Streit um Baum in Untereggen eskaliert

22.11.2018, 09:17 Uhr
· Online seit 21.11.2018, 16:57 Uhr
Nach dem Fällen eines geschützten Baumes verklagt die Gemeinde Untereggen Landwirt Heinz Lanter. Dieser wird jedoch vom Kreisgericht Rorschach freigesprochen. Das Urteil stösst dem Gemeinderat sauer auf.
Vanessa Kobelt
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Etwas oberhalb von Untereggen steht Landwirt Heinz Lanter auf seiner eigenen Wiese und blickt auf den Baumstumpf vor seinen Füssen. Noch im März stand dort eine grosse, mächtige Eiche. «Ich habe sie aus Sicherheitsgründen gefällt, es hätte jederzeit ein Ast runterfallen können», sagt Lanter gegenüber FM1Today. Nie hätte er gedacht, welches Nachspiel sein Handeln einst haben könnte.

Eiche war geschützt

Die Eiche auf dem Grundstück des Bauern stand unter Schutz und das Fällen war gemäss Schutzverordnung rechtswidrig. «Hätte ich das gewusst, hätte ich natürlich anders gehandelt. Ich hätte zum Beispiel einen Förster um Rat fragen können», sagt Lanter, «die Gemeinde hat mich aber nicht über den Schutz der Eiche informiert».

«Eigentümer hätte einsprechen können»

Anders sieht das die Gemeinde Untereggen, so habe sie doch im Jahr 2008 die Schutzverordnungen öffentlich aufgelegt. Auch im kantonalen Amtsblatt sei diese publiziert worden. «Der Baum ist geschützt, weil er an einer prominenten Stelle steht und die Landschaft prägt», sagt Norbert Näf, Gemeinderatsschreiber in Untereggen. «Der Grundeigentümer hätte damals in die Pläne einsehen und gegen den Schutz einsprechen können.»

Landwirt verklagt

Nach dem Fällen der Eiche erstattete der Gemeinderat Untereggen bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige. Diese brummte Lanter eine Busse von 450 Franken auf. «Das ist einfach nicht gerecht», regt sich der Landwirt auf. «Gegen einen Bürger, der Steuern zahlt, zu klagen, das macht man einfach nicht!» Heinz Lanter erhob daraufhin Einsprache gegen den Strafbefehl – und bekam recht.

Gemeinde schiesst gegen Gericht

Das Kreisgericht Rorschach sprach den Landwirt frei. Dies mit dem Argument, Heinz Lanter habe zu wenig über den Schutz des Baumes gewusst. Ein Urteil, welches beim Gemeinderat Untereggen für rote Köpfe sorgte. «Es ist ein Fehlentscheid des Gerichtes», sagt Norbert Näf. «Wir haben genau das gemacht, was im Gesetz gefordert wird. Es kann nicht sein, dass sich ein Strafgericht über ein Baugesetz stellt.»

«Einfach nur frech»

Heinz Lanter hingegen fühlt sich bestätigt und freut sich über das Urteil. Unmut kommt beim Landwirt erst wieder auf, als er diese Woche das Mitteilungsblatt der Gemeinde Untereggen liest. Darin wird über den Fall berichtet und zwar unter dem Titel «Unverständlicher Freispruch nach Fällen eines geschützten Baumes». Das sei «einfach nur frech», findet Heinz Lanter. «Ich persönlich wäre mit dieser Geschichte ja auch nicht an die Öffentlichkeit gegangen.»

Baum-Streit ist noch nicht vorbei

Obwohl sowohl Baum als auch Urteil gefällt sind, scheint das letzte Wort in diesem Streit noch nicht gesprochen zu sein. Der Unteregger Gemeinderat hat ein vollständig begründetes Urteil verlangt. «Wir werden prüfen, ob die Gemeinde berechtigt ist, das Urteil weiterzuziehen. Erst müssen wir aber das begründete Urteil abwarten», sagt Norbert Näf. Bleibt nur zu hoffen, dass alle Beteiligten vor lauter Bäumen den Wald noch sehen.

Hier der Beitrag von TVO:

veröffentlicht: 21. November 2018 16:57
aktualisiert: 22. November 2018 09:17

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