Mögliche Tierquälerei: Coop beendet Partnerschaft

16.10.2018, 16:31 Uhr
· Online seit 16.10.2018, 12:03 Uhr
In Langrickenbach TG soll ein Landwirt seine Schafe misshandelt haben. Nun haben ihn Tierschützer angezeigt – Coop und Bell beenden die Zusammenarbeit per sofort.
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Das Video* zeigt einen Bauern im Thurgau in einem Stall. Er packt die Schafe zum Teil an den Beinen und wirft sie vom einen zum anderen Ort. Auch soll er die Schafe schlagen, heisst es in einer Mitteilung des Vereins gegen Tierfabriken (VgT) Schweiz. Der Thurgauer Tierschützer Erwin Kessler schildert, dass die Schafe zum Teil mit Tritten und einem Knüppel misshandelt werden.

Anzeige erstattet

Auf Anfrage beim Bauern aus Herrenhof in der Gemeinde Langrickenbach TG zum fraglichen Video heisst es, er sei gerade dabei gewesen, die Tiere in einen Anhänger einzuladen. Das Video sei in einem ungünstigen Moment entstanden und stamme vermutlich von einem Nachbarn, der wütend auf ihn sei, sagt er gegenüber FM1Today. Ein paar Sekunden später wird das Telefon aufgelegt.

Der Verein gegen Tierfabriken VgT hat den Landwirten angezeigt und fordert ein sofortiges Tierhalteverbot für den Bauern und die Beschlagnahmung der Tiere. Ein Sprecher der Thurgauer Staatsanwaltschaft bestätigt, dass eine entsprechende Anzeige eingegangen sei. Die Staatsanwaltschaft stelle gemeinsam mit dem Veterinäramt weitere Untersuchungen an. Geklärt werden müsse unter anderem die Echtheit des Videos und wie legal die Aufnahmen beschafft wurden.

Keine tierschutzrechtlichen Beanstandungen

Die Unterlagen, die der VgT beim Veterinäramt eingereicht hatte, bezeichnet das Amt als «völlig unzureichend». «Die Tierhaltung des betroffenen Landwirtes hat nach bisherigen internen Abklärungen bis dato zu keinerlei tierschutzrechtlichen Beanstandungen geführt», teilen Staatsanwaltschaft und das Veterinäramt am Dienstagmittag schriftlich mit. Das Veterinäramt des Kantons Thurgau hatte noch im Frühjahr den Neubau des Schafstalls tierschutzrechtlich abgenommen

Facebook-Kommentare gegen den Bauern

Während die Staatsanwaltschaft ermittelt, griff der Verein gegen Tierfabriken zu radikalen Mitteln: Er veröffentliche Bilder des Thurgauer Bauern auf der VgT-Facebookseite, die ihn zeigen, wie er ein Schaf an einem Bein packt und darunter ein Familienfoto, welches ihn, seine Frau und seine Kinder zeigt. In den Kommentaren unter den Bildern werden der Landwirt und seine Familie aufs Heftigste beschimpft.

Schädliche Selbstjustiz

Gemäss Staatsanwaltschaft geht die Art und Weise der Veröffentlichung des Falles durch den VGT zu weit. Selbstjustiz in Form von öffentlichen Beiträgen schade häufig mehr als sie nütze, da die Ämter dann schlechter verdeckt ermitteln können.

Coop und Bell kündigen Zusammenarbeit

Der beschuldigte Bauer arbeitete in der Vergangenheit mit Coop und Bell zusammen. Beide Unternehmen beenden die Partnerschaft per sofort und untersuchen die Angelegenheit, heisst es auf Anfrage. «Die Bilder haben uns schockiert und wir gehen der Angelegenheit nun weiter intensiv nach», schreibt Urs Meier, Leiter Media Relations bei Coop. «Die gezeigten Zustände sind mit unserem langjährigen Engagement für das Wohl der Tiere nicht vereinbar und werden von uns nicht akzeptiert.» Aktuell habe Coop keine Produkte von diesem Produzenten im Sortiment.

Auch für Bell ist so ein Verhalten inakzeptabel. «Von unseren Lieferanten erwarten wir einen tadellosen Umgang mit ihren Tieren. Bis zur Klärung der Anschuldigungen verzichten wir per sofort und bis auf Weiteres auf die Zusammenarbeit mit dem Produzenten,» so Mediensprecher der Bell Food Group AG, Fabian Vetsch, gegenüber FM1Today.

*Aus rechtlichen Gründen verzichten wir auf die Veröffentlichung des Videomaterials.

veröffentlicht: 16. Oktober 2018 12:03
aktualisiert: 16. Oktober 2018 16:31
Quelle: red.

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