Trotz Entschuldigung

Deutsche Oper entlässt Ballettdirektor nach Hundekot-Attacke

16.02.2023, 15:16 Uhr
· Online seit 16.02.2023, 15:09 Uhr
Die Staatsoper Hannover trennt sich von Ballettdirektor Marco Goecke wegen dessen Hundekot-Attacke auf eine deutsche Journalistin. Seine Stücke werden jedoch in Hannover weiter aufgeführt. Für sein Ballett im Opernhaus Zürich gab es bis jetzt keine Konsequenzen.
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Sein Vertrag als Ballettdirektor sei mit sofortiger Wirkung und im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst worden, sagte Intendantin Laura Berman am Donnerstag in der Theater-Spielstätte Ballhof Eins. Bereits am Montag hatte die Theaterleitung Goecke suspendiert. 

Kritikerin mit Hundekot beschmiert 

Goecke hatte am Samstagabend im Foyer des Opernhauses der norddeutschen Stadt die Journalistin der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», Wiebke Hüster, mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, immer «schlimme, persönliche» Kritiken zu schreiben. Drei Tage später bat der Ballettchef öffentlich um Entschuldigung – machte der Journalistin aber zugleich weitere Vorwürfe. Diese reagierte entrüstet und schockiert.

Ballett auch im Opernhaus Zürich aufgeführt

Auch im Opernhaus Zürich läuft aktuell ein Ballett von Goecke. Für dieses hat die Attacke bis jetzt keine Konsequenzen. «Unsere Ende Februar anstehende Wiederaufnahme des dreiteiligen Ballettabends, enthält auch ein Stück von Marco Goecke von 2020/21. Sie wird wie geplant stattfinden. Eine Neuproduktion mit Herrn Goecke steht derzeit nicht an», schreibt das Opernhaus Zürich auf Anfrage der Today-Redaktion. Er werde dafür auch nicht erneut nach Zürich kommen.

«Als ich gespürt habe, was er gemacht hat, habe ich geschrien»

Der Journalistin zufolge hatte Goecke im Opernfoyer unvermittelt eine Plastiktüte mit Hundekot aus der Tasche gezogen und ihr diese mit der offenen Seite ins Gesicht gerieben. «Als ich gespürt habe, was er gemacht hat, habe ich geschrien», sagte die 57-Jährige. Sie habe unter Schock gestanden und geweint.

Ballettdirektor entschuldigt sich, macht aber erneute Vorwürfe

Schriftlich erklärte Goecke später: «Ich möchte mich bei allen Beteiligten, an erster Stelle bei Frau Hüster, für meine absolut nicht gutzuheissende Aktion aufrichtig entschuldigen.» Der Choreograf erklärte die Attacke mit der «nervlichen Belastung zweier kurz aufeinander folgender Premieren». Gleichzeitig machte er Hüster erneut Vorwürfe und sprach von «oft gehässigen Kritiken».

Der eklige Übergriff hat international Schlagzeilen gemacht, unter anderem die BBC und die «New York Times» berichteten darüber. Die Attacke löste auch eine Debatte über das angespannte Verhältnis von Kunst und Kritik aus.

(sda/gin)

veröffentlicht: 16. Februar 2023 15:09
aktualisiert: 16. Februar 2023 15:16
Quelle: ZüriToday

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