St.Galler Jäger gehen gegen Weidezäune vor

16.04.2017, 14:08 Uhr
· Online seit 16.04.2017, 12:04 Uhr
Ein Weidezaun, der von Gestrüpp überwuchert ist und nicht abgebaut wird wenn keine Tiere auf der Weide sind, ist für Wild eine Todesfalle. Zu viele Wildtiere sterben jährlich, weil sie in einem Weidezaun gefangen sind, findet der St.Galler Jägerverein Hubertus. Eine Gesetzesinitiative soll die Bauern dazu zwingen, ihre Zäune abzubrechen.
Fabienne Engbers
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«Dieser Zaun ist eine Todesfalle», sagt Peter Weigelt und zeigt auf einen orangen Weidezaun, der von Brombeergestrüpp überwuchert ist. Alt-Nationalrat Peter Weigelt ist Präsident des Jagdvereins Hubertus in St.Gallen. Gemeinsam mit seinen Vereinskollegen will er laut der Ostschweiz am Sonntag gegen solche stehen gelassene Weidezäune vorgehen. «So ein Zaun muss abgebaut werden, sobald keine Tiere mehr weiden.»

Vorschriften wären vorhanden

Die Regeln und Vorschriften sind bereits da, auf allen Ebenen und in allen Bereichen. Was fehlt sei jemand, der die Einhaltung dieser Gesetze und Verordnungen prüfe, sagt Weigelt zur Ostschweiz am Sonntag. Ausserdem liessen die Richtlinien viel Platz für Interpretationen oder die Verantwortung werde zwischen den Behörden hin und her geschoben.

Deshalb fordern die Jäger nun ein kantonales Gesetz, das Stacheldrahtzäune gänzlich verbietet. Zusätzlich sollen elektrische Zäune und Weidenetze jeweils innerhalb von drei Tagen, nachdem die Weidetiere weg von der Weide sind, abgebaut werden. Die Zäune sollen von den Bauern täglich kontrolliert werden. Zäune im Wald sollen ebenfalls verboten werden.

Tiere können nicht einfach so drüber springen

Durch die vielen Zäune könnten beispielsweise Rehe nicht mehr auf eine Weide zum Grasen. Ein Reh könne nicht immer einfach so über die Weidezäune springen. «Im Dunkeln oder im Nebel kann auch ein Reh den Zaun kaum erkennen. Ist es unter Stress, kann es auch bei Tag in einen Zaun geraten», sagt Peter Weigelt. Möglich ist ebenfalls ein Szenario, in dem eine Rehmutter über einen Stacheldrahtzaun hüpft, ihr Kitz bleibt aber darin hängen.

Finden die Jäger ein verheddertes Wildtier, versuchen sie es zu befreien. Oft kommt jedoch jede Hilfe zu spät.

«Es geht ums Tierwohl»

Der Kanton St.Gallen hält fest, wie viele Tiere jährlich in Zäunen verenden. 2016 waren es unter anderem 27 Rehe, 4 Gämse, 1 Rothirsch, 6 Füchse und 3 Dachse. Im Vergleich zum Strassenverkehr sei dies eine geringe Zahl, schreibt die Ostschweiz am Sonntag. Laut Peter Weigelt gilt dieses Gegenargument nicht. «Die Dunkelziffer ist vermutlich um ein Mehrfaches grösser. Ausserdem geht es hier ums Tierwohl.» Auch die Unterstellung, die Jäger wollen die Zäune nur weghaben, damit sie nicht mehr darüber klettern müssen, lässt Weigelt nicht gelten.

«Wenn sie die Schmerzensschreie eines verletzten Rehs hören, das vergessen Sie nie mehr, das geht durch Mark und Bein.»

Werden die Forderungen der Jäger nicht ernst genommen, wollen sie Unterschriften für eine Gesetzesintiative sammeln, dafür brauche es 6000 Unterschriften. Am 19. April erscheint ausserdem eine Sonderausgabe der Jägerzeitung «Hubertus aktuell», in der der Jägerverein zum Handeln aufruft.

Bauern finden die Forderungen übertrieben

Auch der Geschäftsführer des St.Galler Bauernverbandes, Andreas Widmer, findet, «jedes Tier, das so verendet, ist eines zu viel». Trotzdem hält er die Forderungen der Jäger für übertrieben. Alte und ungebrauchte Zäune sollten in der Tat von den Weiden entfernt werden. «Wir haben den Jägern ein Angebot gemacht, in einer gemeinsamen Aktion alte Zäune zurückzubauen», sagt Widmer zur Ostschweiz am Sonntag.

Mit den neuen Forderungen würden die Jäger allerdings über das Ziel hinausschiessen. Weil die Weiden immer wieder genutzt werden, mache es keinen Sinn, die Zäune innerhalb von drei Tagen wieder abzubauen. Auch ein Verbot von Zäunen im Wald ist laut Widmer nicht sinnvoll. Widmer hätte es laut der Ostschweiz am Sonntag begrüsst, wenn die Jäger direkt auf den Bauernverband zugegangen wären.

veröffentlicht: 16. April 2017 12:04
aktualisiert: 16. April 2017 14:08
Quelle: enf

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