Schwarze Bildschirme während des EM-Halbfinals 2008

09.06.2016, 05:50 Uhr
· Online seit 09.06.2016, 05:15 Uhr
Am 25. Juni 2008 zieht Deutschland mit dem Halbfinalsieg gegen die Türkei in Basel in den Final ein. Die deutschen TV-Zuschauer sehen die Schlussphase der Partie nur dank dem Schweizer Fernsehen.
René Rödiger
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Von der «ärgerlichsten anzunehmenden Panne» sprach der deutsche TV-Sender ZDF nach dem EM-Halbfinal zwischen Deutschland und der Türkei. In der 56. Minute beim Stand von 1:1 fiel das Bild aus. Bei allen übertragenden Sendern war wie beim ZDF bloss noch der Hinweis auf den Bildausfall und die Bitte um Geduld zu sehen. Sechs lange Minuten dauerte der Blackout, danach lief die Übertragung wieder eine knappe Viertelstunde lang, bevor sie für die meisten TV-Sender fast komplett zum Erliegen kam.

Grund für die technischen Probleme war ein Gewitter über Wien, wo die Bilder von der UEFA im Internationalen Fernsehzentrum IBC produziert wurden. Das Notfallsystem sei nicht angegangen, erklärte der europäische Verband später und sprach von sehr seltenen «Mikroausfällen» in der Stromversorgung. Davon nicht betroffen war das Schweizer Fernsehen, dass dank einer Glasfaser-Direktverbindung sein eigenes Bild produzierte.

In Deutschland, wo das Interesse selbstredend besonders gross war, stellte sich die Glasfaser-Direktverbindung des Schweizer Fernsehen als grosses Glück heraus. So konnte wohl die «super ärgerlichste anzunehmende Panne» verhindert werden. «Als wir von den Problemen hörten, stellten wir unser Signal sofort dem ZDF und der Europäischen Rundfunkunion zur Verfügung», so das Schweizer Fernsehen. Das ZDF nahm dankend an und konnte nach sechs Minuten Radiokommentar per Telefon wieder Bilder zeigen.

Das ZDF verpasste keines der Tore, Deutschland gewann 3:2. Doch der Ärger bei den deutschen TV-Produzenten war gross, weil wohl ein Zuschauerrekord verpasst wurde. 29,54 Millionen verfolgten die Übertragung im Schnitt, knapp weniger als beim Bestwert vom WM-Halbfinal 2006 zwischen Deutschland und Italien. Womöglich sahen sich einige die Übertragung aber auch deshalb an, weil sie ausserordentlich war. In der 76. Minute nahm Kommentator Béla Réthy das 2:1 der Deutschen vorweg, weil seine Telefonverbindung dem Bild voraus war.

Die UEFA entschädigte die TV-Sender, die dazu verpflichtet sind, das Signal vom IBC zu übernehmen. Nur das Schweizer Fernsehen hatte für die EM 2008 eine Ausnahmeregelung aushandeln können. In diesem Jahr liegt das IBC in Paris auf dem Messegelände bei der Porte der Versailles. Auf 30'000 Quadratmeter werden dort rund 800 Personen ein und aus gehen. Es ist einer der wichtigsten Orte der Europameisterschaft. Die UEFA rechnet mit 1,9 Milliarden TV-Zuschauern, für den Final dürften knapp 300 Millionen zuschalten.

veröffentlicht: 9. Juni 2016 05:15
aktualisiert: 9. Juni 2016 05:50
Quelle: SDA

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