Die Fashion-Regeln des Centre Court

03.07.2017, 10:53 Uhr
· Online seit 03.07.2017, 10:47 Uhr
In Wimbledon wird Tennis auch heute noch ausschliesslich in Weiss gespielt. Vorteil Roger Federer, der in der Geschichte der Tennismode die Rückkehr zu neokonservativer Eleganz markiert.
René Rödiger
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Stilpalast
Wer in Wimbledon nicht ganz in Weiss den Rasen betritt, wird von den traditionsbewussten Platzrichtern gnadenlos in den Senkel gestellt. «Spieler, die in einem Outfit antreten, welches dem Komitee unpassend erscheint, werden vom Platz gewiesen», besagt das Reglement. Hier wird der Tennis-Dresscode noch sehr ernst genommen – und wurde jüngst sogar noch leicht verschärft.

Und dennoch hat sich der Look der Top-Spieler immer wieder drastisch verändert. Suzanne Lenglen, Gewinnerin von 25 Grand-Slam-Titeln, war die prägende Figur des Frauentennis in den zwanziger Jahren und einer der ersten Superstars des «weissen Sports». Ihr Outfit, das aus heutiger Sicht züchtig und unpraktisch erscheint, war seinerzeit Gegenstand hitziger Diskussionen: Nach damals geltenden Regeln war Lenglens Décolleté viel zu tief, und auch das Fehlen eines Unterrocks wurde als skandalös empfunden.

René Lacoste, auch «das Krokodil» genannt, war in den zwanziger Jahren ein Pionier der modernen Sportbekleidung: Er entledigte sich des damals noch vorgeschriebenen weissen, langärmligen Hemdes mit Manschetten und setzte erst auf Kurzarm-, später auf Polohemden. Shorts kamen erst viel später in Mode. Aus dem Polohemd mit seinem Markenzeichen, dem aufgestickten Krokodil, machte René Lacoste in den dreissiger Jahren die erste Sportmodemarke, deren «Jersey Petit Piqué» bis heute Referenz in Sachen korrekte Freizeitshirts ist.

Serena Williams, Weltklassespielerin um die Jahrtausendwende (und bis heute eine relevante Grösse!), sorgte mit einer radikalen Abkehr von der konventionellen Tennismode für Schlagzeilen. Sie verwarf die «Pflichtfarbe» Weiss (allerdings nicht in Wimbledon) und zeigte so viel Haut wie nie zuvor im Damentennis. Ihre Röcke bedeckten kaum noch den Hintern, und ihre Stretch-Shorts enthüllten mehr, als sie kleideten. Serena Williams' provokativer, bunter Stil war vor zehn Jahren sogar Thema im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln.

Roger Federer, «der vielleicht perfekteste Tennisspieler aller Zeiten», ist – anders als viele Grössen dieses Fachs – kein Mode-Revolutionär, sondern ein umsichtiger Bewahrer traditioneller Eleganz. Niemals sähe man den Basler, der auch privat stets eine gute Figur macht, in einem ärmellosen (und unangemessenen) Muskelshirt, wie es Rafael Nadal oft trägt. Stattdessen trägt der Basler dezent beschriftete, den Körper lose umspielende Shirts mit Polokragen und Shorts – natürlich in Weiss. Vorteil Federer in Wimbledon!

Der Dresscode

Die Kleiderregeln des All England Club, des Veranstalters des Tennisturniers in Wimbledon, sieht für die Spieler konsequent weisse Kleidung vor. Mindestens 90 Prozent der sichtbaren Kleidung (dazu gehört auch die Leibwäsche) müssen weiss sein. Farbstreifen sind nur bis zu einer Breite von einem Zentimeter erlaubt.

Auch die Gäste haben sich bis heute an gewisse Regeln zu halten: Zuschauer mit kaputten Jeans und Baggy-Shorts fliegen raus. Und Herren, die das Finale live sehen wollen, kommen nicht um Jackett und Hemd herum.

Jeroen Van Rooijen

veröffentlicht: 3. Juli 2017 10:47
aktualisiert: 3. Juli 2017 10:53

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