Skispringen

Keine Frage des Glücks

28.12.2019, 06:05 Uhr
· Online seit 28.12.2019, 05:05 Uhr
An der 68. Vierschanzentournee gehören die Schweizer nicht zu den Sieganwärtern. Killian Peier springt aber konstant auf gutem Niveau und Simon Ammann ist deutlich besser in Form als vor einem Jahr.
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Ein Winter-Wunderland erwartet die Skispringer in den nächsten zehn Tagen nicht. Ob in Oberstdorf oder Garmisch, Innsbruck oder Bischofshofen - überall mussten letzte Reste Schnee zusammengekratzt oder herangekarrt werden, um die vier Schanzen sprungtauglich zu machen. Der Begeisterung in den Stadien wird dies keinen Abbruch tun, zumal mit Stefan Kraft und Karl Geiger Österreicher wie Deutsche ein heisses Eisen im Feuer haben.

Die Vierschanzentournee bleibt für die Skispringer trotz der wesentlich lukrativeren Konkurrenz durch die norwegische Raw-Air-Tour das Nonplusultra - wegen der Tradition und dem perfekten Datum um die Jahreswende. Reich werden die Springer dabei nicht. Maximal 60'000 Franken kann der Gesamtsieger verdienen, und das auch nur, wenn er wie die deutsche Legende Sven Hannawald 2002 oder in den letzten beiden Jahren Kamil Stoch und Ryoyu Kobayashi den Grand Sam mit vier Tagessiegen schafft.

Und dennoch erklärte der heutige TV-Experte Hannawald bei Eurosport: «Ich setze die Tournee über Olympische Spiele oder eine Weltmeisterschaft. Es gibt glückliche Weltmeister und glückliche Olympiasieger, aber bei der Tournee gibt es keinen, der zehn Tage lang Glück hat.» Umso höher sind die Schlussklassierungen von Killian Peier (10.) und Simon Ammann (13.) vor einem Jahr einzustufen. Peier schaffte auf der Bergisel-Schanze in Innsbruck mit seinem ersten Top-Ten-Platz im Weltcup (7.) den Durchbruch und doppelte gut einen Monat später mit der WM-Bronzemedaille an gleicher Stätte nach. Und Ammann fand nach einem völlig verkorksten Saisonstart ein wenig zum Fliegen.

Peiers stabiles System

Die Voraussetzungen sind in diesem Jahr eher besser. Peiers Flugsystem ist sehr stabil, wenn er normal springt, reicht es selbst bei ungünstigeren Windverhältnissen konstant in die Top 15. Und wenn er noch ein wenig Glück mit den Bedingungen hat und einen guten Tag erwischt, geht es sehr weit. In Nischni Nagil gelang dem 24-jährigen Waadtländer mit dem 2. Rang erstmals auch der Sprung aufs Podest.

Etwas anders sieht es bei Simon Ammann aus. Der vierfache Olympiasieger, in dessen Palmares die Vierschanzentournee wohl für immer die einzige Lücke bleiben wird, ist auf gute Verhältnisse angewiesen - um weit zu springen und um mit nun 38 Jahren den Spass an seiner Berufung zu behalten. Seine Ziele dürften sich weniger in Rangzahlen als in gelungenen Sprüngen bemessen. Der Absturz im zweiten Wettkampf von Engelberg, als er am letzten Sonntag bei Rückenwind den letzten Platz belegte, dürfte die Beobachter mehr erschreckt haben als Ammann selber. Die Form ist jedenfalls deutlich besser als vor einem Jahr.

Kobayashi erneut das Mass aller Dinge

Den Gesamtsieg dürften andere unter sich ausmachen. Vorjahres-Dominator Ryoyu Kobayashi führt den Weltcup an, der Japaner wird als Topfavorit ins Rennen gehen. Dass er damit umgehen kann, bewies er letztes Jahr eindrücklich. Erste Herausforderer dürften mit dem Polen Kamil Stoch und dem Österreicher Stefan Kraft zwei weitere ehemalige Sieger sein. Daneben gilt es den immer konstanter springenden Deutschen Karl Geiger und die grossen Schwankungen unterworfenen Norweger zu beachten.

Der Start erfolgt traditionsgemäss am Samstag in Oberstdorf mit der Qualifikation und dem Wettkampf am Sonntag. Wie seit einigen Jahren an der Vierschanzentournee üblich, wird der erste Durchgang im K.o.-System ausgetragen. Ein schlechter Sprung kann so schon das Aus im Kampf um den Gesamtsieg bedeuten.

veröffentlicht: 28. Dezember 2019 05:05
aktualisiert: 28. Dezember 2019 06:05
Quelle: sda

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