2016 19:47
aktualisiert: 4. Januar 2017 08:42

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