Drei Jahre nach dem Sieg am British Open gewann der Schotte mit der Postur eines Mittelschwingers auch das US Masters. Damit hatte er an den zwei wichtigsten Turnieren je einmal triumphiert. Im September des gleichen Jahres präsentierte sich Lyle mit dem berühmten grünen Jackett aus Augusta auf dem Hochplateau in Crans-Montana. Er war die Attraktion, nur unwesentlich weniger umgarnt und bewundert als der damals alles überstrahlende Severiano Ballesteros. Ballesteros wurde Zweiter, Lyle Zwanzigster. Es siegte der komplett unbekannte Engländer Chris Moody.
1993 wurde am Omega European Masters erneut der aktuelle US-Masters-Champion angekündigt. Es war der Deutsche Bernhard Langer. Aber der Schwabe sagte im letzten Moment wegen einer Verletzung ab.
So bekommen die Schweizer Golffans in dieser Woche erstmals seit fast drei Jahrzehnten den Sieger des berühmten Majorturniers in Augusta zu Gesicht: Danny Willett. Das Reizvolle ist, dass der 28-Jährige aus Sheffield mit zwei verschiedenen Siegerkitteln anreisen konnte: mit dem weltbekannten grünen vom US Masters und mit dem ebenfalls begehrten Omega-roten, in den er Ende Juli 2015 als Sieger in Crans-Montana eingekleidet worden war.
Danny Willett ist erpicht, in der Schweiz exakt wie im letzten Jahr erstklassiges Golf zu zeigen. Zumal er nach dem Triumph in Augusta bis heute kein weiteres Mal gewinnen konnte. Auch vom Olympia-Turnier in Rio de Janeiro hatte er sich mehr erhofft als den 37. Rang, 36 Plätze hinter seinem Landsmann Justin Rose, dem ersten Golf-Olympiasieger seit 112 Jahren.
Danny Willett schwärmt auch in diesem Jahr von der einmaligen alpinen Szenerie im Welschwallis. Das Omega European Masters, bis und mit 1982 Swiss Open genannt, findet seit 1939 immer auf dem gleichen Platz statt. Weltweit ist nur gerade das US Masters (seit 1934) länger mit einem einzigen Platz (dem Augusta National Golf Club) verbunden. Dies wiederum bedeutet, dass Willett derzeit der Titelverteidiger an den ältesten unveränderten Turnieren ist.
Willett schwärmt vom Abstecher in die Alpen: «Ich liebe diese Woche hier oben sehr. Ich spiele es jetzt zum sechsten Mal in Serie. Es ist immer grossartig, hierhin zurückzukommen. Wenn du den Berg hinauffährst, ist es einfach begeisternd.»
Er hat, wie er es nennt, «zwölf verrückte Monate» hinter sich. «Der Sieg hier gab mir den nötigen Kick. Gerade davor war ich Sechster am British Open geworden. Danach hatte ich sehr viel Selbstvertrauen, und das hat mir schliesslich den Sieg am US Masters eingebracht.»
Der Engländer wird dem europäischen 12-Mann-Team für den Ryder Cup von Ende September in Chaska im US-Bundesstaat Minnesota angehören. Seine Punkte dürften dort vonnöten sein, wenn die Europäer das prestigeträchtige Duell gegen die abermals favorisierten US-Golfer zum vierten Mal in Folge für sich entscheiden wollen.
«Ich muss zugeben, dass ich in den letzten paar Monaten seit dem US Masters nicht gerade stark war. Aber ich arbeite weiter. Ich will wieder dorthin kommen, wo ich war», sagt Willett. Und ergänzt, dass ihm das Turnier in der Schweiz dabei sehr behilflich sein könne.