Slalom Adelboden

Daniel Yule nach Sieg: «Heute war die Zeit reif»

12.01.2020, 17:30 Uhr
· Online seit 12.01.2020, 17:15 Uhr
Der 26-jährige Walliser Daniel Yule ist der erste Schweizer, der im Männer-Weltcup drei Spezialslaloms gewinnen konnte.

Quelle: sda-Video

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Daniel Yule, gefühlt haben Sie mit Ihrem Slalom-Sieg in Adelboden die ganze Skination Schweiz erlöst. Was waren für Sie die wichtigsten Punkte auf dem Weg zu Ihrem dritten Weltcup-Triumph?

«Die Piste war wirklich in einem super Zustand. Ich mag diese Art Schnee wie zuletzt in Madonna di Campiglio und jetzt auch hier in Adelboden. Wenn du merkst, wie die Ski unter deinen Füssen beschleunigen. Auch das Publikum war ein Faktor. Dazu habe ich mich in Adelboden in den letzten Jahren steigern können. Heute war ich hier reif für den Sieg. Es wird für immer ein unvergesslicher Tag bleiben. Am Chuenisbärgli in den Schlusshang zu fahren und den Lärm der Zuschauer zu hören, ist einfach grossartig.»

Sieg in Madonna am letzten Mittwoch, nun der Triumph in Adelboden: Sie scheinen fast nicht zu schlagen im Moment.

«Etwas Glück war sicher auch dabei. Ich weiss gar nicht, wie Clément Noël (Halbzeit-Zweiter) bis zu seinem Ausscheiden unterwegs war. Dazu, auch wenn es etwas langweilig tönen mag, gehört viel harte Arbeit dazu. Im Sommer regte ich mich teilweise auf, weil es nicht immer so ging, wie ich wollte. Dann baute Fischer einen neuen Skischuh, den wir mit grossem Aufwand entwickelten, bis er passte. Dass es jetzt mit zwei Siegen so gut aufging, ist toll.»

Nehmen Sie nun die kleine Kristallkugel für den Disziplinen-Sieg ins Visier?

«Nein. Zunächst einmal geniesse ich kurz die zwei Siege. Danach gilt mein Fokus einem guten Abschneiden im nächsten Slalom, demjenigen in Wengen. Dort will ich wiederum gut fahren. Aber klar, wenn mir das noch einige Male gelingt, dann wäre die kleine Kristallkugel eine logische Folge. Es gilt Rennen für Rennen zu nehmen.»

Welchen Moment haben Sie in Adelboden besonders genossen?

«Den während der Nationalhymne. Da im Ziel zu stehen und all die Schweizer Fahnen im Heimpublikum zu sehen, das war der schönste Moment an diesem Tag.»

Der zuvor einzige Schweizer Slalom-Sieger am Chuenisbärgli war Marc Berthod. Haben Sie 2007 seine Fahrt gesehen?

«Ja. Ich habe noch Erinnerungen daran und weiss zum Beispiel, dass er sicher nicht Erster war nach dem ersten Lauf. Es tut mir leid für Marc, dass sein Sieg jetzt Geschichte ist (lacht).»

Wie verbrachten Sie die Zeit zwischen den beiden Läufen?

«Ich war recht relaxed. Ich liebe diese Art Druck. Es war wie in Madonna, wo ich ja auch als Halbzeit-Führender gewann. Es ist doch besser, wenn man mit Vorsprung als mit Rückstand in die Entscheidung gehen kann. Ich sagte mir in Adelboden vor dem Start zum zweiten Durchgang, dass wenn ich schon untergehe, dann in Flammen. Nun bin ich extrem zufrieden, dass wieder alles aufging. Das darf man nie als selbstverständlich nehmen.»

Ihre Eltern stammen aus Grossbritannien. Haben sie eigentlich gewusst, was genau Ski alpin ist?

«Sie wussten schon, was Skifahren ist. Aber sonst... Ich will zwar nicht sagen, dass sie keine Ahnung von der Ski-Welt haben. Aber noch jetzt staunen sie manchmal, wenn übers Material oder andere Dinge spreche. Sie haben mich immer unterstützt, aber nie speziell gepusht. Das schätze ich sehr.»

Was haben die Eltern gesagt, als Sie ihnen erzählten, dass Sie Skiprofi werden wollen?

«Es war nicht unbedingt ein heikles Thema. Doch mein Vater hat mir schon zu verstehen gegeben, dass ich mein Geld eher mit meinem Kopf als mit meinen Beinen verdienen werde und hat mir gesagt, dass ich mindestens bis ins Alter von 18 Jahren zur Schule gehen muss. Ich weiss aber, wie stolz sie auf mich sind. Ich habe sie in Adelboden seit dem Sieg zwar noch nicht gesehen, aber ich denke schon, dass sie eine Träne in den Augen hatten.»

veröffentlicht: 12. Januar 2020 17:15
aktualisiert: 12. Januar 2020 17:30
Quelle: sda

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