«Ernst der Lage nicht begriffen»

Ski-Star Odermatt gerät in die Klima-Kritik

27.02.2023, 14:24 Uhr
· Online seit 21.02.2023, 10:51 Uhr
Der Schweizer Doppelweltmeister kritisierte in einem Interview seine Kollegin Mikaela Shiffrin. Auslöser war die Forderung, der Skisport solle nachhaltiger werden. Nun kassiert Odermatt für seine Aussagen Schelte.

Quelle: Beitrag vom 13.2. zum WM-Sieg Odermatts / CH Media Vide Unit

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Der Klimawandel macht auch dem Wintersport zu schaffen. Nicht nur etwa dem Hobby-Sport, wenn das Lieblings-Skigebiet später oder gar nicht erst aufmacht, sondern immer mehr auch dem Profisport. Der österreichische Skirennfahrer Julian Schütter stellte am Rande der Ski-WM in Frankreich deswegen gemeinsam mit anderen Athleten einen offenen Brief vor.

Darin fordert er den Ski-Weltverband FIS in Sachen Klimawandel zum Handeln auf: «Wir rufen die FIS dazu auf, einen ambitionierteren Klimaschutz zu betreiben.» Im Brief heisst es weiter: «Wenn wir es nicht in den Griff kriegen, dann gibt es unseren Sport bald nicht mehr, gibt es bald keine Rennen mehr», zitiert die österreichische Zeitung «Der Standard» daraus.

Nebst dem 24-jährigen Schütter haben über 130 Athleten den offenen Brief unterzeichnet, darunter auch Ski-Stars wie Mikaela Shiffrin, Aleksander Aamodt Kilde und der Schweizer Daniel Yule. Zentrale Forderung: Bis 2035 sollen alle FIS-Anlässe klimaneutral sein.

Das sagt Odermatt zur Debatte

Die «Schweiz am Wochenende» sprach den WM-Helden Marco Odermatt in einem Interview auf die Debatte an. Die Initianten des Briefs seien auch auf Odermatt zugekommen. «Aber ich wollte meinen Namen nicht an die vorderste Stelle setzen, weil ich den Forderungen nicht zu 100 Prozent gerecht werden kann. Darum verstehe ich es nur bedingt, dass Mikaela Shiffrin unterschrieben hat», so Odermatt.

Er führt aus: «Sie ist durch ihren Geburtsort in den USA ja gezwungen, etwas mehr zu fliegen.» Hinzu komme, «dass wir Topathleten, die so viele Rennen fahren, noch zusätzlich gezwungen sind, ein- oder zweimal im Jahr mit einem Helikopter oder sogar einem Jet zu reisen.»

Alternativen gebe es kaum, denn: «Wenn ich am Sonntag in Kranjska Gora einen Riesenslalom fahre und dann am Montag in Andorra ein Abfahrtstraining ansteht, muss man mit einem Privatjet reisen, das geht einfach nicht anders.» Wichtig sei, dass die FIS so gut wie möglich plane. «Aber dass wir jetzt ein zweites Mal in dieser Saison in die USA fliegen, sehe ich nicht als überaus tragisch.»

Kritik an Odermatt

Bei Greenpeace ist man über die Aussagen des Skistars nicht erfreut: «Marco Odermatt scheint den Ernst der Lage noch nicht ganz begriffen zu haben», sagt Nathan Solothurnmann, Klimaexperte bei Greenpeace am Dienstag gegenüber den Zeitungen von CH Media.

Klimaschutz bedeute viel mehr, als nur auf ein paar Flüge zu verzichten, führt Solothurnmann aus. Ausserdem hätten Star-Athleten auch eine gewisse Vorbildfunktion in der Gesellschaft: «Wenn sie als gutes Beispiel vorangehen, können sie darum viel mehr bewirken, als nur die eigenen Emissionen zu senken.»

(jaw)

veröffentlicht: 21. Februar 2023 10:51
aktualisiert: 27. Februar 2023 14:24
Quelle: Today-Zentralredaktion

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