Lake Louise

«Was da alles schief gelaufen ist, ist eigentlich nicht möglich»

14.12.2019, 08:15 Uhr
· Online seit 14.12.2019, 07:15 Uhr
Michelle Gisin lässt sich durch die Enttäuschungen in den ersten Speed-Rennen des Winters in Lake Louise nicht aus der Fassung bringen. Schon in St.Moritz solls besser werden.
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Nach Lake Louise zum traditionellen Auftakt in den Speed-Disziplinen war sie voller Zuversicht und Tatendrang aufgebrochen. Gleich die ersten Möglichkeiten wollte Michelle Gisin nutzen, ihrer forschen Ansage Taten folgen zu lassen. Ganz unbescheiden hatte sie den Gewinn der kleinen Kristallkugel in der Abfahrt als ihr grosses Ziel für diesen Winter formuliert.

Abgereist aus der Station in den kanadischen Rocky Mountains ist die Engelbergerin dann aber mit ernüchternden Ergebnissen. Die Realität hat mit den hohen Ansprüchen nicht Schritt halten können. Die Ränge 19 und 15 in den beiden Abfahrten und Platz 22 im Super-G rufen nach Erklärungen.

In St.Moritz, wo sie am Samstag den Super-G bestreiten wird und wohin sie mit Sack und Pack von Engelberg aus mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gereist ist, hat die Olympiasiegerin in der Kombination ihr Abschneiden in Lake Louise begründet.

Michelle Gisin, Freitag, der Dreizehnte, ist ein passendes Datum, um auf Ihr Abschneiden in Lake Louise zurückzublicken.
Das ist so (lacht). Soviel wie in Lake Louise innert wenigen Tagen schief gelaufen, ist fast nicht möglich. Es gibt halt diese Wochenenden, an denen es nicht so passt. Das Gute ist, dass ich so viele Rennwochenenden habe, dass es dann auch nicht ganz so tragisch ist. Selbstverständlich haben wir alles analysiert und versucht, all das herauszunehmen, wovon wir lernen können - das Negative und das Positive.

Was hat denn die Analyse für ein Ergebnis gebracht?
Verschiedenes.

Was zum Beispiel?
Verschiedenes. Nein, sie hat sehr viel gebracht. Es haben gewisse Faktoren mitgespielt, die ich nicht beeinflussen konnte. Zum Beispiel das Wetter, das für die erste Abfahrt eher schwierig war. Vor allem wegen den damit verbundenen Verschiebungen. Das hat es mir nicht unbedingt vereinfacht. Vor allem war da auch Stress. Wir haben erst 35 Minuten vor dem Start erfahren, dass es losgeht, und mussten richtiggehend zum Start sprinten. Ich habe es aber auch unterschätzt, dass es mich bei schlechter Sicht derart ‹runterziehen› kann. In der zweiten Abfahrt stehe ich am Start, und die Startrichterin diskutiert mit den Leuten der Zeitmessung drei Minuten lang, ohne dass irgendwer mit mir geredet hat. Das war auch nicht ganz einfach für mich.

Fehlt Ihnen in solchen Situationen noch die Erfahrung?
Die Erfahrung habe ich schon. Solche Situationen kenne ich ja von den technischen Disziplinen. Es soll auch keine Entschuldigung sein. Es soll einfach aufzeigen, was alles schiefgelaufen ist in der letzten Woche. Schliesslich kam auch noch der Magen-Darm-Infekt dazu, wegen dem ich in vier Tagen vier Kilos an Gewicht verloren habe.

Sie haben das Wochenende in Lake Louise vollends abgehakt.
Das muss auch abgeschlossen sein jetzt. Was ich als Allrounderin gelernt habe: Erstens ist es schön, dass ich die nächste Chance so kurz danach schon wieder bekomme. Zweitens verliere ich nur Energie, wenn ich permanent zurückschaue.

Um so schöner, dass es nun in der Schweiz weitergeht.
Ja, sicher. St. Moritz war bisher immer ein sehr gutes Terrain für mich. An diesen Ort habe ich viele schöne Erinnerungen.

Was ist der Grund, weshalb Sie mit dem Zug ins Engadin gereist sind?
Ich bin seit zwei Jahren Botschafterin des Projekts ‹Protect Our Winters›, mit dem auf den Klimawandel aufmerksam gemacht wird. Ich habe zeigen wollen, dass es sich im Zug selbst mit sehr viel Gepäck gut reisen lässt und damit dem Umweltgedanken Rechnung getragen werden kann. Ich jedenfalls habe die fünf Stunden Fahrt genossen.

veröffentlicht: 14. Dezember 2019 07:15
aktualisiert: 14. Dezember 2019 08:15
Quelle: sda

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