Tschüss, Wegwerfpackung!

07.01.2016, 12:17 Uhr
· Online seit 19.12.2015, 08:40 Uhr
Eine Woche recycelbar einkaufen: Ein Schweizer Journalist stiess bei seinem Selbstversuch an unerwartete Grenzen. Warum ausgerechnet Biogemüse in Plastik verpackt ist, verrät er hier.
Felix Unholz
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Nach dem kürzlich in Paris beschlossenen Klima-Abkommen wollte der Zürcher Conradin Zellweger nicht nur auf die Taten der Politiker warten, sondern selbst etwas unternehmen. Darum verzichtete er auf das, was sowieso nichts nützt: Wegwerfverpackungen. In einer Facebook-Gruppe dokumentieren er und andere Teilnehmer die Erfolge und Hürden beim Klimawandel-Experiment. Ob Zahnbürsten aus Bambus, Seife ohne Plastikverpackung oder Gemüse aus dem selbst mitgebrachten Stoffsack - vieles lässt sich finden oder organisieren.

Mit dem Tupperware beim Take Away

Doch nicht alles ist so einfach: «Ich vermisse Joghurt. Sogar das Joghurt im Glas hat immer einen Plastikdeckel.» Auch Kosmetikartikel und Zahnpastas gibt es kaum mit recycelbarer Verpackung. Und auch Nudeln und Reis haben meist noch irgendwas aus Plastik dran, damit man den Füllstand besser sieht. Butter mit recycelbarer Verpackung und Brotsäcke ohne Plastikanteil sind ebenfalls Wunschdenken.

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So schadet Plastik der Umwelt. Der Film ist eine Bachelorarbeit der HTW Chur.

Besonders absurd: Biogemüse ist in Plastik verpackt. Conradin aus Zürich hat nachgefragt: «Viele kaufen Biogemüse, weil es keine Pestizide dran hat. Offenbar haben sie Angst, dass es ohne Plastikschutz verunreinigt wird. Dabei könnte man das mit Abwaschen verhindern.» Auch an der offenen Käsetheke in der Migros wollte man ihm nichts direkt ins mitgebrachte Tupperware geben, «aus Hygienegründen». Dafür schaute beim Take Away niemand komisch, als Conradin mit seinem Tupperware auftauchte: «Das scheint dort gang und gäbe zu sein.»

Welches Essen stand diese Woche auf dem Speiseplan? Von Couscous mit Gemüse und Tomatensauce über Risotto mit Lauch und Gorgonzola aus dem «Chäslädeli» und eine Suppe mit einem Würstli: «Das musste ich halt einfach in der Hand mit nach Hause nehmen.»

Geld sparen dank weniger Abfall

Das Einkaufserlebnis von Conradin habe sich ziemlich verändert, weil er jetzt nicht mehr die schönsten Produkte kaufe, sondern «verkümmerte Verpackungen möglichst nur aus Papier». Obwohl er den einwöchigen Versuch wohl nicht weiterführt, hat er damit gezeigt: Ohne grossen Verzicht kann jeder von uns etwas zum Klimaschutz beitragen und dabei noch das Geld für Gebührensäcke sparen. Dem Friday Magazine verrät Conradin hier seine sechs besten Tipps für ein Leben ohne Wegwerfverpackungen.

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Plastikfrei einkaufen im FM1-Land

Ganz plastikfrei einkaufen geht fast nicht, meint Hildegard Mackscheidt vom Stadtladen St. Gallen, aber: «Sehr viele, besonders Jüngere, kaufen bei uns Getreide im Offenverkauf oder nehmen den Käse gleich im eigenen Behältnis mit.» Auch Geschirrspül- oder Putzmittel lässt sich in vielen Bioläden im FM1-Land nachfüllen. Der Claro Laden in St.Gallen bietet auch Nachfüllungen von Duschmitteln an, allerdings in Plastikflaschen. In den 80er-Jahren habe man noch viel bewusster eingekauft, erinnert sich Hildegardt Mackscheidt. Heute würden sogar viele Bioprodukte in Kartons verpackt, die «eigentlich sinnlos» seien, aber «im Gestell natürlich schön aussehen».

veröffentlicht: 19. Dezember 2015 08:40
aktualisiert: 7. Januar 2016 12:17

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