Sowohl Nina Betschart/Tanja Hüberli als auch Joana Heidrich/Anouk Vergé-Dépré befinden sich nach einer erfolgreichen Saison auf Kurs.
2004 gewannen Patrick Heuscher und Stefan Kobel an den Olympischen Spielen in Athen die Bronzemedaille. Es war der Höhepunkt einer Ära, in der phasenweise drei Schweizer Männerduos in den Top 10 der Weltrangliste geführt wurden. Die erfolgreichen Beachvolleyball-Zeiten schienen nach den Rücktritten der alten Garde für das Binnenland Schweiz vorbei. Doch nach dem Abschluss der diesjährigen World-Tour-Saison, die am Wochenende mit dem Finalturnier in Rom endete, ist die Schweiz wieder die erfolgreichste europäische Nation - dieses Mal jedoch bei den Frauen.
Es mag nur eine Momentaufnahme sein, bemerkenswert ist es aber allemal. In der Weltrangliste sind Betschart/Hüberli und Heidrich/Vergé-Dépré als die bestklassierten zwei europäischen Teams auf den Plätzen 7 und 11 klassiert, im bereinigten und mit Blick auf Tokio wichtigeren Olympia-Ranking liegen sie nach rund zwei Dritteln der Qualifikationsphase sogar auf den Positionen 6 und 8.
Spielen die beiden Schweizer Duos nächstes Jahr nur annähernd so stark auf, dann wird die Schweiz erstmals mit zwei Frauen-Teams am olympischen Beachvolleyball-Turnier teilnehmen. Via Ranking qualifizieren sich die besten 15 Paare für Tokio. Die Erfahrung zeigt, dass der Schweiz die beiden Quotenplätze kaum mehr zu nehmen sind - vorausgesetzt, die Duos bleiben von verletzungsbedingten Pausen verschont.
WM und Gstaad als Höhepunkt
Philippe Saxer, der Direktor Beachvolleyball bei Swiss Volley, freut sich über das Abschneiden seiner Aushängeschilder. «Im Winter hätten wir dafür ohne zu zögern unterschrieben», so Saxer, der nach Tokio zum CEO des Verbandes aufsteigen wird. «Wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg.»
Nina Betschart und Tanja Hüberli glänzten primär mit zwei 4. Rängen an der WM in Hamburg und am Major-Turnier in Gstaad, daneben aber auch mit konstant starken Auftritten. «Für das Ranking ist die Konstanz sehr wertvoll», sagt Saxer. Dank der erspielten Punkte würden die Schweizer Meisterinnen etwas «entspannter» in die Olympia-Saison starten können und nicht mehr zwingend jedes Turnier bestreiten müssen.
Wende in Moskau
Etwas mehr Sorgen bereitete Saxer lange Zeit das andere Duo. Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré kamen nach der Verletzungspause von Heidrich letzten Herbst bei der Rückkehr in diesem Frühjahr nicht in Fahrt. Dafür überzeugten sie in der zweiten Saisonhälfte umso mehr. Die resultatmässige Wende brachten zwei Turniere in Moskau: die EM (4. Rang) und eine Woche später der gleichenorts stattfindende World-Tour-Event, an dem Heidrich/Vergé-Dépré ihren ersten Turniersieg realisierten. «Die zwei Wochen waren für die Spielerinnen und das gesamte Team eine grosse Erleichterung», so Saxer. Zuvor sei schon etwas Nervosität aufgekommen.
Für Heidrich und Vergé-Dépré ist die Saison anders als für Betschart/Hüberli noch nicht zu Ende. Übernächste Woche versuchen die beiden in China am Olympia-Qualifikationsturnier einen direkten Quotenplatz zu ergattern. In der aktuellen Form ist ihnen dies zuzutrauen, denn in Rom wurden Heidrich/Vergé-Dépré erneut Vierte.
Gerson/Heidrich in Lauerstellung
Etwas diffiziler ist die Situation bei den Männern. Mirco Gerson und Adrian Heidrich nehmen im Olympia-Ranking derzeit «nur» Platz 18 ein, obwohl sie diese Saison siebenmal in den ersten zehn klassiert waren. «Ihnen fehlt nicht viel. Es braucht 2020 noch den Exploit», sagt Saxer. «Sie sind in Lauerstellung.»
Auch Heidrich/Gerson starten nächste Woche in China. Sollte es weder am Olympia-Qualifikationsturnier noch über das Ranking für einen Quotenplatz reichen, bleibt als «Rettungsanker» noch der Continental Cup, an dem sich nach drei Runden das beste noch nicht qualifizierte Team aus Europa das letzte Ticket für Tokio sichert.