Wendy Holdener musste sich aufgrund der Anfang Oktober erlittenen Handverletzungen mit dem Einstieg in den Olympia-Winter gedulden. Sowohl an ein Start beim Riesenslalom in Sölden wie beim Parallelrennen in Lech/Zürs war nicht zu denken. Der durch die Zwangspause eingehandelte Trainingsrückstand auf Schnee war und ist beträchtlich. Doch bereits beim Comeback vor Wochenfrist in Levi hatte Holdener wieder mit Topleistungen verblüfft. Die Schwyzerin wurde in Lappland Siebte im ersten und gar Vierte im zweiten Slalom. Weniger als zwei Zehntel fehlten ihr dabei zum 42. Podestplatz im Weltcup.
Diese Top-3-Klassierung sollte aber nur gerade acht Tage auf sich warten lassen. In Killington im US-Bundesstaat Vermont erwies sich Holdener hinter den Slalom-Überfliegerinnen Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova bereits wieder als die Beste des Rests. Die 28-Jährige startete dabei nicht mehr wie in Levi mit einer Karbon-, sondern mit einer etwas kürzeren Motocross-Schiene. Nun könne sie die Stöcke wieder richtig halten, so Holdener, die dadurch zwischen den Kippstangen wieder die nötige Sicherheit verspürte. Im TV-Interview vor dem dritten Slalom des Winters versprach sie deshalb, «anzugreifen und konsequent zu fahren».
Holdener: «Es war ein Lauf für mich»
Holdener hielt auf der Piste Super Star, auf welcher seit 2016 im Weltcup gefahren wird und an welche sie nicht nur gute Erinnerungen hat, Wort. Im ersten Lauf war sie neben Shiffrin die einzige Fahrerin, welche halbwegs in Kontakt mit Gesamtweltcupsiegerin Vlhova blieb. Auf die viertklassierte Deutsche Lena Dürr, die zuletzt in Levi zweimal als Dritte überzeugt hatte, betrug Holdeners Polster bereits fast eine halbe Sekunde.
Im Finaldurchgang orientierte sich die Schweizer Teamleaderin aber keineswegs nach hinten, sondern griff sie nochmals an. Dass sie in Killington in zuvor zwei von vier Slaloms ausgeschieden war, konnte Holdener dabei komplett ausblenden. Als Lohn resultierte am Ende an der amerikanischen Ostküste wie vor fünf Jahren der 3. Platz. «Es war ein Lauf für mich. Er war sehr gerade und frech gesteckt», befand Holdener im SRF-Interview. Sie sei «happy» mit Rang 3, «dieser gibt Vertrauen. Dass ich mit so wenig Training schon wieder auf dem Niveau fahren kann, welches ich letzte Saison kaum einmal hatte, ist richtig cool.»
Gisin nicht in Lake Louise
Zweitbeste Schweizerin war Michelle Gisin. Die Engelbergerin wurde mit gut zweieinhalb Sekunden Rückstand Elfte. Damit resultierte für die Engelbergerin im dritten Slalom der Saison erstmals keine Top-8-Platzierung. Gisin, ansonsten eine Vielstarterin in allen Disziplinen, verzichtet nun auf den Speed-Saisonauftakt in Kanada. Statt in Lake Louise die zwei Abfahrten und den Super-G zu bestreiten, geht die im Sommer am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte Obwaldnerin mit ihren Kräften haushälterisch um. Ihr nächster Start ist bei den Heimrennen in St. Moritz geplant, wo am 11. und 12. Dezember zwei Super-G auf dem Programm stehen.
Weltcup-Punkte gab es in Killington, wo tags zuvor wegen des schlechten Wetters der Riesenslalom hatte abgebrochen werden müssen, zudem auch für Camille Rast (16. Platz) und Elena Stoffel (25.).
Shiffrin im Slalom in Killington unbezwungen
An Mikaela Shiffrin gab es beim Slalom in ihrer Heimat einmal mehr kein Vorbeikommen. Die 26-Jährige triumphierte auf der Piste Super Star in Killington zum fünften Mal in Serie in dieser Disziplin. Nach dem ersten Lauf lag sie mit zwei Zehnteln Rückstand hinter Petra Vlhova an zweiter Stelle. Im Finaldurchgang jedoch profitierte sie von einem groben Patzer der Slowakin.
Für Shiffrin war es der 71. Weltcupsieg, der zweite in dieser Saison nach demjenigen beim Riesenslalom in Sölden. Shiffrin holte sich in Killington ihren bereits 46. Slalomsieg, mit dem sie zugleich den Rekord von Ingemar Stenmark für die meisten Weltcup-Erfolge in einer einzelnen Disziplin egalisieren konnte.