Private Sommercamps

«Wir bekommen nicht einen Franken J+S-Gelder»

· Online seit 22.05.2020, 05:53 Uhr
Die Firma MS Sports organisiert jedes Jahr mehr als 300 Sportlager für Kinder und Jugendliche. Wofür Vereine und Sportämter vom Bund J+S-Unterstützung erhalten, bekommt das private Unternehmen kein Geld. Das sorgt beim Geschäftsführer für Unmut, er fordert wenigstens einen Teil der Beiträge. Ausserdem macht die Coronakrise der Firma zu schaffen, weil sämtliche Camps zurzeit nicht stattfinden können.
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Fussball, Tanzen, Reiten oder einfach polysportiv: MS Sports lockt mit seinen Sportcamps jedes Jahr rund 12'000 Kinder in seine Camps. Durchführen können sie die Camps nur mit der Hilfe von Sponsoren.

«Ein Drittel der Gelder würde uns ausreichen»

Auf den ersten Blick ist das ein lukratives Geschäftsmodell: Nebst Sponsoringeinnahmen gibt es vom Bund J+S-Beiträge, die an Sportlager unter bestimmten Voraussetzungen ausbezahlt werden.

Das Unternehmen MS Sports AG allerdings erhält – entgegen der Annahme der meisten – keinen Franken der kürzlich erhöhten Gelder für Jugendlager. «Wir bieten das gleiche wie die Sportlager der Kantone, erhalten dafür aber kein Geld», sagt Geschäftsleiter Mario Sager. Seit 13 Jahren gibt es MS Sports, vor rund drei Jahren habe man die Verhandlungen mit dem Bund eingestellt; aus mangelndem Erfolg.

Die Sport-, Freizeit-, Pfadi- und Jubla-Lager erhalten neu 16 Franken pro Kind pro Tag. Leitungspersonen verdienen in einem solchen Lager allerdings meistens nichts – die Wochen und Monate, welche in der Feizeit in die Planung investiert werden, sind für die Leitenden von Jugendlagern mehr ein Hobby.

Die Motivation sind die Kinder und Jugendlichen, welche im Lager eine unvergessliche Zeit erleben. Immer öfter aber sind junge Leitende nicht mehr dazu bereit, in ihrer Freizeit einen solch grossen Aufwand zu betreiben, zusätzlich zu den wöchentlichen Aktivitäten und Trainings.

Bei MS Sports im Vergleich erhalten die Leitenden einen branchenüblichen Lohn, die Administration entfällt ebenfalls auf bezahlte Mitarbeitende – ähnlich wird es wohl auch bei den kantonalen Sportämtern sein. MS Sports akzeptiert seine Sonderstellung als Privatunternehmen und verlangt vom Bund entsprechend nicht die gesamten Unterstützungsgelder. «Mit rund einem Drittel wären wir zufrieden», sagt Mario Sager.

Sponsoren und Stiftungen finanzieren die Camps

Die Sportcamps von MS Sports kosten rund 250 Franken pro Woche, inklusive Mittagessen. Zum Vergleich: Eine Woche Sportcamp beim Sportamt Thurgau kostet 300 Franken, inklusive Kost und Logie (mit Übernachtungen). Zwölf Tage Sommerlager mit der Pfadi im Zelt kosten rund 200 Franken, auch darin sind Zeltplatz und Essen inbegriffen.

Während das Sportamt Thurgau und Jugendorganisationen J+S-Gelder erhalten, ist MS Sports auf eine Stiftung und Geldgeber angewiesen, die Camps werden jeweils von grösseren Unternehmen versponsert und tragen dann deren Namen, beispielsweise das «Aldi Sportcamp». «Nur so können wir die Camps finanziell attraktiv gestalten», sagt Mario Sager. MS Sports nimmt jährlich rund 500'000 Franken Sponsoringgelder ein, sowie 80'000 Franken aus verschiedenen Stiftungen für die Lagerfinanzierung von sozial benachteiligten Kindern.

Wegen Corona ist das Polster aufgebraucht

«Trotzdem ist die Finanzierung der Sportcamps schwierig», sagt Sager. Die MS Sports AG macht in einem normalen Jahr einen kleinen Gewinn, der nur durch die Sponsoren und Stiftungsgelder möglich ist. «Gleichzeitig müssen die Camps gut ausgelastet sein, um diesen Gewinn tatsächlich zu realisieren», sagt Mario Sager.

Die Firma befinde sich finanziell nicht in einer sehr komfortablen Lage. In den letzten Jahren konnte man zwar ein gewisses finanzielles Polster aufbauen. «Dieses ist wegen Corona nun aber bereits wieder aufgebraucht», sagt Mario Sager. Die Camps in den Frühlingsferien wurden abgesagt, dadurch fallen die Einnahmen von März bis Mai weg. Sämtliche Mitarbeitenden befinden sich in Kurzarbeit.

«Wünschen uns eine Aussprache»

«Durch die Verweigerung der Beiträge von Jugend und Sport haben wir gegenüber den kantonalen Sportämtern und anderen Lagerorganisatoren einen Wettbewerbsnachteil», sagt Mario Sager. Er hofft, dass man nun, nach der Erhöhung der Beiträge für J+S, nochmals mit dem Bund zusammensitzen könnte. «Wir hoffen auf eine Änderung der Beitragsregel und eine Aussprache mit den Verantwortlichen.» Dafür tagt die gesamte Camp-Branche am 3. Juni in Sursee.

veröffentlicht: 22. Mai 2020 05:53
aktualisiert: 22. Mai 2020 05:53
Quelle: FM1Today

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