FC St.Gallen

Sutter und Zeidler basteln an der Zukunft

08.01.2020, 16:33 Uhr
· Online seit 18.01.2019, 05:32 Uhr
Nein, der Kalender lügt nicht! In gut zwei Wochen geht es bereits weiter mit Super-League-Fussball. Der FC St.Gallen startet am 3. Februar mit einem Heimspiel gegen den FC Zürich. Sportjournalist und TVO-Moderator Dominic Ledergerber hat das Spielerkader analysiert – und Trainer Zeidler die Systemfrage gestellt.
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Unter Peter Zeidler hat sich beim FC St.Gallen vieles geändert. Der deutsche Trainer steht für einen Enthusiasmus, den man unter seinen Vorgängern Contini, Zinnbauer oder Saibene vergebens suchte. «Wir hätten 5:0 gewinnen können. Schade nur, dass es dafür keine Punkte gab», bilanzierte er unter der spanischen Sonne das 3:0 im Trainingslager gegen den Hamburger SV, Leader der 2. Deutschen Bundesliga mit einem Spieleretat von 28 Millionen Euro.

Gefallen fand Zeidler aber nicht nur am deutlichen Resultat, sondern auch an der Art und Weise, wie es zustande kam. Dass die Spieler seine taktischen Vorgaben umzusetzen wussten, versetzte den Trainer in fast schon ansteckende Ekstase. «Wir haben im Trainingslager vieles repetiert, so wie man das in der Schule macht. Es freut mich sehr, dass wir das Gelernte auf dem Platz umsetzen konnten», sagt der ausgebildete Französischlehrer aus Schwäbisch-Gmünd.

Spieler wechseln, das System bleibt

Tatsächlich hätte der Prestigesieg gegen den HSV höher ausfallen können. Was aber fast noch mehr erstaunte, war die Tatsache, dass hinten die Null stand. In 18 Vorrundenspielen gelang dies dem FC St.Gallen nur zweimal. Alleine aus den letzten fünf Spielen resultierten elf Gegentore, insgesamt hatte nur das inferiore Schlusslicht Xamax mehr Gegentreffer zugelassen als die Espen.

Das offensive 4-3-3-System – neben dem Enthusiasmus Peter Zeidlers markantestes Merkmal – beschert dem kritischen Kybunpark-Publikum zwar Spektakel, allerdings auf Kosten der defensiven Stabilität. Der Trainer hält aber nichts davon, diese mit einem zweiten «Sechser» vor der Abwehr zu sichern. «Unser Spielprinzip ist ein Glaubenssatz», sagt Zeidler. «Wir beginnen mit drei Stürmern und nehmen während des Spiels kleine taktische Korrekturen vor.»

Ausserdem ortet der 56-Jährige Mängel nicht nur in der Defensive, sondern auch im Angriff. Peter Zeidler fordert Stürmertore. Die Frage, welcher Angreifer diese nach dem Langzeitausfall von Cedric Itten (Kreuzbandriss) erzielen soll, führt unweigerlich zu jener nach der Kaderzusammensetzung.

«Signale» an Barnetta

Mit der Ausleihe von Lausanne-Knipser Simone Rapp (26) wurde die schmerzlichste Lücke im Kader sinnvoll gefüllt. Um den Neuzugang ist die Auswahl an Stürmern nur vermeintlich kleiner geworden. Zwar werden Roman Buess und Nassim Ben Khalifa den Klub spätestens im Sommer verlassen, Trainer Zeidler sieht aber ohnehin andere Namen im offensiven Dreizack: Neben Dereck Kutesa oder Vincent Sierro auch jenen von Routinier Tranquillo Barnetta (33).

Der frühere Nationalspieler ist im 27-Mann-Kader des FC St.Gallen einer von 17 (!) Akteuren, deren Vertrag nur noch bis Ende Saison Gültigkeit hat (vgl. Kader-Übersicht in der Galerie). Im Falle von «Quillo» ist eine Vertragsverlängerung wahrscheinlich. «Er hat in der Vorrunde eindrücklich bewiesen, dass er der Mannschaft immer wieder helfen kann», sagt Sportchef Alain Sutter. Und Trainer Zeidler ergänzt: «Es sind Signale ausgesendet worden, dass es mit ihm weitergehen soll. Er wird für uns immer wichtiger.»

Vertraglich bis 2020 gebunden ist Captain Silvan Hefti (21), Gerüchten zufolge soll Meister YB aber ein Auge auf den Goldacher geworfen haben, sollte Nationalverteidiger Kevin Mbabu (23) ins Ausland wechseln. Sutter beruhigt: «Uns liegt kein konkretes Angebot vor. Ich mache mir keine Gedanken über einen Abgang von Silvan Hefti, er hat einen gültigen Vertrag bei uns.»

Alain Wiss in der Zwickmühle

Äusserst unerfreulich ist die Situation für Allrounder Alain Wiss (28), einer jener Spieler, deren Vertrag im Sommer ausläuft. Im Test gegen Hamburg verletzte sich der Luzerner schwer am Knie. Die Saison begann für ihn auf der Tribüne, in den letzten drei Spielen vor der Winterpause stand er jedoch in der Startelf. Durch seinen langfristigen Ausfall wird er der Clubführung wohl keine weiteren Argumente liefern können. «Das ist sehr ärgerlich», sagt Peter Zeidler. «Er ist ein etablierter Spieler, sein Ausfall ein herber Verlust.»

Apropos Allrounder: Einen solchen sieht Sportchef Alain Sutter auch in Neuzugang Víctor Ruiz (25). Der Spanier könne «offensiv auf allen fünf Positionen» eingesetzt werden und habe bisher einen guten Eindruck hinterlassen. Komplettiert wird zwar nicht das Kader, aber zumindest das Trainingslager mit den Junioren Angelo Campos (18, Angriff), Betim Fazliji (19, Mittelfeld) und Leonidas Stergiou (16, Abwehr). Nach dem Wintereinbruch folgt beim FC St.Gallen der Kaderumbruch.

Zeidler holte Ex-Bundesliga-Profi

Auf Sportchef Alain Sutter wartet also noch ein Säntis voll Arbeit. Zur Hand gegangen ist ihm dabei in mindestens zwei Fällen Trainer Zeidler. Er war es, der Eugen Polanski (32) als «Assistenztrainer-Praktikant» in die Ostschweiz holte, bevor der Ex-Bundesliga-Profi nach wenigen Tagen aufgrund einer anhaltend belastenden Familiensituation demissionierte. Und auch im Falle von Polanskis Nachfolger, dem ehemaligen Frankfurt-Captain Ioannis Amanatidis (37), war es Zeidler, der seine «Kontakte spielen» liess, wie er sagt.

Der FCSG-Trainer zur Ergänzung im Trainerstaff: «Ich wollte jemanden, der vor nicht allzu langer Zeit selber noch Profi war und unseren Spielern deshalb nahesteht.» Unter Peter Zeidler hat sich beim FC St.Gallen eben vieles geändert.

Die komplette Übersicht zum Kader und den Verträgen beim FC St.Gallen siehst du in unserer Galerie.

veröffentlicht: 18. Januar 2019 05:32
aktualisiert: 8. Januar 2020 16:33
Quelle: FM1Today

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