Wölfe im Schafspelz

«Cleaner»-Apps solltest du sofort wieder von deinem Handy löschen

· Online seit 15.01.2022, 15:14 Uhr
Keine Viren, kühle Temperaturen, bessere Leistung. Sogenannte Cleaner-Apps scheinen Wunder zu vollbringen, dabei schaden sie nur deinem Gerät. Warum du sie sofort entfernen solltest.
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Viele Apps versprechen, dein Handy von Müll zu befreien, doch gehören sie selbst in die Mülltonne. Sie kommen in allen Formen und Farben, als Cleaner, Antivirus, Booster oder sogar als Dateimanager. Immer wieder stürmen sie die App-Charts und täuschen vor, gebraucht zu werden. Doch dahinter steckt nur Placebo und oft ein Datenkrake.

Zugegeben, Google hat in seiner Files-App eine Cleaner-Funktion integriert. Diese löscht aber nur doppelte Daten oder veraltete Downloads. Auch Samsung hat eine solche Funktion in die Einstellungen platziert. Das ist höchstens hilfreich, um Speicherplatz freizugeben. Alles also harmlos. Kommen wir nun zu den Wölfen im Schafspelz:

1. Cleaner-Apps verlangsamen Handy und schaden dem Akku

Die Cleaner-Apps wollen das Handy reinigen, um die Leistung zu verbessern. Dafür knüpfen sie sich den Arbeitsspeicher und den Datenspeicher vor.

  • Der Arbeitsspeicher (Random Access Memory, kurz: RAM) ist quasi das Kurzzeitgedächtnis des Handys. Hier werden Daten kurzzeitig gespeichert. Wie schnell eine App lädt und wie viele gleichzeitig flüssig laufen, das alles hängt vom RAM ab. 
  • Der Datenspeicher hingegen hantiert mit Daten, die langfristig verfügbar sein müssen. Hierzu gehören auch App-Daten und der Cache. Also zum Beispiel Profilbilder von Social-Apps, gespeicherte Logins oder heruntergeladene Karten auf Google Maps.

Weder Arbeitsspeicher noch Datenspeicher sollten geleert werden. Cleaner-Apps boostern nicht, sie bremsen eher aus: Apps werden beendet und beim nächsten Start müssen sie ganz neu starten, heisst länger warten. Android und iOS verwalten schon den Arbeitsspeicher optimal. So läuft alles flüssig und nahtlos.

Immer, wenn eine App geschlossen wird, muss das Handy härter arbeiten. Das wirkt sich negativ auf den Akku aus. Dies bestätigte selbst Apple vor einigen Jahren. Auch arbeiten die Cleaner-Apps ununterbrochen im Hintergrund, was den Akku noch schneller leert.

Wird der Cache geleert, müssen die Apps gelöschte Daten neu herunterladen. Das heisst: höherer Datenverbrauch. Veraltete Cache-Dateien regelt das System selbst. Den Cache zu leeren macht nur Sinn, wenn eine App herumzickt und oft abstürzt.

2. Virenschutz fürs Smartphone überflüssig

Der beste Virenschutz bist du! Der gesunde Menschenverstand sollte völlig ausreichen. Was Antiviren-Apps liefern, können Android und iOS auch und das sogar viel besser.

  • Der integrierte Virenschutz von Android heisst Google Play Protect. Dieser prüft automatisch alle Apps auf Bedrohungen. Deshalb wird abgeraten, von einer anderen Quelle als dem Google Play Store eine App herunterzuladen.
  • iPhones und iPads lassen nur Programme aus dem App Store zu. Die Apps werden von Apple selbst auf Sicherheitslücken überprüft. Installationen aus anderen Quellen sind ohne Manipulation gar nicht möglich.
  • Die Apps laufen in einer Sandbox. Alles, was in dieser Sandbox passiert, bleibt isoliert vom Rest. Ausser du gibst einer App die nötigen Berechtigungen. Es lohnt sich, immer zu hinterfragen, ob gewisse App-Berechtigungen wirklich gebraucht werden.
  • Regelmässige Sicherheitsupdates sind ein Muss! Es tauchen immer wieder Sicherheitslücken auf, die von Angreifern ausgenutzt werden können. Die aktuellsten Versionen schützen dich vor Angriffen.

3. Software kann das Handy nicht kühlen

Software kann nicht zaubern. Apps, die behaupten, das Handy zu «kühlen», beenden lediglich laufende, rechenintensive Dienste. Das soll den Prozessor (CPU) entlasten, damit weniger Wärme erzeugt werden muss.

Wer zockt, 4K-Videos dreht oder stundenlang Netflix suchtet, muss mit Wärme rechnen. Da kann keine App das Handy automatisch kühlen. Da hilft nur: App schliessen und Tee trinken. Oder das Gerät ganz ausschalten.

4. Achtung, Datenschleuder!

Cleaner-Apps verlangsamen das Handy, verbrauchen mehr Akku, lügen und krallen sich sensible Daten. IT-Cracks entdecken immer wieder Apps, die den Nutzer ausspionieren, mit Werbung bombardieren und unnötige Berechtigungen abverlangen. Praktisch immer landen Sicherheits- und Cleaner-Apps auf der Gefahrenliste. Das Fachportal «Mobilsicher» hat Antiviren- und Systemcleaner-Apps analysiert. Nur zwei von 18 Apps konnten empfohlen werden. Die meisten Apps würden tracken und sinnlose Funktionen bieten. Oft hatten die Anbieter aus China keine Firmenwebsite. Sensible Daten wurden mit Drittanbietern geteilt, zum Beispiel die WLAN-Kennnummer, die Werbe-ID oder Standortdaten.

Fazit: Solche Drittanbieter-Apps sind unnötig. Die Handy-Betriebssysteme sind so programmiert, dass sie das Wichtigste selbst erledigen.

veröffentlicht: 15. Januar 2022 15:14
aktualisiert: 15. Januar 2022 15:14
Quelle: ArgoviaToday

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